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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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dennoch zu erklettern, und da sie Fliegen nicht unähnlich waren, konnten sie sich tatsächlich das glatte Metall langsam hinaufschieben. Zemu fluchte ununterbrochen und versuchte die Insektenwesen mithilfe seines Spatens und eines Schrubbers zurückzustoßen. »Wäre nett, wenn das mal jemand anders machen könnte«, brüllte er zwischendurch, »schließlich bin ich verflucht noch mal der Schiffsarzt und muss mir die Verwundeten ansehen!«
    Adain stellte inzwischen den Kapitän auf seine Füße und versetzte ihm vor seiner Mannschaft eine zweite, einzig durch den Bart gedämpfte Ohrfeige. Kapitän Renech blinzelte und zuckte noch zweimal zusammen, als befürchtete er weitere Schläge, dann klärte sich sein Blick, und für einen Moment stierte er Adain wütend an, bevor er ihrem femininen Lächeln auswich. Ihm war klar, dass ihm nun nur noch seine Erfahrung weiterhelfen konnte, sonst war das niemals abebbende Gelächter sämtlicher Kaschemmen ihm sicher. Die Sonne war ein kahler, heller Fleck in einem weißen, blinden Himmel. »Danke, gut gemacht«, sagte er laut zu Adain. »Zemu? Um mich braucht man sich nicht zu … kümmern, ich habe die Maske verloren, als ein Großer mich traf, jetzt bin ich … bin ich wieder klar. Tibe? Bericht!« Mit jedem Wort verlor seine Stimme mehr von ihrem verräterischen Vibrieren.
    »Es sind noch sechzehn Dämonen, Käpt’n. Sie lassen nicht locker. Ein oder zwei Mann sollten sie zurückdrängen. Glai und Gilgel sind an den Segeln und erwarten Befehle. Voy und Bakenala sind außer Gefecht. Jitenji kann steuern, ich übernehme das Peilen.«
    »Koaron? Rauf zum Heißen, auf Jitenjis Befehle«, ordnete der Kapitän an. Koaron sagte nur »Aye, Käpt’n«, wechselte einen kurzen Blick mit Adain und stieg in die Wanten. »Ich und … wie war noch mal Euer Name?«, fragte der Kapitän die Frau, die vor ihm stand und nicht zu seiner Besatzung gehörte und vor der er mehr Angst hatte als vor den Psells.
    »Adain«, gab diese ihm mit einem spöttischen Lächeln Auskunft.
    »Ich und Adain übernehmen das Zurückhalten der Feinde. Zemu, ich glaube, Voy fehlt nichts Ernstes. Kümmere dich zuerst um Bakenala.«
    »Aye, Käpt’n!«
    »Alle an ihre Stationen! Auf Jitenjis Befehl: Kurs zurück zur Stadt.«
    »Mit Verlaub, Käpt’n«, wagte Jitenji anzubringen, »wo sind Tsesin und die beiden Beiboote?«
    Der Kapitän wandte sich ihr kurz zu. Schon wieder ein Weibsbild, das ihn infrage stellte. Seine Erfahrung. Seine Erfahrung musste ihm helfen. »Tot, leckgeschlagen und abgetrieben. Wir werden bei anderer Gelegenheit einen Bergungsversuch starten. Verzeichnet diese Position, aber jetzt will ich erst mal weg von hier. Wir haben schließlich Verwundete, und ich bin keiner von denen, um mich muss sich niemand kümmern.«
    »Und Beute, Käpt’n, mit Verlaub?«
    Kapitän Renech sah zu seinen eigenen Segeln hinauf. Die Sonne. So matt und tot. Kein Leben ringsum. Eine Gespensterwüste. »Das ist noch nicht raus.« Ihm war ein Gedanke gekommen. Endlich ein rettender Gedanke. Er räusperte sich und formulierte noch einmal um: »Das wird sich noch erweisen.« Als nichts mehr von ihm kam, erteilte Jitenji die präzisen Anweisungen zum Segelsetzen. Glai, Gilgel und Koaron gaben zu dritt ihr Bestes, um den Befehlen nachzukommen, aber eigentlich fehlte mindestens noch Bakenala in den Wanten. Der Wind füllte und fasste die Segel. Durch die Miralbra Vii ging erst ein Ruck, dann nahm sie an Fahrt auf. Jitenji hatte alle Anker draußen losbekommen. Es war ein Glück, dass Wüstendämonen nicht die Intelligenz besaßen, die Räder eines Schiffes einfach mit Steinen oder auch mit ihren eigenen splitterigen Leibern zu blockieren, dachte sich der Kapitän. Es war ein Glück, dass sie nicht denken konnten, so wie er mit all seiner Erfahrung.
    Tibe orientierte die Miralbra Vii anhand ihrer Hinwegsspuren, die vom Sandwind beinahe überweht, für Tibes erfahrene Augen jedoch noch als unebene Bahn zu erkennen waren. Zemu wurde zum Arzt und tat sein Möglichstes, um Bakenala auf dem grobkörnigen Deck zu versorgen. Kapitän Renech und Adain lehnten sich weit über die Backbordwand und schubsten mit Schrubbern und Spaten die heraufkrabbelnden Psells immer wieder zurück. Diejenigen, die ganz abfielen, rappelten sich unten wieder hoch und folgten dem Schiff, so gut es ihnen möglich war. In das sonnengegerbte Gesicht des Kapitäns fraß sich langsam ein breites Lächeln. Er kratzte mit den Zähnen den letzten Dreck von

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