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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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unter dem Armaturenbrett klemmen ein tragbarer Scanner und eine Ladestation für ihr internationales Mobiltelefon, das auch als Funkgerät benutzbar ist. Einen Großteil dieser Ausrüstung hat sie von ihrem eigenen Geld gekauft. Sie ist ein Mensch, der es mit den Vorbereitungen auf den Ernstfall gern übertreibt.
    Die füllige Frau wühlt in einer schmutzigen Badetasche aus Leinen und steht etwa drei Meter von dem Chevrolet entfernt. Sie ist zwar eindeutig ein ganz anderer Typ als die bisherigen Opfer, aber Nic gibt nicht viel auf die so genannten Verbrechensmuster und Theorien zum Modus Operandi. Wie sie sich erinnert, hat Scarpetta vor der Gefährlichkeit von Täterprofilen gewarnt, weil diese von Fehlern strotzten. Kein Mensch macht etwas immer und immer wieder auf genau dieselbe Art und Weise. Und eine Frau, die mutterseelenallein auf einem dunklen Parkplatz am Rand eines riesigen Unigeländes steht, muss stets mit einer Bedrohung durch Verbrecher rechnen.
    Die Frau nestelt an ihren Schlüsseln herum und lässt sie fallen. Als sie sich bückt, um sie aufzuheben, verliert sie das Gleichgewicht, fällt, stößt plötzlich einen Schrei aus und umklammert ihr linkes Knie.
    Panisch blickt sie sich um, entdeckt Nic und fleht: »Helfen Sie mir!«
    Nic rennt hin und geht neben der Frau in die Hocke. »Nicht bewegen«, sagt sie zu ihr. »Wo tut es denn weh?«
    Der Geruch von Insektenschutzmitteln und Körperausdünstungen steigt ihr in die Nase. Nebenbei bemerkt sie, dass die Autoschlüssel auf dem Asphalt nicht aussehen, als gehörten sie zu einem relativ neuen Chevrolet.
    »Ich glaube, ich habe mir was im Knie gezerrt«, erwidert die Frau und starrt Nic an. »Es ist mein kaputtes Knie.«
    Sie hat einen deutlich schleppenden Südstaatenakzent und stammt offenbar nicht aus dieser Gegend. Ihre Hände sind rau und schwielig, als sei sie an harte körperliche Arbeit wie Putzen oder Krabbenpulen gewöhnt. Nic bemerkt keinen Schmuck, nicht einmal eine Armbanduhr. Die Frau zieht das Hosenbein hoch und betrachtet den leuchtenden lilafarbenen Bluterguss auf ihrer Kniescheibe. Die Verletzung ist nicht frisch. Instinktiv fühlt Nic sich von dem Gestank der Frau, ihrem Mundgeruch und etwas an ihrem Verhalten abgestoßen; obwohl sie es nicht richtig in Worte fassen kann, ist sie argwöhnisch. Also steht sie auf und weicht zurück.
    »Ich rufe einen Krankenwagen«, schlägt sie vor. »Mehr kann ich auch nicht für Sie tun, Ma’am. Ich bin keine Ärztin.«
    Der Ausdruck, der sich nun auf dem Gesicht der Frau zeigt, lässt es im Schein der Parkplatzlaternen härter wirken.
    »Nein, ich brauche keinen Krankenwagen. Wie ich schon sagte, passiert mir das ständig.« »Warum haben Sie dann nur einen einzigen Bluterguss?«
    »Ich falle eben immer auf dieselbe Stelle.«
    Nic hält Abstand. Sie hat nicht die Absicht, der Fremden weiter ihre Hilfe anzubieten. Die Frau ist schmutzig und vielleicht geistesgestört, und Nic ist zu klug, um sich mit solchen Leuten abzugeben. Schließlich können sie ansteckende Krankheiten haben und sich unberechenbar oder sogar gewalttätig verhalten, wenn man sie anfasst. Inzwischen hat sich die Frau aufgerappelt und verlagert ihr Gewicht aufs linke Bein.
    »Ich glaube, ich hole mir einen Kaffee und ruhe mich ein bisschen aus«, sagt sie. »Dann geht es schon wieder.«
    Langsam hinkt sie vom Chevrolet weg und kehrt zurück zum Laden.
    Nic bekommt Mitleid. Nachdem sie in der Tasche ihrer Jeans gewühlt hat, läuft sie der Frau nach.
    »Hier.« Sie gibt ihr einen Fünf-Dollar-Schein.
    Die Frau lächelt und mustert Nic eindringlich aus beweglichen schwarzen Augen.
    »Gott segne Sie.« Sie umklammert den Geldschein. »Sie sind ein Lämmchen«, sagt sie.

48
    Die Tür auf der anderen Seite des Flurs öffnet sich, und ein älterer Mann in Unterhemd und Jogginghose mustert Marino argwöhnisch.
    »Was soll denn der Krach?«, fragt er. Sein graues Haar steht ab, seine Augen sind verquollen und blutunterlaufen.
    Marino kennt diesen Anblick nur zu gut. Der Mann hat getrunken, wahrscheinlich schon seit er heute Morgen aufgestanden ist.
    »Haben Sie Tom gesehen?«, fragt Marino schwitzend und keuchend.
    »Kann nicht behaupten, dass ich ihn kenne. Kriegen Sie mir bloß keinen Herzinfarkt, ich kann nämlich keine Mund-zu- Mund-Beatmung. Aber erste Hilfe bei Erstickungsanfällen hab ich drauf.«
    »Wir waren miteinander verabredet« - Marino schnappt nach Luft -, »und ich bin extra den ganzen verdammten Weg von Kalifornien

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