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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ja, jetzt wird es interessant: Wolfmanns hübsches Brüderchen Jean-Paul Chandonne alias Jay Talley. Schade, dass der kleine Stinker nicht wirklich mal zu Besuch im Gefängnis vorbeischaut, damit wir ihn gleich einkassieren und zu seinem Affenzwilling in den Todestrakt stecken können.«
    Benton hört auf zu schreiben. Als er Jay Talleys Namen hört, ist der Anflug eines Gefühls in seinem Blick zu bemerken. »Du nimmst also an, dass er noch lebt. Bist du sicher?«
    »Ich habe keinen Grund, vom Gegenteil auszugehen. Vermutlich wird er von der Familie geschützt, führt irgendwo ein
    Luxusleben und kümmert sich weiter um den Familienbetrieb.«
    Während Marino das sagt, fällt ihm ein, dass Benton sicher über Talley Bescheid weiß: Jean-Paul Chandonne hatte sich als Amerikaner ausgegeben, wurde Agent beim ATF, der Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen, und schaffte es, als Verbindungsmann für die Interpol-Zentrale in Frankreich eingesetzt zu werden. Marino lässt alle Informationen Revue passieren, die im Fall Jean-Baptiste die Öffentlichkeit erreicht haben. Er ist nicht sicher, ob erwähnt wurde, dass Scarpetta eine Beziehung mit Talley hatte, als sie und der Rest der Welt ihn noch für einen attraktiven, hochrangigen Agent hielten, der Dutzende von Sprachen beherrschte und Harvard-Absolvent war. Benton braucht nicht zu erfahren, was zwischen den beiden war, und Marino hofft sehr, dass er nie dahinter kommen wird.
    »Ich habe einiges über Jay Talley gelesen«, sagt Benton. »Er ist sehr klug, sehr clever, stark sadistisch veranlagt und ausgesprochen gefährlich. Ich habe ernsthafte Zweifel daran, dass er tot ist.«
    »Äh ...« Marinos Gedanken stieben auseinander wie aufgescheuchte Vögel. »Was hast du denn gelesen?«
    »Dass er Jean-Baptistes Zwillingsbruder ist, ist kein Geheimnis. Sie sind zweieiige Zwillinge.« Bentons Miene ist reglos.
    »Das Seltsamste, was ich je gehört habe.« Marino schüttelt den Kopf. »Stell dir vor: Er und Wolfmann wurden in einem Abstand von wenigen Minuten geboren. Der eine Bruder hatte von Anfang an schlechte Karten, während der andere, Talley, sämtliche Asse gezogen hat.«
    »Er ist ein gewalttätiger Psychopath«, gibt Benton zurück. »Das würde ich nicht gerade als Ass bezeichnen.«
    »Ihre DNS ist so ähnlich«, fährt Marino fort, »dass eine ganze Menge von Tests nötig sind, bis man merkt, dass man die genetischen Fingerabdrücke von zwei verschiedenen Personen vor sich hat.« Marino hält, ein wenig entnervt, inne und zupft weiter an dem Bieretikett herum. »Verlang nicht von mir, dass ich dir diese Tests und den ganzen DNS-Müll erkläre ...«
    »Wer steht sonst noch auf der Liste?«, fällt Benton ihm ins Wort.
    Marino sieht ihn verdattert an.
    »Auf der Besucherliste.«
    »Die Liste ist Schwachsinn. Bestimmt ist bis jetzt noch keiner dieser Leute da gewesen, um Johannes den Täufer zu besuchen; bis auf seinen Anwalt natürlich.«
    »Dein Sohn Rocco Caggiano.« Er lässt es nicht zu, dass Marino sich vor dieser Tatsache drückt. »Und sonst?«, beharrt Benton und schreibt mit.
    »Ich, wie sich heraus gestellt hat. Ist das nicht reizend? Und dann schreibt mein neuer Brieffreund Wolfmann auch noch an mich. Ein Brief für mich und einer für Doc Scarpetta, den ich ihr aber nicht gegeben habe.«
    Marino steht auf, um sich noch ein Bier zu holen. »Auch eins?«
    »Nein«, antwortet Benton.
    Marino greift nach seiner Jacke, wühlt erst in der einen, dann in der anderen Tasche und fördert zusammengefaltete Seiten Papier zu Tage. »Ich habe die Schreiben zufällig dabei. Fotokopien, einschließlich der Umschläge.«
    »Die Liste.« Benton lässt sich nicht von seinem Thema abbringen. »Du hast doch bestimmt auch eine Kopie der Liste hier.«
    »Von dieser gottverdammten Liste brauche ich keine Kopie.« Marinos Gereiztheit ist deutlich zu spüren. »Ich weiß nicht, warum du ständig darauf herumhackst. Ich kann dir genau sagen, wer draufsteht. Die Leute, die ich bereits erwähnt habe, plus zwei Reporter: Carlos Guarino und Emmanuelle La Fleur.«
    Da seine Aussprache unverständlich ist, bittet ihn Benton, die Namen zu buchstabieren.
    »Angeblich wohnen sie auf Sizilien und in Paris.«
    »Gibt es sie wirklich?«
    »Im Internet war nichts über sie zu finden. Lucy hat nachgesehen.«
    »Wenn Lucy nichts findet, existieren sie nicht«, folgert Benton.
    »Außerdem steht auf Wolfmanns Gästeliste keine Geringere als Jaime Berger, die die Anklage gegen das Arschloch

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