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Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten

Titel: Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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eine anrüchige, halb unterirdische Schenke mit dem Namen Trügerische Tugenden im Tanz des Delikaten , in der Rauschöl kreiste, langsame Zupfsaitenmusik klimperte und nackte Frauen sich langsam in aus feuchten Algen geflochtenen Netzen verfingen und sich wieder daraus entwanden.
    In dieser Schenke bekam Adain zum ersten Mal eine der Hundert Hoffnungslosen Balladen zu hören, als alle Gäste gemeinsam trunken zu singen begannen:
     
    wir segeln gen süden die insel zu suchen
    grün, grün, grün wie die see
    der wind kommt von lee und der käpt’n kann fluchen
    laut, laut, laut wie die see
    auf schwingen aus schildpatt umschwirr’n uns dämonen
    toll, toll, toll wie die see
    und ein algenarmkrake wird uns nicht verschonen
    wild, wild, wild wie die see
    der ausguck, er schreit: »die insel ist weit!«
    fern, fern, fern wie die see
    »sie ist nur ein traumbild, verschlungen von zeit!«
    alt, alt, alt wie die see
    so segeln wir bis an die ränder der karte
    fremd, fremd, fremd wie die see
    auf dass uns der tod wie ein hafen erwarte
    treu, treu, treu wie die see
    Im hinteren Teil des von Schwaden durchzogenen Raumes glaubte Adain Gilgel zu erkennen, der engumschlungen mit einem Mädchen tanzte, deren eines Bein aus Echsenwalknochen bestand, aber Adain probierte von dem Rauschöl, und zwei Mädchen pressten sich von links und rechts an ihn und wollten mit ihm tanzen, und der Raum veränderte ganz langsam seine Konsistenz und wurde zähflüssig und durchscheinend, und Adain konnte sich nicht sicher sein.

VII
    Verbrenne meinen Schatten
    Der König Paner Eleod wusch seine Hände in der blakenden Flamme einer Fackel. Rauch umgarnte seine Finger, die Flammen ließen die feinen Härchenenden glühen und sich ringeln.
    »Alles ist vorbereitet«, flüsterte ihm sein Zeremonienmeister zu.
    Draußen war die Menge zu hören. Ein dumpfes, monotones Stampfen.
    »Was haben wir heute?«, fragte der König.
    »Einen Großen!«, antwortete sein Zeremonienmeister nicht ohne Stolz. »Wir mussten ihn nicht einmal fangen. Er kam von selbst wie die letzten beiden auch.«
    »Welche Sorte?«
    »Nach den alten Büchern, die wir konsultierten, ist es ein Irathindur. So einen hatten wir noch nie. Die Menschen werden begeistert sein.«
    »Gut.« Die Bescheidenen unter dem Zepter des Königs Paner Eleod hatten selten Gelegenheit zu ausgelassener Freude und Begeisterung. Die Religion des Bescheidens forderte Verzicht und Mäßigung, innere Reinheit und achtsames Handeln. Aber wenn der König kämpfte, gestattete er seinem Volk die Ausschweifung des Jubels.
    Er badete nun auch seine Unterarme in der Flamme. Seine Haut war dunkler als die aller anderen Einwohner des Landes, das früher den Namen Orison getragen hatte. Der Ruß der Flamme malte zusätzliche Bewölkungen darauf. Der König Paner Eleod war ein großer Mann, einen halben Kopf größer als sein durchschnittlicher Untertan. Auch das machte es den Untertanen leicht, sich im Bescheiden zu üben.
    Der König hielt seine Füße in die Flamme. Die Sohlen waren beinahe rosafarben, aber auch an ihnen leckten die Flammen entlang, als wären sie kein Brand, sondern verschmuste Kätzchen.
    Geduldig half der Zeremonienmeister ihm in sein traditionelles Kampfgewand: eine einfache Büßerkluft mit Kapuze, die die Beine bis oberhalb der Knie freiließ.
    Der König schickte sich an, seine karg und zweckmäßig, aber mit reichlich Wasserbecken eingerichteten Räumlichkeiten zu verlassen. Zwei Angehörige seiner Leibgarde, der Beschnittenen , begleiteten ihn.
    Draußen hatte sich das Volk versammelt auf dem weiten Platz von Cer. Obwohl die Sonne noch nicht vollständig versunken war, sondern den Himmel noch mit Orange- und Lilatönen überschwemmte, brannten bereits die Fackeln, die sämtliche Mauern und Bebauungen des großen Platzes scharf voneinander abgrenzten. Das Volk drängte sich in seiner bescheidenen, dem Grün der See und dem Hell der Wüste nachempfundenen Einheitskleidung dicht an dicht. Das Beklettern der mit Arkadenreihen durchbrochenen Mauern war eigentlich untersagt, dennoch hingen einige Jugendliche dort oben wie grünliche Weintrauben. Der König wollte seinen Untertanen das Jubeln nicht einschränken, also hatten die Beschnittenen an einem solchen Tag Anweisung, ein Auge zuzudrücken.
    Das Volk hörte mit dem ungeduldigen Stampfen auf und rief »Paner! Paner! Paner!«, als es seines Königs ansichtig wurde. Der König war ein schöner Mann Mitte dreißig mit einem hervorragend in

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