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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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daran reiben, aber Koaron zog die Hand zurück. Wennim verfiel wieder in sein schmales, sarkastisches Grinsen.
    Koaron schnappte sich die protestierende Voy vom Einhandsegler des ebenfalls protestierenden Angebers und verließ den Treppenplatz.
    Als Adain die Behausung des Schamanen verließ, glühte im Himmel die Sonne. Es war heiß und trocken, also stillte sie an einem öffentlichen Brunnen ihren Durst. Sie soff wie ein Loch, mit wildem, durstverzerrtem Gesicht. Männer starrten sie an, schauten unermüdlich zu, wie das Wasser über ihre glänzende Kleidung perlte.
    Es gab keinen Fluss, der in die Südküste mündete, also auch kein Süßwasserdelta, von dem Aztrivavez sich Trink- und Brauchwasser abzweigen konnte. Dennoch gab es hier sogar Nutzgärten, die von Bewässerungsgräben durchsickert waren. Es musste hier gute Brunnenkundler geben oder reichlich Regen, der in Zisternen aufgefangen wurde. Oder einen Zauber, der in der Lage war, salzig in süß zu verwandeln.
    Adain schlenderte herum, ließ sich von Menschenströmungen treiben, folgte eine Zeit lang einem glattrasierten Jüngling, der eine dunkle Kutte trug, in der vorne ein gezacktes Loch geschnitten war, durch das man sein eindrucksvolles Gemächt schaukeln sehen konnte. Dann wieder wurde sie abgelenkt von einer sehr schönen Frau in einer Art Korsett, mit Strümpfen, die an ein Fischernetz erinnerten, und hochhackigen Schuhen. Sie erinnerte sich an Bakenalas verführerische Nacktheit und hoffte, die schöne Sammlerin würde bald wieder einsatzfähig sein. Adain ging zwischen Lasttieren und streunenden Hunden, zwischen Gepäckträgern und Laufburschen, zwei Einradfahrern, einer Einhandseglerin mit beinahe bodenlangen Locken, zwischen fettleibigen Kurtisanen, mageren Händlern und abgerissenen Kinderbanden umher und fand sich schließlich in den Gatterdocks wieder. Dort wurden Geistwesen aus der Wüste in Käfigen gehalten, bestaunt und bespuckt. Adain sah etwa ein Dutzend Mannshohe unterschiedlicher Färbung und Ausprägung, keinen einzigen Psell, dafür lauter andere Formen und Variationen. Und sie sah einen traurig in einem viel zu kleinen Gestell zusammengepferchten Großen, der zwölf Arme hatte, die ihm nun alle nichts mehr nutzten. Aus seinen zusammengekniffenen Augen und der breiten Nase rannen Rotz und Blut, seine Ausscheidungen stanken entsetzlich, und seine Farbe war ein stumpfes, wie mit Mehltau überzogenes Grau. Sie spürte, wie der wütende rote Hund, den sie bei sich trug, sich rührte, um zu knurren. Sie ignorierte das und ging näher an den Käfig des Großen heran. Je näher sie kam, desto mehr nahm sie den Gestank, der die boshaften Schaulustigen und Schadenfrohen von hier fernhielt, als etwas Interessantes wahr.
    »Was seid ihr?«, fragte sie den Großen, der sie gar nicht zu bemerken schien. »Wenn ihr nur Geister seid, nur Erinnerungen an etwas, das es früher gab – warum weinst du dann, und warum scheidest du Unrat aus? Musst du etwas fressen, um zu überleben? Warum? Warum hast du überhaupt einen Überlebenswillen?« Sie fragte sich auch, ob es einen Großen gab, der wie Culcah aussah. Culcah war damals vor 210 Jahren immerhin der Heerführer sämtlicher Dämonen gewesen, von König Orison höchstpersönlich auf diesen verantwortungsvollen Posten berufen. Hatte Culcah die Dämonen in die Katastrophe geführt, oder war das letzten Endes Orison selbst gewesen? Was war damals geschehen in der fernen Senke von Zegwicu? Was war wirklich geschehen? »Was ist aus euch allen geworden? Warum hat das Land alle Farben und alles Leben aufgegeben und stattdessen euch hervorgebracht, viel umfangreicher zwar als früher, aber dennoch nur willensschwache Schatten eurer einstigen Größe?« Gibt es irgendwo dort draußen im weißen, staubenden Nichts einen Großen, der wie Orison höchstpersönlich ist? Und wie erbärmlich ist er ? Sind diese Wüstenscheinwesen umso kläglicher, je kraftvoller und vielarmiger ihr früheres Ebenbild war? Aber das konnte eigentlich nicht stimmen: Orogontorogon war schon früher ein vorlautes Mitglied des Rates gewesen, und nun war er der größte aller Großen. Also war dieser Zwölfarmige hier wahrscheinlich nur ein kleines Licht gewesen, die heutigen Nachbildungen Culcahs und Orisons jedoch von besonderer Größe und Macht. Wo waren sie zu finden? Hoch im Norden? In der Senke von Zegwicu, wenn es eine solche Senke denn überhaupt noch gab?
    Waffengeklirr riss sie aus ihren Mutmaßungen. In einer anderen Ecke

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