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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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F-15 -Maschinen angebraust kommt...«
    »Ja«, meldet sie sich barsch am Telefon.
    »Du hast so einen charmanten Umgangston«, flüstert Rudy ihr ins Ohr. »Wenn ich sterbe, heiratest du mich dann?«
    Am anderen Ende der Leitung ist ein statisches Knistern zu hören. »Wer spricht da?«, fragt Lucy laut. »Ich kann Sie nicht verstehen.« Das Knistern steigert sich. Achselzuckend unterbricht Lucy die Verbindung. »Die Nummer kenne ich nicht. Du etwa?«
    »Nein. Was ist denn das für eine Vorwahl?«
    »Das lässt sich leicht rauskriegen.«
    Um herauszufinden, wem eine bestimmte Telefonnummer gehört, braucht man keine besondere Suchmaschine oder Interpol. Lucy loggt sich bei Google ein. Auf dem Bildschirm erscheint der Name Justizvollzugsbehörden des Staates Texas, Strafanstalt Polunsky. Ein Lageplan ist auch dabei.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet«, meint Rudy, der immer noch flirtet, obwohl er genau weiß, wie wichtig ein Anruf aus Polunsky ist.
    »Warum sollte ich dich heiraten, wenn du tot bist?«, murmelt sie, ist aber mit den Gedanken woanders.
    »Weil du ohne mich nicht leben kannst.«
    »Ich fasse das nicht.« Sie starrt auf den Bildschirm. »Was, zum Teufel, wird hier gespielt? Zach soll meine Tante anrufen und sich vergewissern, dass ihr keine Gefahr droht. Er soll ihr sagen, dass Chandonne möglicherweise entkommen ist. Verdammt. Der Typ will uns verarschen!«
    »Warum rufst du sie nicht selbst an?«
    »Dieser Scheißkerl will uns verarschen!« Ihre Augen blitzen.
    »Warum rufst du Scarpetta nicht selbst an?«, wiederholt Rudy seine Frage.
    Lucy wird schlagartig ruhig. »Ich kann im Moment nicht mit ihr reden. Ich kann einfach nicht.« Sie sieht ihn an. »Wie fühlst du dich?«
    »Miserabel«, entgegnet er.

71
    Benton hat nicht auf dem Festnetzanschluss angerufen, weil er verhindern wollte, dass das lautlose Gespräch aufgezeichnet wird.
    Ein Mobiltelefon, das Gespräche automatisch mitschneidet, gehört gewiss nicht zu den technischen Gerätschaften, die Lucy ganz sicher besitzt und ohne die sie gar nicht leben könnte. Schließlich haben nur sehr wenige Menschen Lucys Mobilfunknummer, und es handelt sich dabei ausschließlich um Leute, die sie vermutlich nicht heimlich aufnehmen würde. Deshalb hatte Benton leichteres Spiel als beim letzten Mal. Außerdem besteht kein Risiko, dass Lucy mit Hilfe einer Stimmenanalyse herausfinden könnte, was die aus Bandaufnahmen sinnlos zusammengeschnittenen Sprachfetzen von Jean-Baptiste zu bedeuten haben - nämlich gar nichts.
    Benton hat einfach Wortbruchstücke aus Aufzeichnungen von Jean-Baptistes Stimme mit Knistern gemischt, damit es klingt, als versuche jemand, in einem Funkloch zu telefonieren. Inzwischen hat Lucy den Anruf - genau wie den letzten - bestimmt schon nach Polunsky zurückverfolgt. Den Satelliten kann sie nicht nutzen, denn der gestörte Anruf ist weg, im Weltall verschwunden, und zwar, weil Benton nicht auf einer ihrer Büronummern angerufen hat.
    Lucy wird sich ärgern. Und wenn sie erst mal richtig wütend ist, kann nichts mehr sie aufhalten. Jean-Baptiste erlaubt sich einen Scherz mit ihr. Genau das wird sie denken, und Benton kennt Lucy gut genug, um zu wissen, dass sie den Fehler macht, Chandonne zu hassen. Hass verhindert, dass man klar denkt. Sie wird sich fragen, wie Chandonne gleichzeitig aus der Strafanstalt Polunsky und aus New York anrufen konnte, sofern der Satellitentechnologie zu trauen ist.
    Und Lucy verlässt sich letztlich immer auf die Technologie.
    Nach dem zweiten Anruf aus der Strafanstalt Polunsky wird sie allmählich zu glauben anfangen, dass Chandonne über ein Telefon verfügt, das auf die Justizvollzugsbehörden des Staates Texas registriert ist. Es fehlt nicht mehr viel, und sie wird annehmen, dass Jean-Baptiste Chandonne aus dem Gefängnis geflohen ist.
    Scarpetta wiederum wird zu dem Schluss kommen, dass sie ihm - getrennt durch Panzerglas - von Angesicht zu Angesicht in der Strafanstalt Polunsky gegenübertreten muss. Chandonne wird sich weigern, mit jemand anderem zu sprechen, und er hat das Recht dazu.
    Ja, Kay, es geht um dich, um dich. Bitte. Triff ihn, bevor es zu spät ist. Lass ihn reden!
    Benton hat große Angst.
    Baton Rouge, Lucy!
    Chandonne hat Baton Rouge gesagt, Lucy!
    Lucy, hörst du mich?

72
    Jean-Baptiste Chandonne braucht kein Radio mit Dipolantenne, um zu erfahren, was passiert ist.
    »Hey, Haarmonster!«, brüllt Biest. »Schon gehört? Wahrscheinlich nicht, denn du hast ja kein

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