Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
passiert war. Eine weitere zerstörte Miralbra . Durch die Hand eines neuartig riesigen Großen. Ein Gäus, der seine Stacheln absprengte. Und ein unwahrscheinlich schönes Weib aus dem Dämonenschlund. Bei diesem letzteren Thema sagte Voy: »Pah, die sieht doch gar nicht so gut aus. Ich hab sie zuerst für einen Kerl gehalten!«
Frentes lauschte mit dermaßen weit geöffnetem Mund, dass man sich wirklich davon überzeugen konnte: Die langjährige Rauschölsucht hatte ihn all seiner Zähne beraubt. Wahrscheinlich war Frentes zehn oder zwanzig Jahre jünger, als er aussah, aber er wirkte wie achtzig.
»Das sind ja kolossale Neuigkeiten, mein Junge. Bei diesem Dämonenweib scheint es sich um einen echten Mahlstrom zu handeln. Große Umwälzungen stehen bevor, ich sage das ja schon lange murmel murmel.« Er goss den beiden einen Tee ein, der die Farbe der Grünen See hatte und auch ähnlich salzig schmeckte. Koaron fragte sich, ob es Suppe war statt Tee und ob er sich vorhin nur verhört hatte, als Frentes ihnen einen Tee kredenzen wollte.
»Was meinst du mit: ein Mahlstrom? Wie kann ein Mensch ein Mahlstrom sein?«
»Kein Mensch, mein Junge! Sagtest du nicht, dass sie aus dem Schlund kommt? Müssen denn nicht alle Wesen aus dem Schlund das Wesen des Schlundes in sich tragen?«
»Aber der Schlund ist leer! Man hat ihn gefunden und genau betrachtet, jedes Jahr überprüft man diese Leere im Auftrag des Schamanen, soviel ich weiß.«
»Na ja, soooo leer kann er ja nicht sein, wenn Weiber ihm entsteigen mumel murmel. Und früher, vor der großen Weiß-Sagung, da brodelte und wirbelte es in ihm wie in meinem Bauch, wenn ich Zwiebeln esse, entschuldige bitte, Schiffsmädchen, murmel murmel murmel.«
»Und was für Umwälzungen?«
»Wer kann so etwas abschätzen? Schiffe fliegen hoch murmel murmel. Ein Gäus verschießt sich selbst. Vielleicht werden bald alle Dämonen das Sprechen beginnen, wer weiß das schon? Gestern hat man vor der Stadt einen himmelhohen Feuerhund gesehen.«
»Das war der rote Große. Das Dämonenweib hat ihn verringert und bei sich.«
»So ist das also! Und der Fürst will ihn als Waffe führen murmel murmel murmel. Halte dich heraus aus den Kämpfen, mein Junge! Wenn der Mahlstrom in der Nähe ist, geraten die Dinge in Bewegung und gleichzeitig in Unordnung. Oder es ist doch eine Ordnung, aber eine, deren Sinn uns Menschen murmel murmel.«
»Jeder rät mir, mich aus den kommenden Kämpfen herauszuhalten.«
»Jeder? Wer denn noch?«
»Du und Wennim.«
»Ach ja. Ach ja. Ach ja. Der arme Kerl. Der arme Bursche.«
»Aber …« Koaron stockte und überlegte sich, ob er wirklich vor Voy darüber sprechen wollte, aber ein Seitenblick auf sie überzeugte ihn davon, dass sie sich mit angewidertem Gesicht eher mit den gemalten Mustern auf ihrer Teetasse befasste als mit dem Inhalt des um sie herum stattfindenden Gesprächs. »Aber ich habe wirklich Mist gebaut da draußen, Frentes. Direkt vor mir im Beiboot wurde mein Steuerer getötet. Dann habe ich das Beiboot sinnlos zu Schrott gefahren. Dann bin ich ebenso sinnlos auf einem durchgehenden Großen herumgekraxelt. Und dann war ich vollkommen hilflos im Kampf gegen Psells und musste mir von einer Frau zeigen lassen, wie man’s eigentlich machen sollte. Es ist höchste Zeit, dass ich mich endlich richtig bewähre, sonst lachen bald alle über mich. Nicht in den Docks. Sondern draußen, wo die Aufgaben … riesig sind.«
»Junge, du willst doch nicht wohl einen Kampf gegen die Bescheidenen nutzen, um dir etwas zu beweisen?«
»Warum denn nicht? Das muss doch … bewältigbarer sein als ein Großer!«
»Aber Paner Eleod ist ein Teufel! Kein Dämon, ein Teufel! Man sagt, er stammt nicht aus unserem Land. Er ist aus dem Reich jenseits des Wolkengebirges gekommen. Aus Coldrin.«
Frentes hatte diese Geschichte natürlich schon hundertmal erzählt. Wie Paner Eleod auf einem einzigartigen, wie ein lebendiger Riesenkäfer wirkenden Schiff aus dem Norden gekommen war gleich einem Blannitt der Ostküste und den lethargisch vor sich hin kauernden Nachkommen der Überlebenden der drei Oststädte Führung, Zucht und philosophische Irrlehren verabreichte. Wie diese sich daraufhin damit beschieden hatten, dem Land zu dienen, anstatt es zu bebauen und somit auszubeuten, und sich stattdessen zu Raubfeinden des Ackerbau und Gärten betreibenden Aztrivavez entwickelten. Frentes erzählte alle Geschichten, die eindrucksvoll genug waren, hundertmal. Aber das
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