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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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machte Koaron nichts aus. Allein die Erwähnung des Wortes Coldrin machte ihn immer ganz kribbelig. Das von Legenden wie von Gebirgsketten umwucherte Coldrin! Grün sollte es dort sein, wimmelnd vor Leben und fruchtbar. Wie gerne hätte er dieses Land bereist, die Querung der als unbezwingbar geltenden Berge gewagt!
    Frentes drang weiter in ihn: »Nicht gegen die Bescheidenen sollst du dich verzetteln. Die Wüste soll deine Bestimmung sein. Vielleicht die Verbotene Mitte. Vielleicht sogar noch mehr. Nördlich. Zegwicu. Nördlich!«
    »Als Kapitän«, wiederholte Koaron matt das, was Frentes ihm seit Jahren vorschwärmte.
    »Ja! Als Kapitän! Sieh mich an: Das krude Öl hat mir alles genommen! Aber für vier Tage und vier Nächte meines Lebens war ich, der verwirrte, versponnene Frentes, Kapitän einer Miralbra !«
    »Ja. Weil euer echter Kapitän an einem Fieber verreckt ist.«
    »Aber das tut ja nichts zur Sache! Mich haben sie gewählt, ihn zu vertreten, mich ! Und du bist viel geschickter, als ich es jemals war! Warum solltest du kein Kapitän werden, für mehr, bedeutend mehr als nur vier Tage und vier Nächte?« Wenn Frentes sich so ereiferte und aufhörte zu murmeln, dann roch sein Mund besonders unangenehm nach dem »kruden Öl«, wie er sein freudenspendendes Verhängnis in Hassliebe nannte.
    Koaron schwieg für eine Weile. Frentes verstummte ebenfalls, mümmelte nur vor sich hin. Voy schwieg und betrachtete nun auch die Bilder auf den Teetassen der beiden anderen. Dann hielt sie es nicht mehr aus, ging zu einem der Bullaugen, öffnete es und atmete ins Freie.
    »Frentes, manchmal möchte ich einen Einhandsegler stehlen, einfach aufbrechen und Coldrin sehen.«
    »Ja! Mach das doch, mein Junge! Die Reise dorthin, was du dort alles erleben, erfahren, erblicken wirst, wird einen Mann aus dir machen, wie ihn diese Mängelstadt noch nicht hervorgebracht hat. Heische nicht immer nach der Anerkennung der Mittelmäßigen. Sei bereit, den Preis zu zahlen, den wahre Größe fordert!«
    »So wie Wennim?«
    »Ach! Vergiss doch den! Weißt du, wer Wennim ist? Wennim ist, was aus dir geworden wäre, wenn du niemals den Mumm gefunden hättest, den Sprung hinaus in die Wüste zu wagen murmel murmel murmel!«
    Koaron wollte etwas entgegnen, etwas, das Wennim seine Würde als eigenständige Person zurückgeben würde, aber ihm fiel nichts ein. Der Dreifache Taucher war Schwachsinn. Eine Fehleinschätzung. Erfahrene Seglerkonstrukteure hatten schon immer gesagt, dass entweder das Boot oder der Steuerer auseinanderbrechen müssten bei der Belastung eines solches Sprunges. Und dennoch hatten sie sich herangetastet, Wennim und Koaron und noch zwei andere Spinner, wie blinde Besessene, die auf eine Steilklippe zutanzen. Der Einfache Taucher . Der Zweifache Taucher mit seiner extremen Belastung, seiner kurzzeitigen Atemnot, dem Schwindel, dem Aufprall, der blutrot explodierenden Nacht. Der Dreifache Taucher war nicht zu schaffen. Aber genauso wenig konnte man einen Gäus erklettern oder einen doppelt so hohen Hund verringern. Die Welt der winterlichen Wüste bestand aus Unmöglichkeiten.
    Koaron hielt es nicht mehr aus. Er schnappte sich Voy und stürmte nach draußen.
    In der Abenddämmerung leuchteten einige der Gebäudequader auf, als seien sie mit Blut bestrichen.
    Auf einer Brücke mitten in der Stadt versammelten sich Menschen, um einen riesenhaften roten Ziegenbock anzubeten, der gestern von einigen an der Küste gesichtet worden war. Koaron und Voy mischten sich unter sie, aber weder seewärts noch in Richtung der Wüste war irgendetwas zu sehen, das sich vom gewohnt bewegten Grün oder dem gewohnt erstarrten Weiß unterschied.
    Die Nacht braute sich über Aztrivavez zusammen.
    Adain schlug und würgte in dieser Nacht den Schamanen Dereiferer so stark, dass diesem die Augen aus den Höhlen traten und die Zunge und Lippen blau anliefen. Wiederholt schmetterte sie ihn gegen seine bücherüberladenen Wandregale. Sie hatte das Bedürfnis, ihm die Existenz der Gatterdocks heimzuzahlen; woher dieses Bedürfnis aber stammte, wusste sie selbst nicht genau.
    Dereiferer rezitierte wieder etwas, aber da ihm seine angeschwollene Zunge oder ein paar losegeprügelte Zähne im Wege waren, konnte Adain ihn erst nach der dritten Wiederholung verstehen:
    »Du magst rennen, aber die Gespenster werden dich nicht vergessen
    Du magst dich verstecken, aber die Gespenster werden dich von innen fressen.«
    Sie ließ ihn nackt in seinen Trümmern

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