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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Blicke. Endlich schien sie sich zwar nicht eigentlich beruhigt zu haben, aber doch zu einem Entschlusse gekommen zu sein.
    »Bitte, setzen Sie sich neben mich, damit ich Sie nachher ansehen kann,« sagte sie in ziemlich festem Tone, mit irgendwelcher bestimmten, neuen Absicht. »Und jetzt seien Sie ganz unbesorgt; ich meinerseits werde Sie nicht ansehen, sondern zu Boden schauen, und blicken auch Sie mich nicht eher an, als bis ich selbst Sie darum bitte! Setzen Sie sich doch!« fügte sie ordentlich ungeduldig hinzu.
    Ein neues Gefühl hatte sich ihrer augenscheinlich immer mehr und mehr bemächtigt.
    Nikolai Wsewolodowitsch setzte sich und wartete; es trat ein ziemlich langes Stillschweigen ein.
    »Hm! Das kommt mir alles so sonderbar vor,« murmelte sie auf einmal beinah unwillig. »Allerdings haben mich böse Träume bedrückt; aber warum hat mir gerade von Ihnen so etwas geträumt?«
    »Nun, lassen wir die Träume beiseite!« sagte er ungeduldig und wendete sich trotz des Verbotes zu ihr; und vielleicht zeigte sich der Ausdruck von vorhin wieder für einen Moment in seinen Augen. Er sah, daß sie einigemal Lust hatte, große Lust hatte, ihn anzusehen, sich aber mit Energie beherrschte und nach unten schaute.
    »Hören Sie, Fürst,« begann sie plötzlich mit erhobener Stimme. »Hören Sie, Fürst ...«
    »Warum haben Sie sich abgewandt? Warum sehen Sie mich nicht an? Wozu diese Komödie?« konnte er sich nicht enthalten zu rufen.
    Aber sie schien ihn gar nicht zu hören.
    »Hören Sie, Fürst,« sagte sie zum dritten Male mit fester Stimme; ihr Gesicht hatte dabei einen unangenehmen, geschäftigen Ausdruck. »Als Sie mir damals im Wagen sagten, die Ehe solle öffentlich bekanntgegeben werden, da bekam ich gleich einen Schreck darüber, daß das Geheimnis ein Ende nehmen solle. Jetzt aber weiß ich gar nicht, wie es dann werden soll; ich habe immer darüber nachgedacht und sehe klar, daß ich ganz und gar nicht dazu tauge. Ich verstehe zwar, mich zu putzen, und Gäste kann ich vielleicht auch empfangen: Leute zu einer Tasse Tee einzuladen, das ist kein Kunststück, namentlich wenn man Bediente hat. Aber doch wird man mich nicht für voll ansehen. Ich habe mir damals am Sonntagvormittag, vieles in jenem Hause angesehen. Dieses hübsche Fräulein blickte mich die ganze Zeit über an, besonders nachdem Sie hereingekommen waren. Sie waren es doch, der damals hereinkam, nicht wahr? Die Mutter dieses Fräuleins ist einfach eine komische alte Dame. Mein Lebjadkin war ebenfalls kostbar; um nicht laut loszulachen, sah ich immer nach der Decke hinauf; es ist da eine sehr schön gemalte Decke. ›Seine‹ Mutter könnte eine Äbtissin sein; ich fürchte mich vor ihr, obgleich sie mir ein schwarzes Schaltuch geschenkt hat. Gewiß sind alle Frauen damals über mich befremdet gewesen; ich nahm es ihnen nicht übel; aber ich saß immer da und dachte: wie kann ich deren Verwandte werden? Allerdings verlangt man von einer Gräfin nur geistige Eigenschaften, da sie für die wirtschaftlichen Dinge eine Menge Diener hat, und ferner noch eine gewisse gesellschaftliche Gewandtheit, so daß sie es versteht, ausländische Reisende zu empfangen. Aber trotzdem sahen mich die Damen am Sonntag mit hoffnungslosen Mienen an. Nur Dascha ist ein Engel. Ich fürchte sehr, daß die Damen ›ihn‹ durch eine unvorsichtige Bemerkung über mich betrübt haben.«
    »Fürchten Sie nichts, und beunruhigen Sie sich nicht!« sagte Nikolai Wsewolodowitsch, den Mund verziehend.
    »Übrigens macht mir das nichts aus, wenn er sich auch über mich ein bißchen schämt; denn das Mitleid wird bei ihm immer größer sein als die Scham, sollte ich vom menschlichen Standpunkte aus meinen. Er weiß ja, daß ich eher Anlaß habe, sie zu bemitleiden, als sie mich.«
    »Es scheint, daß Sie sich sehr über sie geärgert haben, Marja Timofejewna?«
    »Wer? Ich? Nein,« antwortete sie mit einem einfältigen Lächeln. »Durchaus nicht. Ich habe sie damals sämtlich betrachtet: ›Alle ärgert ihr euch, alle zankt ihr euch,‹ dachte ich; ›recht von Herzen zu lachen, wenn sie einmal zusammenkommen, das verstehen sie nicht; so viel Reichtum und so wenig Heiterkeit!‹ Das alles war mir so widerwärtig. Jetzt bedaure ich übrigens niemanden als mich selbst.«
    »Ich habe gehört, daß Sie in meiner Abwesenheit mit Ihrem Bruder ein schlechtes Leben gehabt haben?«
    »Wer hat Ihnen das gesagt? Unsinn! Jetzt habe ich es weit schlechter; jetzt habe ich böse Träume, und die

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