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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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er.
    »Sie ist abgestürzt. Ist auf einem Riesen herumgestiegen. Konnte sich nicht halten.« Adain musterte die Wände, die beinahe ebenso über und über mit medizinischen Schnittzeichnungen des menschlichen Körpers bedeckt waren wie Orisons kreidebeschrifteter Ratssaal. Es gab andere Quer- und Längsschnitte. Besonders die Unterleiber sahen interessant aus. Plötzlich spürte sie ein Skalpell an ihrer Kehle. Der beleibte Schiffsarzt drängte seinen Fassbauch gegen sie, sodass sie seine grauen Bartstoppeln an ihrer Wange spürte und seinen schlechten Atem roch, und presste ihr die kühle Klinge gegen ihren männlich hervorstehenden Kehlkopf.
    »Und wer bei allen Seeteufeln bist du ?«, keuchte er. »Keine Ahnung, wie es dir gelungen ist, den Kapitän kirre zu machen und kleinzukriegen, aber für mich gibt es da draußen nur zwei Sorten von Weibern, denen man mal so eben zufällig über den Weg laufen kann: Die erste Sorte sind verfluchte Dämonenhuren, die einem die Sinne verwirren, bevor sie einen fressen, und die zweite Art sind Bescheidene , mit denen ich – das kannst du mir glauben – mehr Rechnungen offen habe als mit den verfluchten Dämonenhuren. Also, zu welcher Sorte gehörst du, hm? Und lüg mir nicht vor, zur zweiten, nur um mir einen Gefallen zu tun, Süße!«
    »Ich muss dich leider enttäuschen.« Adain lächelte schon wieder.
    »Enttäuschen?«
    Sie trat ihm so hart seitlich gegen die Knie, dass in seinem linken Kniegelenk etwas aus der Verankerung sprang. Gleichzeitig entzog sie sich seinem Skalpell, entwand es ihm, indem sie ihm beinahe die Finger brach, und versetzte ihm einen schmerzhaften Stoß mit dem Ellenbogen genau auf sein übelriechendes Mundwerk. »Also, erstens lasse ich mich nicht so plump überwältigen. Zweitens bist du mir nicht hübsch genug, dass ich dich ungebeten so nahe an mich heranlassen möchte. Drittens bin ich nicht bescheiden, sondern ein Dämon. Und für dich, viertens, auch keine Süße, sondern ein Mann.« Zemu wäre gestürzt, wenn Adain ihn nicht festgehalten hätte. Sein getretenes Bein wollte versagen. Der Schiffsarzt gab vor Schmerz winselnde Geräusche von sich wie ein von seinem Besitzer zu lange im Stich gelassener Hund. Adain stützte ihn und renkte ihm das Bein wieder ein. Jetzt wollte Zemu gellend losbrüllen, doch Adain hielt ihm eine Hand auf den Mund und erstickte den Schrei. »Abgesehen von diesen vier Enttäuschungen bin ich bis auf Weiteres auf eurer Seite. Ich habe deinem Kapitän das Leben gerettet und diese Frau und auch das andere Mädchen ziemlich weit durch die Wüste zu eurem Schiff geschleppt. Also lass uns einfach einander helfen, in Ordnung?«
    »Ein Mann?«, nuschelte Zemu, als der Schmerz langsam abebbte und auch sein Mund sich wieder so weit bewegen ließ, dass er Worte artikulieren konnte. »Und ein Dämon?«
    »Ja. Aber keiner von denen, die sich von euch sammeln lassen. Ich gehöre einer älteren, würdevolleren Art an.«
    »So wie damals? Zur Zeit der großen Weiß-Sagung?«
    »Meinst du das, was ich das Ende nennen würde?«
    »Ja. Als das ganze vormals grüne Land schlohweiß wurde vor Schrecken.«
    Adain nickte. »Aus dieser Zeit stamme ich.«
    »Aber damals herrschte Krieg. Menschen gegen Dämonen.«
    »Das ist lange her. Heute bin ich wahrscheinlich der letzte meiner Art. Und Menschen wie damals gibt es offensichtlich auch keine mehr.«
    Zemu schnaufte und ächzte. Dann überwand er sich. Diese Dämonenfrau, die von sich behauptete, ein Mann zu sein, war tatsächlich anders als alle Wüstenwesen, von denen man sich erzählte. Es gab weißlich durchscheinende, hübsch anzuschauende Gespenster dort draußen, die wie Mischungen waren aus einem Ziervogel, einer seltenen Blume und einer Tänzerin. Mit klagendem Gesang lockten sie Männer an, um ihnen dann die heftig pochenden Herzen aus den Leibern zu nagen. Diese hier jedoch lockte niemanden an. Wenn er sie so von Nahem besah, mit ihrem markanten Kinn, ihrem Kehlkopf und ihrer flachen Brust, sah sie sogar herbe und hässlich aus. Selbst ihre Haare hatten einen leicht grünspanigen Schimmer. Und ihre Wimpern wirkten künstlich, als seien sie angeklebt.
    »Lässt du mich Bakenala untersuchen?«, fragte er beinahe zaghaft.
    »Selbstverständlich. Deshalb sind wir ja hier unten.«
    Zemu riss sich zusammen. Sein Bein pochte noch, ließ sich aber schon wieder belasten. »Wie hast du das gemacht mit dem Bein?«
    »Ein einfacher Tritt.«
    Zemu machte sich daran, Bakenala den Anzug zu

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