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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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aus.« Das sagt er ohne eine Spur von Tadel. »Ich dachte, es erleichtert Sie, das zu hören.«
    Scarpetta sind ihre voreiligen Schlussfolgerungen peinlich. Leichenbeschauer sind gewählte Staatsdiener und leider in vielen Fällen keine Mediziner.
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen, Dr. Lanier.«
    »Das haben Sie nicht. Übrigens traut Ihnen Ihr Kumpel Marino zu, über Wasser zu gehen.«»Sie haben mich überprüft...« Scarpetta ist verwirrt. »Gut. Jetzt können wir uns hoffentlich dem Geschäftlichen zuwenden. Ich habe die Unterlagen im Fall Charlotte Dard durchgearbeitet.«
    »Alt, aber gut ... Verstehen Sie das bitte nicht wörtlich, denn da ist wirklich nichts Gutes dran. Moment, ich hole mir nur rasch was zum Schreiben. Es gibt ganz bestimmt ein Bermudadreieck für Stifte, und in meinem Haus ist das meine geliebte Frau. Also los.«
    »Mrs. Dards Fall ist eindeutig merkwürdig«, beginnt Scarpetta. »Wie Sie aus dem toxikologischen Bericht wissen, enthielt ihr Blut nur vier Milligramm Oxymorphon - der Metabolit von OxyContin - pro Liter Blut, was am unteren Rand einer tödlichen Dosis liegt. Die Magenuntersuchung war negativ, und der Wert in der Leber war nicht höher als im Blut. In anderen Worten: Der Tod muss nicht zwangsläufig durch eine Überdosis OxyContin eingetreten sein. Der Medikamentenpegel im Blut ist eindeutig nicht so kritisch wie die klinischen Ergebnisse.«
    »Das stimmt. So etwas habe ich mir gleich gedacht. Wenn Sie die toxikologischen Resultate im Licht der histologischen deuten, ist es möglich, dass sie für eine versehentliche Überdosis gar keinen so hohen Pegel brauchte. Allerdings weisen die Berichte und die Körperdiagramme nicht auf Hautstigmata durch einen früheren intravenösen Drogenmissbrauch hin«, fügt er hinzu. »Also vermute ich, dass sie Tabletten eingeworfen, aber nicht gefixt hat.«
    »Drogenabhängig war sie auf jeden Fall«, sagt Scarpetta. »Das verrät uns ihr Herz. Stellenweise Nekrose und Fibrose verschiedenen Alters, außerdem chronische Ischämie plus fehlende krankhafte Veränderung der Koronararterie beziehungsweise eine Kardiomegalie. Im Großen und Ganzen ein Kokserherz.«
    Das ist allgemein gesprochen und muss nicht unbedingt heißen, dass die Verstorbene kokainsüchtig war. Drogen wie Betäubungsmittel, synthetische Narkotika, OxyContin, Hydrokodon, Percocet, Percodan und was der oder die Süchtige sonst so in die Finger bekommt, zerstören das Herz genauso gründlich wie Kokain. Elvis Presley ist ein tragisches Beispiel dafür.
    »Ich muss Sie etwas wegen Blackouts fragen«, meint Dr. Lanier nach einer Pause.
    »Was soll damit sein?« Offenbar ist es das, worüber er so dringend mit ihr sprechen will. »In den Fallunterlagen, die Sie mir geschickt haben, stand nichts von Blackouts.«
    Scarpetta zügelt ihre Gereiztheit. Seit sie private Beraterin ist, stößt sie immer wieder an die Grenzen der medizinisch-juristischen Informationen, die man ihr vorlegt. Sie findet es unerträglich, wenn sachdienliche Ergebnisse fehlen oder wenn sie auf falsche Resultate stößt. Als sie noch im Bundesstaat Virginia ihre eigenen Fälle bearbeitet oder die Tätigkeit der ihr untergeordneten forensischen Pathologen beaufsichtigt hat, hatte sie es nicht nötig, sich auf die Kompetenz und Wahrheitsliebe wildfremder Menschen zu verlassen.
    »Charlotte Dard hatte hin und wieder Blackouts«, erklärt Dr. Lanier. »Zumindest sagte man mir das damals.«
    »Wer hat es Ihnen gesagt?«
    »Ihre Schwester. Offenbar - aber lassen Sie mich hinzufügen, dass es sich um Behauptungen handelt - litt sie an retrograder Amnesie ...«
    »Aber das hätte ihre Familie doch merken müssen. Außer, es war nie jemand zu Hause.«
    »Leider ist ihr Mann Lason Dard ein ziemlich zwielichtiger Mensch. Niemand hier weiß viel oder überhaupt etwas über ihn. Nur dass er steinreich ist und auf einer alten Plantage wohnt. Mrs. Guidon würde ich auch nicht als glaubwürdige Zeugin bezeichnen. Allerdings könnte sie, was den Gesundheitszustand ihrer Schwester kurz vor deren Tod angeht, auch die Wahrheit sagen.«
    »Ich habe den Polizeibericht gelesen, der jedoch recht kurz ist. Erzählen Sie mir, was Sie wissen«, erwidert Scarpetta.
    »Das Hotel, in dem sie starb«, antwortet Dr. Lanier nach einem Hustenanfall, »liegt in einem nicht so tollen Stadtviertel in meinem Bezirk. Ein Zimmermädchen hat die Leiche gefunden.«
    »Was ist mit den Bluttests? In den Papieren, die Sie mir geschickt haben, sind nur die

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