Die Dämonen ruhen nicht
bedeutet, dass ich mich offenbar richtig verhalte. Richten Sie Sabat Grüße von mir aus und teilen Sie ihm mit, dass alles reibungslos klappt und in Arbeit ist. Beruhigen Sie ihn, denn ich weiß, dass er sich Sorgen macht. Aber wir müssen jetzt vorsichtig sein, und zwar mehr denn je.«
Dann ist die Leitung tot. Innerhalb weniger Stunden wird Geld auf verschiedene Konten bei der Bank of New York, Ecke Madison Avenue und 63. Straße, überwiesen werden, sodass Benton es mit einer Reihe von unter falschen Namen ausgestellten Automatenkarten abheben kann.
70
In Lucys Büro beginnt an einem Computer ein Lämpchen zu blinken. Die Nachricht ist bei den Agenturen eingetroffen: Der berüchtigte Verteidiger Rocco Caggiano hat offenbar in einem polnischen Hotel Selbstmord begangen. Seine Leiche wurde von einem Haustechniker entdeckt, dem ein übler Geruch in einem der Zimmer aufgefallen war.
»Wie, zum Teufel ... ?« Lucy drückt auf eine Taste, um das Blinklämpchen auszuschalten, und klickt mit der Maus auf »Drucken«.
Suchmaschinen sind ihre Spezialität, und sie hat eine ganze Armee von ihnen losgeschickt, um sämtliche Informationen, die im Zusammenhang mit Rocco Caggiano stehen, ausfindig zu machen. Davon gibt es jede Menge. Rocco mochte es, wenn über ihn geschrieben wurde, er war richtiggehend pressegeil. Während Lucy einige Artikel über ihn überfliegt, hat sie ein so mulmiges Gefühl wie nie zuvor. Ihre Selbstkontrolle reicht nicht aus, um das Bild zu vertreiben, wie Rudy Rocco geholfen hat, sich selbst in den Kopf zu schießen.
Nach oben.
Der Lauf muss nach oben zeigen.
Diesen Tipp hatte sie von ihrer Tante Kay, und Lucy wagt gar nicht, sich vorzustellen, wie diese reagieren würde, wenn sie je erführe, was ihre geliebte Nichte und Rudy getan haben.
»Nicht einmal achtundvierzig Stunden?« Rudy beugt sich über ihre Schulter; sein Atem an ihrem Hals riecht nach dem Zimtkaugummi, auf dem er dauernd herumbeißt, wenn er nicht in der Öffentlichkeit ist.
»Scheint so, als hätten wir in Stettin Pech gehabt. Dank eines Haustechnikers und eines verstopften Abflusses«, zitiert Lucy aus einer Meldung von AP.
Rudy setzt sich neben sie, stützt den Ellenbogen auf denr
Schreibtisch und legt das Kinn in die Hand. Er erinnert sie an einen kleinen Jungen, der gerade sein erstes Baseballspiel verloren hat.
»Und dabei war alles so sorgfältig geplant. Scheiße. Was jetzt? Hast du den Autopsiebericht schon gefunden? Verdammt, sag jetzt bloß nicht, er ist auf Polnisch.«
»Moment. Ich klicke mich nur da raus ...« Sie bedient die Maus. »Und in etwas anderes ein ... Ich liebe Interpol.«
Das Letzte Revier ist ein sehr privilegierter Kunde, eine der Einrichtungen, die als Teil des gewaltigen internationalen Netzwerks von Interpol gelten. Für diese bevorzugte Behandlung musste Lucy natürlich eine Sicherheitsüberprüfung über sich ergehen lassen, und sie zahlt die gleiche Jahresgebühr wie ein kleines Land. Nachdem sie eine Suchfunktion aktiviert hat, erscheinen binnen Sekunden Rocco Caggianos Fallunterlagen auf dem Bildschirm. Polizei- und Autopsiebericht sind aus dem Polnischen ins Französische übersetzt worden.
»Oh nein!«, seufzt Lucy auf, dreht sich auf dem Stuhl um und sieht Rudy an. »Wie gut ist dein Französisch?«
»Das weißt du doch. Es beschränkt sich auf meine Zunge.«
»Du bist vulgär. Ein Computer mit einem einzigen Programm. Männer! Denken immer nur an das eine.«
»Ich denke nicht immer nur an das eine.«
»Stimmt. Ich entschuldige mich. Du tust es nicht immer, nur zwei bis drei Millionen Mal täglich.«
»Und was ist mit Ihrem Französisch, Mam-uhselle Farinelli?«
»Mein Gott, deine Aussprache ist grottenschlecht.«
Sie schaut auf ihre Uhr, eine stabile Breitling aus Titan, die auch über ein ELT genanntes Ortungssystem für den Notfall verfügt. »Ich dachte, das Ding soll man nur beim Fliegen tragen.« Rudy tippt auf die Uhr.
»Nicht anfassen. Sonst geht sie noch los«, veralbert sie ihn.
Er hält ihren Arm fest, mustert die Uhr, betrachtet stirnrunzelnd das hellblaue Zifferblatt, wiegt den Kopf hin und her und stellt sich dumm. Lucy fängt an zu lachen.
»Eines Tages schraube ich diesen großen Knopf hier ab« - wieder klopft er auf die Uhr, während er ihren Arm nicht loslässt »zieh die Antenne ganz heraus und renne schnell davon ...«
Als Lucys Mobiltelefon läutet, nimmt sie es aus der Gürteltasche.
»... und dann lache ich mich kaputt, wenn die Küstenwache in
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