Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
allem Möglichen, aber nicht im Mindesten nach weißen Rosen duftete, doch das konnte er in diesen Momenten nicht begreifen. Er sackte einfach auf die Knie und sah aus, als würde er kopfschüttelnd lachen.
Jitenji, die ihrem Kapitän hatte zu Hilfe kommen wollen, sah sich plötzlich alleine achtzehn geifernden Insektenungeheuern ausgesetzt. Auch sie zog ihre Waffe – ein gesägtes Florett – und wappnete sich für einen letzten Kampf, aber auch sie wurde umgangen. Einem der Psells immerhin fügte sie geistesgegenwärtig eine Stichwunde zu, aber der flackerte nur kurz und hechelte vorüber.
Tibe schoss die frei montierbaren Bordharpunen ab, drei hintereinander. Der erste Schuss traf einen Psell voll in die Brust. Der Psell kreischte, wurde nach hinten gerissen wie von einem Zugseil und löste sich in wehenden Sandrauch auf. Auch diese Harpune war mit Weißwasser behandelt worden. Der zweite Schuss verfehlte sein Ziel knapp. Der dritte erwischte einen Psell am Arm. Der Psell rotierte anderthalbmal um seine Längsachse, der Arm zerplatzte zu Sand, der einarmige Psell rannte nach seiner Drehung erst zehn Schritte in eine falsche Richtung, dann orientierte er sich neu und steuerte weiterhin das Rollschiff an. Es waren noch siebzehn.
Zemu half Glai, die den Wettlauf gegen Gilgel für sich entschieden hatte, das Schiffsmädchen Voy über die Bordwand zu hieven. Gilgel musste mit Bakenala über der Schulter alleine klarkommen. Er klang, als würde er schon wieder singen, aber er röchelte eher vor Wut und Erschöpfung.
Von hinten näherten sich Adain und Koaron dem immer noch verausgabt in sich zusammengesunkenen Kapitän. Adain riss ihn hoch und ohrfeigte ihn. Von allen neuartigen Eindrücken, die Koaron an diesem Tage bereits gesammelt hatte, war dies womöglich der schockierendste. Unfassbarer als Tsesins Tod oder das nutzlose Zerschellen des Beibootes oder der Tanz durch die berstenden Feinde. Das Ohrfeigen eines, seines Kapitäns. Wenngleich durch dessen imposanten Backenbart vielleicht abgefederter als bei jemandem mit glattrasierten Wangen. Renech kam wieder zu sich, lallte einen Befehl, der klang wie: »Das ist ein Befehl!«, dann warf Adain ihn sich über die Schulter und rannte weiter auf die Miralbra Vii zu, die sandbehaftet und sonnenverspiegelt vor ihnen aufragte wie eine wüstenflimmernde Augentäuschung.
Die vordersten der Psells hängten sich in die Fallreeps, an denen Gilgel und Glai noch immer quälend langsam hinaufkrauchten. Die Psells sahen dabei fast wie Bittsteller aus – mit hoch erhobenen Händen und aufwärts gerichteten Blicken versuchten sie, der Herrlichkeit des Gäusduftes teilhaftig zu werden. Zemu griff sich eine Sandschaufel und hieb und stach nach den vorwitzigsten. Tibe sprang ihm bei. Glai kam mit Voy oben an. Sofort machte sich die Sammlerin auf den Weg noch weiter nach oben, in die Wanten, zum Segelsetzen.
Ein Psell fasste Gilgels Fuß. Gilgel stürzte beinahe aus dem Reep. Doch Tibe bekam ihn zu fassen und zerrte ihn mitsamt dem Psell an Bord, so schmerzhaft, dass Gilgel sich beinahe den Arm auskugelte, aber er sang jetzt wirklich. Zemu hackte dem als blindem Passagier hochgezogenen Psell mit der Schaufel den Kopf vom Rumpf und brauchte fünf wütende Stöße dazu.
Unten sammelten sich Adain mit dem Kapitän, Koaron und Jitenji. Die Psells wimmelten aufgeregt flimmernd zwischen ihnen und ihrem Ziel, dem Schiff.
»Wie kommen wir da durch?«, ächzte Jitenji.
»Gar nicht«, antwortete Adain. »Diese Wesen sind zwar zielstrebig, aber nicht besonders einfallsreich. Wir nehmen einfach die andere Seite des Schiffes und klettern da ganz unbehelligt hoch.«
Jitenji starrte betreten ins Leere. Diese Wesen sind zwar zielstrebig, aber nicht besonders einfallsreich . Die fremde Frau mochte damit genauso gut die Sammler gemeint haben, die zu geradlinig waren, ein vor ihnen liegendes Problem einfach zu umgehen. Wenn wir in der Wüste einen Dämon sehen , dachte Jitenji, halten wir direkt darauf zu. Das ist unser Leben. Wir sind Umgehungen nicht gewöhnt .
Adain führte sie in einem Bogen um die hektisch übereinander kletternden Psells herum. Auf der abgewandten Reling warf ihnen Tibe ein Fallreep zu, und sie konnten sicher daran aufentern, während auf der anderen Seite Zemu die Fallreeps einfach mit seinem Küchenmesser durchschnitt, sodass die Psells an der Schiffswand abrutschten wie über Bord gekippter Abfall. Die Psells gaben aber immer noch nicht auf. Sie versuchten das Schiff
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