Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
an, aber nicht mehr perfekt. Es war wie eine Kleidung, die er früher immer gerne getragen hatte, aus der er nun aber herausgewachsen war und die überall am Leib spannte. Er hatte einen Großen beklettert. Und einen anderen, noch größeren, ein Schiff werfen gesehen, wie in einem Sprung, im Vergleich mit dem Koarons Krone mickrig und erbärmlich wirkte. Er hatte die Wüste geschmeckt und die Gefahren in ihr. Und nun wollte er nicht mehr zurück.
Dann begegnete er Wennims Blick. Der Gelähmte in seinem buntlackierten Räderstuhl starrte ihn an vom Rande des Treppenplatzes, die Augen schwarz glosend im weißen Gesicht.
Koaron ging hin zu ihm. Er hatte das früher immer vermieden. Aber nun hatte er einen Großen beklettert. Er war ein anderer nun. Ein Mann. Und Wennim, vor dem er Angst gehabt hatte zuletzt, war ein Junge geblieben, der nicht gehen konnte.
Wennim lächelte schmallippig, als Koaron auf ihn zuschlenderte. »Na? Schon wieder zurück?«
»Ich bin ein Schiffbrüchiger«, entgegnete Koaron, ebenfalls lächelnd.
»Was ist passiert?«
Koaron ging nahe vor Wennim in die Hocke. Dass Wennim immer roch, als hätte er sich in die Hose gemacht – was möglicherweise auch der Fall war –, hatte Koaron früher sehr gestört, aber nun war es ihm egal. Er hatte Tsesins Blut gerochen, vermischt mit dem Stachelgift eines Großen . Alles andere war nichtssagend dagegen. »Ein Großer. Der blannittverdammitt größte Große, von dem ich je gehört habe. Er kam in der Nacht, schnappte sich unser Schiff und warf es einfach weg.«
»Wie unhöflich von ihm. War er vielleicht rot?«
»Ja. Woher weißt du das?«
»Leute haben gestern einen übergroßen Roten an der Küste gesehen. Man munkelt, es handelt sich um ein Experiment des Fürsten.«
»Ach so, ja, das kann sein. Wir haben ihn dem Fürsten als Geschenk gebracht.«
»Ihr habt ihn verringert?«
»Ja. Irgendwie.«
»Und die Bescheidenen vertilger sind auf der Suche nach einem Dämonenweib. Einer von deiner Mannschaft hat sie alarmiert.«
»Ach ja?« Gilgel. Der verfluchte Idiot. »Vielleicht sollte ich sie warnen gehen.«
»Wen?«
»Die Vertilger. Sie haben ja keine Ahnung, mit wem sie sich da anlegen.«
Wennim lachte. Es klang wie ein Husten. Dann legte er den Kopf schief, so weit, wie sein gebrochenes Rückgrat ihm das ermöglichte. »Koaron?«
»Ja?«
»Wir waren einmal Freunde, oder?«
»Wennim, ich … habe nie aufgehört, dein Freund zu sein. Es ist nur …«
»Ich weiß schon. Was soll man anfangen mit einem wie mir. Ich würde mich nicht mal mehr als Schiffsmädchen eignen.« Sie schauten beide zu Voy hinüber, die sich nun doch von einem der Jungs auf sein Brett helfen ließ, wobei er ganz besonders die Stellung ihrer Hüften und ihres Hinterns korrigierte. Wennim grinste schief, Koaron tat es ihm gleich. »Ich habe so eine Ahnung, dass es Krieg geben wird«, sagte Wennim heiser.
»Ja. Frentes sagt das auch immer.«
»Frentes hat in einem Gefecht mit den Bescheidenen den Verstand verloren. Aber ich meine einen richtigen Krieg, nicht nur eins von den üblichen Geplänkeln. Mit einer neuen Waffe wie dieser wird der Fürst Paner Eleods Geduldsfaden zum Reißen bringen, und ich glaube, niemand kann sich vorstellen, wozu dieser König fähig ist.«
Mit gerunzelter Stirn verfolgte Koaron, wie Voy bei dem unbeholfenen Jungen mitfuhr und dabei übertrieben lachend ihr Gesäß an ihm rieb. »Warum erzählst du mir das?«
»Weil ich nicht will, dass du endest wie ich. Geh wieder in die Wüste. Besorg dir ein anderes Kommando als den alten Narren, der beweisen will, dass er mehr saufen kann als Blannitt persönlich. Halte dich raus aus dem, was jetzt kommen wird.«
»Das wird nicht so einfach sein.«
»Ich weiß. Wenn man laufen kann und springen, will man gebraucht werden. Für mich dagegen wird es leicht.«
»Aber wenn es wirklich zu einem richtigen Krieg kommt, werden sie vielleicht einen Strategen benötigen. Du warst schon immer der hellste von uns allen.«
Wennim machte mit seinen eingeschränkt beweglichen Armen eine Geste, als wollte er Koaron berühren, aber er ließ es dann doch. »Wirst du den Dreifachen Taucher jemals versuchen?«
»Nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.«
»Siehst du?«, seufzte Wennim. »Also war ich nie wirklich der hellste von uns.«
Koaron erhob sich, legte Wennim die Hand auf die Schulter und drückte verbindlich zu. Wennims Kopf bewegte sich in Richtung dieser Berührung, als wolle er seine Wange
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