Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
machte dabei die Geräusche eines Lungenkranken.
»Aufhören«, sagte der Hochgewachsene, der sich auf sein gebrochenes Gelenk nicht hatte abstützen können und der nun wehrlos gekrümmt auf der Seite lag. »Aufhören, bitte.«
»Aufhören, bitte ?«, äffte Adain ihn nach. Sie stellte sich breitbeinig über ihn und steckte ihre beiden Waffen wieder in die Halfter zurück. »Was seid ihr denn für armselige Leute? Warum greift ihr mich an?«
»Wir sind … Bescheidenen vertilger. Wir haben … Befehl, dich zu … ergreifen und in … einem der Gatter zu … verwahren.«
»Das sagtest du schon, du kläglicher Mensch. Aber wer gibt solche Befehle aus?«
»Unser Kommandant. Ihm ist … von einem Sammler … ein Dämonenweib gemeldet worden.«
»Ach, ich verstehe. Ja, das hatte ich ganz vergessen. Wie nennt ihr euch noch mal?«
»Die … Bescheidenen vertilger.«
»Wisst ihr was? Ihr solltet euch einen neuen Namen geben. Wie wäre es mit: die Unterlegenen ? Das wäre doch mal eine ehrliche Bezeichnung für pluderhosige Stümper wie euch!« Adain lauschte in sich, ob sie ein Lachen ankommen wollte, aber es reichte immer noch nicht. Stattdessen kramte sie in ihrer Schenkeltasche und förderte eine goldene Plakette zutage, die sie dem Liegenden vor die vor Schmerz schielenden Augen hielt. »Ich stehe unter dem persönlichen Schutz von Demeiferer, dem Berater des Fürsten. Vielleicht hättet ihr euch danach erkundigen sollen, bevor ihr mich angreift.«
Der Liegende starrte sie und ihre Plakette einfach nur an. Dann sank sein Kopf in den Sand, und er schien sich am liebsten in sich verkriechen zu wollen.
Adain steckte die Plakette wieder weg. »Einer deiner Männer ist tot. Und ein Zweiter wird gerade von den Gefangenen in Stücke gerissen. Er wird also, wenn ich das richtig verstehe, von Bescheidenen vertilgt . Vielleicht solltest du dich ein wenig zusammenreißen und es nicht ganz so weit kommen lassen, sonst gibt es außer Die Unterlegenen wirklich keine Zukunft mehr für euch.« Sie klopfte ihm aufmunternd gegen die Schulter, hatte aber ansonsten keine Lust, sich das Elend noch bis zu Ende anzuschauen. Adain verließ die Gatterdocks mit stolzem, ruhigem Schritt, und alle Menschen machten ihr mindestens fünf Mannslängen weit Platz, kamen dadurch den Gitterstäben sehr nahe, aber die mannshohen Dämonen der Wüste waren wie erblindet oder abgestorben: Im Gegensatz zu den bescheidenen Frauen ergriffen sie sich niemanden.
Koaron nahm die sich neuerlich bockig gebärdende Voy mit zu Frentes, seinem Mentor.
Der alte, dem Rauschöl verfallene Sammler hauste im verrosteten Wrack einer uralten Miralbra , der originalen Miralbra Iv , die seinerzeit im Kampf gegen einen Großen zerstört, ausgeschlachtet und mitten in der Wüste liegen gelassen worden war, bis Frentes und ein paar befreundete Sammler auf die Idee gekommen waren, sie mit Schleppseglern in die Stadt zu ziehen und dort eine Art Treffpunkt daraus zu machen. Mittlerweile jedoch traf sich beinahe niemand mehr mit dem ausgemergelt zahnlosen Frentes. Er polierte noch immer seine Andenkensammlung an glorreiche Zeiten – Harpunen, Fangseile, ein altertümlich anmutendes Verringerermodell, vierzig Jahre alte Schutzbrillen und -kleidungen, Skizzen von früheren Dämonenformen, das Steuerruder einer anderen havarierten Miralbra , blutbespritztes Segeltuch, das zerbrochene Gabelschwert eines längst verstorbenen Kapitäns, zwei von Holzwürmern löchrig gefressene Logbücher und zwei Fossilien, die in der Wüste gefunden worden waren und bei denen es sich wahrscheinlich um versteinerte Skelettbestandteile von Wüstendämonen handelte, möglicherweise von vor der großen Weiß-Sagung, aber so genau konnte das niemand bestimmen – und war neugierig auf alles, was sich in seiner »sauberen, weißen Sandsee« so tat. Jetzt war er hocherfreut über Voys Anwesenheit – »Ein echtes Schiffsmädchen, so ein Schatz ist mir ja schon lange nicht mehr murmel murmel« – und Koarons Besuch – »Ich werde uns gleich einen besonderen Tee murmel murmel« –, polierte mit verdoppeltem Eifer selbst an Türrahmen und Bullaugen herum und versuchte, es den beiden jungen Menschen in seiner Kajüte so gemütlich wie möglich zu machen. Dennoch verzog Voy kontinuierlich das Gesicht, denn es stank nicht nur nach kalten und in sämtlichen Gardinen hängenden Rauschölrückständen, sondern auch nach der unregelmäßigen Verdauung eines alten, einsamen Mannes.
Koaron erzählte, was
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