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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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er gestorben ist und Tom wurde, nicht mehr in einer annehmbaren Wohnung gewohnt. Manchmal fragt sich Marino, wie dieser ordentliche und kultivierte Mensch das bloß aushält. Benton stammt aus einer wohlhabenden Familie aus New England und hat schon immer ein Leben im Luxus geführt. Nun jedoch wäre keine Summe hoch genug, um ihn von dem Grauen seines Berufs freizukaufen. Benton in einer Wohnung zu sehen, wie sie normalerweise feierlustige Collegestudenten oder Angehörige der unteren Mittelschicht bewohnen - und noch dazu mit rasiertem Schädel, Bart, Schlabberjeans und Sweatshirt und in dem Wissen, dass er nicht einmal ein Auto besitzt -, ist ein Schock für Marino.
    »Wenigstens bist du gut in Form«, stellt Marino gähnend fest.
    »Wenigstens heißt wohl, dass du sonst nichts Gutes über mich sagen kannst.« Benton beugt sich zu dem alten weißen Kühlschrank hinunter und fördert zwei Bier zu Tage.
    Die kalten Flaschen schlagen aneinander, als er eine Schublade öffnet, um einen »Kirchenschlüssel« herauszunehmen, wie Marino jeden Gegenstand nennt, mit dem sich der Kronkorken einer Bierflasche entfernen lässt.
    »Stört es dich, wenn ich rauche?«, fragt Marino.
    »Ja.« Benton öffnet und schließt Schranktüren.
    »Okay, dann kriege ich eben einen Krampfanfall und ersticke an meiner Zunge.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass du nicht rauchen darfst.« Benton kommt in das dämmrige, schäbige Zimmer und reicht Marino ein Budweiser. »Nur, dass es mich stört.«
    Er gibt ihm ein Wasserglas, das als Aschenbecher genügen muss.
    »Gut, du magst in Form sein, nicht rauchen und so weiter« - Marino kommt wieder auf sein Thema zu sprechen, nachdem er mit einem zufriedenen Seufzen einen Schluck Bier genommen hat -, »aber dein Leben ist zum Kotzen.«
    Benton setzt sich Marino gegenüber. Der Platz zwischen ihnen wird von einem zerkratzten Couchtisch mit Resopalplatte eingenommen, auf dem, ordentlich ausgerichtet, Nachrichtenmagazine und die Fernbedienung für den Fernseher liegen.
    »Ich habe es nicht nötig, dass du einfach aus dem Nichts auftauchst und mir vorwirfst, mein Leben sei zum Kotzen«, entgegnet er. »Wenn du deshalb hier bist, wünschte ich, du wärst nie gekommen, zum Teufel. Du hast gegen die Auflagen des Programms verstoßen, bringst mich damit in Gefahr ...«
    »Mich selbst auch«, gibt Marino scharf zurück.
    »Darauf wollte ich gerade hinaus.« Bentons Tonfall wird heftiger, seine Augen blitzen. »Wir beide wissen verdammt gut, dass ich nicht meinetwegen als Tom lebe. Wenn es nur um mich ginge, würde ich es drauf ankommen lassen.«
    Marino zupft am Etikett seiner Bierflasche herum. »Wolfmann der Eierlose hat beschlossen, über seine Familie auszupacken - die großen Chandonnes.«
    Benton liest mehrere Zeitungen täglich, durchwühlt das Internet und schickt Anfragen an verschiedene Suchmaschinen, um Details über sein früheres Leben auszugraben. Deshalb weiß er alles über Jean-Baptiste, den entstellten, blutrünstigen Sohn von Monsieur Chandonne, der das mächtigste und gefährlichste Kartell des organisierten Verbrechens auf der Welt leitet. Jean-Baptistes Kenntnisse über den Familienbetrieb und die Menschen, die in dessen grausigem Auftrag handeln, genügen, um alle wichtigen Beteiligten hinter Gitter oder auf die Pritsche in der Todeskammer zu bringen.
    Bis jetzt hat Jean-Baptiste, der in einem Hochsicherheitsgefängnis in Texas sitzt, eisern geschwiegen. Benton ist der Familie Chandonne in die Quere gekommen; und nun sitzt Monsieur Chandonne viele tausend Kilometer entfernt, genießt seine köstlichen Weine und zweifelt sicher keine Minute daran, dass Benton den höchsten aller Preise dafür bezahlt hat, einen schrecklichen Preis. Monsieur Chandonnes Pläne wurden zwar vereitelt, aber eigentlich doch wieder nicht. Benton ist einen vorgetäuschten Tod gestorben, um zu verhindern, dass er und andere tatsächlich ihr Leben lassen müssen. Doch das Opfer, das er dafür gebracht hat, ist eines Prometheus würdig. Es ist, als wäre er an einen Felsen gekettet, und seine Wunden könnten nicht heilen, weil ihm tagtäglich aufs Neue die Eingeweide herausgerissen werden.
    »Wolfmann« - Marinos übliche Bezeichnung für Jean-Baptiste - »sagt, er würde uns jeden, von seinem Daddy bis hin zum Butler, liefern, allerdings nur unter gewissen Bedingungen.« Er zögert. »Er will uns nicht verarschen, Benton, er meint es ernst.«
    »Und das weißt du genau?«, merkt Benton unbewegt an.
    »Ja.«
    »Wie

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