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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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absolut nicht versteht und es fertigbringt, uns bei jeder Gelegenheit zu quälen. Und in einem solchen Menschen sieht man dann trotz alledem die Verkörperung eines Ideales, des eigenen Traumgebildes und setzt auf ihn all seine Hoffnungen; man beugt sich vor ihm, liebt ihn das ganze Leben lang, ohne im geringsten zu wissen, wofür, – vielleicht ebendeswegen, weil er dieser Liebe nicht würdig ist ... Oh, wie ich mein ganzes Leben lang gelitten habe, Peter Stepanowitsch!«
    Stepan Trofimowitsch wollte mit schmerzlicher Miene meinen Blick auffangen; aber ich wandte mich noch rechtzeitig ab.
    »... Und erst vor kurzem, erst vor kurzem – oh, wie habe ich mich gegen Nikolai vergangen! ... Sie können es gar nicht glauben: von allen Seiten haben sie mich gequält, alle, alle, meine Feinde, und elende Menschen, und meine Freunde; und die Freunde vielleicht noch mehr als die Feinde. Als ich den ersten verächtlichen anonymen Brief erhielt, Peter Stepanowitsch, da ließ ich es (Sie werden es nicht glauben) an der gebührenden Verachtung als Antwort auf diese ganze Schändlichkeit fehlen ... Niemals, niemals werde ich mir meinen Kleinmut verzeihen!«
    »Ich habe schon ein wenig von den hiesigen anonymen Briefen gehört,« bemerkte Peter Stepanowitsch, der nun auf einmal wieder lebhaft wurde, »und ich werde den Schreiber derselben schon ausfindig machen; seien Sie unbesorgt!«
    »Aber Sie können sich gar nicht vorstellen, was hier für Intrigen begonnen haben! Sogar unsere arme Praskowja Iwanowna hat man gequält; und warum sie eigentlich, warum sie? Ich habe mich vielleicht dir gegenüber heute arg vergangen, meine liebe Praskowja Iwanowna,« fügte sie in einem Anfalle von hochherziger Rührung, aber nicht ohne eine gewisse triumphierende Ironie hinzu.
    »Lassen Sie es gut sein, meine Liebe!« murmelte jene mißvergnügt. »Meiner Ansicht nach sollte man nun der ganzen Sache ein Ende machen; es ist schon zuviel darüber geredet worden ...«
    Sie ließ wieder einen schüchternen Blick zu Lisa hinüberschweifen; aber diese sah nach Peter Stepanowitsch hin.
    »Aber dieses arme, unglückliche Wesen, diese Irrsinnige, die alles verloren und sich nur ihr Herz bewahrt hat, die beabsichtige ich jetzt selbst an Kindes Statt anzunehmen!« rief Warwara Petrowna plötzlich. »Das ist eine heilige Pflicht, die ich gewissenhaft zu erfüllen beabsichtige. Von diesem Tage an nehme ich sie unter meinen Schutz!«
    »Und das wird in gewisser Hinsicht sogar sehr gut sein!« sagte Peter Stepanowitsch mit großer Lebhaftigkeit. »Entschuldigen Sie, ich war vorhin mit dem, was ich sagen wollte, nicht zu Ende gekommen. Ich wollte gerade noch über die Notwendigkeit eines Schutzes reden. Können Sie sich das vorstellen, daß damals nach Nikolai Wsewolodowitschs Abreise (ich fange genau an der Stelle wieder an, wo ich stehen blieb, Warwara Petrowna) dieser Herr, eben dieser Herr Lebjadkin hier, sich sofort für berechtigt hielt, über die seiner Schwester ausgesetzte Pension restlos zu verfügen? Und er verfügte darüber. Ich weiß nicht genau, welche Einrichtungen Nikolai Wsewolodowitsch damals getroffen hatte; aber als er nach einem Jahre (er befand sich zu dieser Zeit schon im Auslande) das Vorgefallene erfuhr, sah er sich genötigt, diese Einrichtungen abzuändern. Die Einzelheiten darüber sind mir wieder nicht bekannt; er wird sie ja selbst erzählen; ich weiß nur, daß die interessante Person in einem fernen Kloster untergebracht wurde, sogar in recht komfortabler Weise, aber unter freundlicher Aufsicht – Sie verstehen? Und was meinen Sie, was Herr Lebjadkin nun unternahm? Er machte zunächst die größten Anstrengungen, um herauszubekommen, wo man seinen Pachtacker, das heißt seine Schwester, vor ihm versteckt hatte; erst vor kurzem erreichte er seinen Zweck, nahm sie aus dem Kloster heraus, indem er eine Art von Recht auf sie geltend machte, und brachte sie geradeswegs hierher. Hier gibt er ihr nichts zu essen, schlägt sie, tyrannisiert sie, erhält schließlich auf irgendwelchem Wege von Nikolai Wsewolodowitsch eine beträchtliche Geldsumme und fängt sogleich an zu trinken. Statt aber dankbar zu sein, benimmt er sich gegen Nikolai Wsewolodowitsch mit der unverschämtesten Dreistigkeit, stellt ihm sinnlose Forderungen und droht, wenn die Pension künftig nicht zu seinen eigenen Händen bezahlt werde, mit dem Gerichte. Auf diese Weise faßt er Nikolai Wsewolodowitschs freiwillige Gabe als einen schuldigen Tribut auf, – können

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