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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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öffnen, um sie gründlich abtasten zu können.
    »Nein, ich meine: hinterher. Das Kniegelenk wieder zu richten.«
    »Ich habe Zeichnungen studiert wie diese hier. Zeichnungen von Körpern. Es waren auch menschliche Körper dabei. Sie unterscheiden sich nicht gravierend von denen von Hühnern. Ich frage mich nun, ob Orison euch ebenfalls geschaffen hat.«
    »Orison?«
    »Ja.«
    »Wer ist das?«
    »Ihr habt es fertiggebracht, Orison zu vergessen?«
    »Ich habe noch nie von ihm gehört. Das ist nicht das Gleiche, wie ihn zu vergessen.«
    »Wer ist euer König oder eure Königin?«
    »So etwas brauchen wir nicht. Glengo Dihn ist unser Fürst, und Dereiferer ist sein Schamane.«
    »Der Eiferer?«
    »Dereiferer. Er spricht sich zusammen aus, aber es ist ein Titel genauso wie ein Name. Die Bescheidenen jedoch haben einen König. Das dürfte dich vielleicht interessieren.«
    »Wer sind die Bescheidenen ?«
    »Wahnsinnige. Sektierer. Und Piraten. Sie plündern uns, wann immer es ihnen in den Sinn kommt. Ihr König heißt Paner Eleod. Er dürfte dir vielleicht sogar gefallen. Er ist ein Kämpfer, so wie du.«
    »Wo leben diese Bescheidenen ?«
    »In den drei Oststädten, die die große Weiß-Sagung übriggelassen hat. Tjetdrias, Cerru und Kirred. Aber da die Bescheidenen wahnsinnig sind, nennen sie die Städte Tjet, Cer und Kirr. Sie denken, das wäre Bescheidenheit .« Während er rumpelig redete, legte Zemu den wunderschönen Körper Bakenalas frei wie das kostbare Innere einer Frucht. Ihr Schamhaar hatte die Farbe von sonnenverwöhntem Weizen. Ihr Busen war selbst im Liegen noch beachtlich prall und fest. Adain spürte, wie seine Männlichkeit sich regte. Das Gefühl war sanft und dringlich zugleich.
    »Zu wem betet ihr?«, fragte er den schnaufenden Schiffsarzt.
    »Beten? Zu Gott natürlich.«
    »Wo wohnt dieser Gott?«
    Zemu warf Adain einen kurzen, finsteren Blick zu. »Was weiß ich? Im Himmel. Überall. In unseren Herzen. In unseren Kirchen.«
    »Also existiert er nicht wirklich. Er ist nur eine Idee.«
    »Oh, er existiert. Er hat alles gemacht.«
    Adain lächelte und dachte an Orison. »Ihr seid also auch … Sektierer.«
    »Unsinn! Wir beten ja nicht andauernd! Meistens … fluchen wir! Wir sind Seeleute, auch wenn wir zwischen den Wogen der Wüste unterwegs sind. Und wenn wir so etwas wie einen … übernatürlichen Beistand suchen, der uns nahe ist, der einer von uns war, dann wenden wir uns nicht mal an Gott, sondern an Blannitt.«
    »Ist Blannitt ebenfalls ein Gott?«
    »Nein. Er war ein Seemann. Ein Teufelskerl von einem Seemann. Er hat unsere Stadt gegründet. Das war kurz nach der Weiß-Sagung. Als fast nichts mehr am Leben war. Blannitt, der große Kapitän! Er hat die Überlebenden auf ihren Flößen und Booten versammelt und ihnen das grünende Eiland versprochen.« Sorgfältig löste Zemu die Schutzmaske von Bakenalas Gesicht. Ihr Antlitz darunter sah der Maske ausgesprochen ähnlich, war aber bleicher und verletzlicher.
    »Das grünende Eiland?«
    Zemu begann, an Bakenalas Gliedmaßen herumzukneten, um den Schaden zu ermessen. »Ja. Eine Fabelinsel irgendwo in der Grünen See. Aber niemand hat sie je gefunden. Es ist sehr schwer geworden, die Grüne See zu erforschen, denn in ihr wimmeln jetzt viel mehr Ungeheuer herum als früher. Dereiferer sagt, das liegt daran, dass weniger Menschen an den Küsten leben und dass sich die Bewohner des Meeres deshalb ungehinderter vermehren und verunarten können. Sie werden auch viel größer, als das früher der Fall war.«
    »Und dennoch wagt der König der Bescheidenen es, mit Piratenschiffen übers Meer zu fahren?«
    »Nicht nur. Er schickt auch Landpiraten, die wie wir auf Rädern segeln. Aber einige dieser Mörder kommen tatsächlich auf Schiffen. Direkt unter Land ist es noch ungefährlich. Die großen Kreaturen der See meiden im Allgemeinen die Küste, weil das Land seit der Weiß-Sagung giftig für sie ist. Nur manchmal, an bestimmten Tagen, bei Sturm über dem Meer oder bei seltenen Strömungen, kommen die Ungeheuer der Stadt nahe. Wir haben Meeressammler, die sich dann darum kümmern müssen.«
    Adain schwieg und betrachtete abwechselnd die nach weißen Rosen und menschlicher Weiblichkeit duftende nackte Frau und den schwergliedrigen, fleischknetenden Schiffsarzt.
    »Und was haben die Bescheidenen dir geraubt?«
    »Darüber will ich nicht sprechen … Dämon.« Zemu hielt im Abtasten nicht inne, aber das Wort Dämon kam erst nach einer kurzen Pause.
    Adain

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