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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sie aufs Gas.

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    Nic hat schon einige Male Aktennotizen an die Sonderkommission in Baton Rouge geschickt, in denen sie die Männer und Frauen - hauptsächlich sind es Männer - daran erinnert, dass ein Wal-Mart oder ein anderer großer Supermarkt ein ausgezeichnetes Umfeld für einen Mörder ist, um seine Opfer auszuspähen.
    Niemand kümmert sich dort um einen Wagen, der - ganz gleich, um welche Uhrzeit - auf dem Parkplatz steht. Außerdem haben laut Kreditkartenbeleg sämtliche vermisste Frauen bei Wal-Mart eingekauft. Wenn nicht in dem in der Nähe der Louisiana State University, dann in anderen Filialen in Baton Rouge und New Orleans. Auch Ivy Ford. Am Samstag vor ihrem Verschwinden ist sie von Zachary aus mit dem Auto zu dem Wal-Mart an der Uni gefahren.
    Die Sonderkommission hat sich nie direkt mit Nic in Verbindung gesetzt. Doch offenbar hat ein Mitarbeiter sich bei ihrem Vorgesetzten gemeldet, denn vor ihrer Abreise nach Knox- ville hat er sie im Pausenraum abgefangen und aus heiterem Himmel gesagt: »Die meisten Leute kaufen bei Wal-Mart und in ähnlichen Supermärkten und Drogeriemärkten ein, Nic.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte sie. »Das tun die meisten.«
    Baton Rouge gehört nicht zu ihrem Zuständigkeitsbereich , u nd daran wird sich erst dann etwas ändern, wenn der Justizminister beschließt, sämtliche Bezirksgrenzen endlich zum Teufel zu jagen. Nic hat keinen guten Grund, um das von ihm zu verlangen, während er nicht wüsste, warum er es bewilligen sollte. Nic gehört nicht zu den Leuten, die jemanden um Erlaubnis für etwas fragen, außer, das Thema ragt vor ihr auf wie eine offene Zugbrücke, sodass sie keine andere Wahl hat, als anzuhalten oder umzukehren. Inzwischen ermittelt sie verdeckt an Orten, die ihr Instinkt ihr rät, und zwar häufig in dem Wal-Mart in Uninähe, unweit des Old Garden District, wo ihr Vater wohnt. Es ist nicht schwierig, sich vorzustellen, dass ein Mörder sich hier auf die Jagd nach Opfern macht. Damenwäsche erregt ihn vermutlich besonders, vor allem dann, wenn ein mögliches Opfer sich BHs und Höschen anhält und nach verschiedenen Schnitten und Größen sucht - so wie die füllige Frau mit dem kurzen, grau melierten Haar, die den Laden, gestohlene Ware im Ärmel ihres Regenmantels, soeben verlassen hat. Dieser geringfügige Diebstahl wird nicht gemeldet werden, weil Nic größere Pläne hat. Sie lässt den Einkaufswagen im Gang stehen und verschwindet aus dem Wal-Mart. Dabei nimmt sie jeden anwesenden Mann und das, worauf er achtet und was er tut, bewusst wahr, während sie die ganze Zeit die Pistole in ihrer Gürteltasche spürt.
    Der Parkplatz draußen ist ziemlich gut beleuchtet. Die wenigen Autos - es sind nicht einmal hundert - stehen eng beisammen, als wollten sie einander Gesellschaft leisten. Sie bemerkt die beleibte Ladendiebin, die rasch auf einen dunkelblauen Chevrolet mit Nummernschildern aus Louisiana zusteuert. Nic prägt sich das Kennzeichen ein, während sie auf die Frau zugeht und so tut, als hätte sie sie nicht bemerkt. Sie entdeckt niemanden in der Umgebung, der ein potenzieller Serienmörder sein könnte. Falls die Frau wirklich verfolgt wird - das war ohnehin nur eine Vermutung -, weist nichts darauf hin.
    Wieder bekommt Nic ein schlechtes Gewissen, weil sie enttäuscht ist. Der Gedanke, dass sie Bedauern empfindet, weil eine andere Frau nicht im Begriff ist, zum Opfer zu werden, ist so schrecklich, dass Nic ihre sündigen Hoffnungen nie jemandem anvertrauen würde und sie auch sich selbst kaum eingestehen kann. Stattdessen verdrängt sie diese Tatsache derart, dass sie sogar einen Lügendetektortest bestehen könnte, wenn der Prüfer sie fragt: »Sind Sie enttäuscht, wenn Sie ein potenzielles Opfer beschatten, ohne dass der Mörder einen Entführungsversuch unternimmt oder damit sogar Erfolg hat?« Nic würde sich weder verkrampfen noch zögern. Ihr Puls würde sich nicht verändern, wenn sie »Nein« erwiderte. Je kürzer die Antwort, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Nervensystem sie verrät.
    Sie hält Abstand zu ihrem eigenen Wagen, einem fünf Jahre alten tannengrünen Ford Explorer, den sie - von außen nicht zu sehen - mit einem am Armaturenbrett zu befestigenden tragbaren Blaulicht, einer Pistole, einem Verbandskasten, Überbrückungskabeln, einer Leuchtpistole, einem Feuerlöscher und einer Notfalltasche ausgestattet hat, die Kampfuniformen, Stiefel, zusätzliche Magazine und weitere Ausrüstungsgegenstände enthält;

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