Die Daemonen 03 - Am Ende der Zeiten
goldenbärtig und blutüberströmt mit einem womöglich ausgeschlagenen Auge hinter Gilgel hertrottete, der ihn an einer Hand führte wie ein ungezogenes Kind. Führte er ihn aus der Schlacht heraus oder tiefer in sie hinein? Das war für Koaron nicht zu erkennen. Wo waren bloß Glai und Bechte? Und Adain! Koaron sehnte sich plötzlich danach, von ihr/ihm herumgewirbelt zu werden und sich dadurch Raum zu ertanzen.
Plötzlich fing alles zu rennen an. Eine Art Kohorte von zwanzig oder dreißig Beschnittenen trieb alles Geschehen vor sich her. Wer dieser Gruppe in den Weg geriet, wurde niedergemäht wie überreife Gerste. Koaron versuchte, sich in den Strom der Flüchtenden einzugliedern, fand sich aber zu seiner Überraschung plötzlich Seite an Seite mit zwei Beschnittenen wieder. Diese hieben ansatzlos auf ihn ein. Der eine traf ihn an der Schulter, dem anderen entging Koaron durch mehrere Drehungen hintereinander, die ihn schwindeliger machten als jemals etwas Vergleichbares in den Sanddocks zuvor. Die Menge wurde ganz weit, ganz weich, ganz weiß. Koaron stürzte, aber ein buntuniformierter Residenzwachtposten aus Aztrivavez half ihm wieder auf. Dieser Mann hatte das väterlichste Gesicht, das Koaron je gesehen hatte. Kurz darauf war er wieder verschwunden.
Koaron blinzelte. An seinen Händen war Matsch. Er war nun auch glitschig. Seine linke Schulter fühlte sich wie durchgehauen an, aber es war ein eigenartig reines, sauberes Gefühl. Nichts faserte, nichts war zersplittert. Einfach nur durch.
Für die Degenrute brauchte er die linke Hand nicht, einen Schild hatten sie ihm nie gegeben. War das nicht ungerecht? Die Gegner hatten schließlich riesige, unglaublich harte Schilde aus irgendeinem Tier. Aus Riesenkrebspanzern wahrscheinlich. Er erinnerte sich nicht mehr.
Vor Koaron, zuletzt unter ihm töteten sich drei Menschen gegenseitig. Zwei von ihnen waren Bescheidene , der Dritte ein hünenhafter Dockarbeiter mit entblößten Armen aus Aztrivavez. Koaron sah interessiert zu, wie sie sich gegenseitig immer wieder durchstachen und dabei zusehends kleiner wurden, bis sie im Matsch versanken. Wo kam bloß all dieser Matsch her? Hatten die Kirrer die Fläche vor ihrer Stadt ausgiebig künstlich bewässert, so wie die Fruchtbaren das immer machten in ihren geheimen Gärten?
Übergangslos musste Koaron sich verteidigen. Ein Beschnittener hieb mit seinem Schwert nach ihm. Die Degenrute war vollkommen ungeeignet, ein Schwert zu parieren, sie bog sich zitternd hin und her. Mit angestrengt verzerrtem Gesicht wich Koaron aus, so gut er konnte. Der Angreifer war wirklich wütend wie ein langjähriger, persönlicher Rivale. Jeder Schlag schien von einer zuschauenden Menge mit angeregtem Geschrei kommentiert zu werden. Dieses Getöse schwoll an und ab im Takt von Koarons Herzschlag. Das Brüllen war sein Herz.
Genauso unvermittelt, wie er angegriffen hatte, ließ der Beschnittene von Koaron ab und ergriff die Flucht. Koaron wunderte sich. Was war denn auf einmal so fürchterlich an ihm? Dann kam von hinten der steinern aussehende Mannshohe an ihm vorbeigestürmt und berührte ihn beinahe sanft an der Schulter, was aber aufgrund der Wunde höllisch wehtat. Das also war es, dachte Koaron mit Tränen in den Augen. Der Mannshohe krachte nun in die Kohorte aus Beschnittenen hinein, vor der vorhin alles zurückgewichen war. Da hatten sich ja würdige Kontrahenten gefunden. Alles fügte sich im Chaos.
Koaron schlug beinahe lustlos nach hier und dort. Die Schlacht dünnte sich zusehends aus. Er würde überleben, wenn er nicht erneut zu Fall kam. Der Sandmatsch unter ihm hatte mittlerweile eine leiblich warme, dunkelrote Farbe angenommen. Koaron bekam kaum noch Gegner in seine Reichweite. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? Nicht viel. Er fühlte sich merkwürdig alleingelassen inmitten all des Tötens und Verendens. Wo waren die anderen denn alle hin? Wo war Voy? War sie nicht mitgekommen? Hätte er sie nicht irgendwann beschützen müssen?
Der Mannshohe wurde in Stücke gehauen, aber die Stücke kämpften einzeln weiter gegen die Beschnittenen . Hinten flatterten weiße Fahnen im Wind der Segler.
Koaron ließ sich sinken, um zu schlafen. Niemand hatte ihn zur Wache eingeteilt.
Adain hielt um sich herum alles frei. Die Stimme sprach, und Das Schweigen vollendete. Niemand kam wirklich an ihn heran. Diejenigen, die es versuchten, blieben als abschreckend verunstaltete Warnzeichen für die anderen liegen. Aber aufheitern
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