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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Zeit her innegehabt! Ich bin ordentlich rot geworden, so habe ich mich über dein Verhalten geschämt.«
    »Ich hätte eine Bedientenstellung innegehabt?« brauste Stepan Trofimowitsch auf.
    »Sogar eine noch schlimmere; du bist ein Parasit gewesen, das heißt ein freiwilliger Bedienter. Zu faul zum Arbeiten, haben wir doch Appetit auf Geld. All das durchschaut auch sie jetzt; wenigstens hat sie mir schrecklich viel über dich erzählt. Na, mein Lieber, und wie habe ich über deine Briefe an sie gelacht! Die sind ja gräßlich, zum Schämen! Aber ihr Parasiten seid sittlich so verdorben, sittlich so verdorben! Im Almosenempfangen liegt doch etwas, was den Menschen für immer zugrunde richtet. Dafür bist du ein eklatantes Beispiel!«
    »Sie hat dir meine Briefe gezeigt?«
    »Alle. Das heißt, natürlich, wie könnte ich sie durchlesen? Donnerwetter, was hast du ihr für eine Menge Briefe geschrieben; ich glaube, es sind über zweitausend Stück da ... Aber weißt du, Alter, ich glaube, es hat bei euch einmal einen Augenblick gegeben, wo sie bereit war, dich zu heiraten. Du hast dir die Gelegenheit höchst dummer Weise entgehen lassen! Ich sage das natürlich von deinem Standpunkte aus; aber es wäre doch besser gewesen als jetzt, wo man dir wie einem Hausnarren eine Braut gibt, damit du für Geld fremde Sünden zudeckst.«
    »Für Geld! Sie, sie sagt: ›Für Geld!‹« jammerte Stepan Trofimowitsch schmerzerfüllt.
    »Aber was ist denn dabei? Was willst du denn? Das habe ich zu deiner Verteidigung angeführt. Das ist ja der einzige Weg, um deine Handlungsweise zu entschuldigen. Sie sieht das selbst ein, daß du Geld brauchtest, wie jeder Mensch, und daß du von diesem Gesichtspunkte aus am Ende recht getan hast, so zu verfahren. Ich habe ihr mathematisch bewiesen, daß ihr von eurem Zusammenleben alle beide Vorteil gehabt habt: sie als Kapitalistin und du als ihr sentimentaler Hausnarr. Übrigens ist sie des Geldes wegen nicht weiter ärgerlich, obgleich du sie gemolken hast wie eine Ziege. Sie ist bloß darüber wütend, daß sie dir zwanzig Jahre lang geglaubt hat, und daß du sie mit deiner vornehmen Gesinnung so betrogen und sie gezwungen hast, so lange zu lügen. Daß sie von selbst gelogen hat, wird sie nie eingestehen; aber du sollst jetzt doppelt dafür gestraft werden. Ich begreife nicht, daß du dir nicht gesagt hast, es müsse doch notwendigerweise einmal zur Abrechnung mit dir kommen! Du hattest ja doch immer einigen Verstand. Ich habe ihr gestern geraten, dich in ein Armenhaus zu geben; beruhige dich, in ein anständiges; darin wird für dich keine Beleidigung liegen; ich glaube, sie wird es auch tun. Erinnerst du dich an den letzten Brief, den du mir vor drei Wochen nach dem Gouvernement Ch*** schriebst?«
    »Hast du ihr den wirklich gezeigt?« rief Stepan Trofimowitsch und sprang erschrocken auf.
    »Na, aber selbstverständlich! Vor allen Dingen! Das ist derselbe Brief, in dem du mitteiltest, sie beute dich aus und beneide dich um dein Talent; na, und dann schriebst du darin von ›fremden Sünden‹. Nun, mein Lieber, apropos, was besitzt du doch für eine Eitelkeit! Ich habe so darüber gelacht! Im ganzen sind deine Briefe allerdings langweilig; du hast einen schauderhaften Stil. Ich habe sie oft gar nicht gelesen, und einer liegt bei mir noch jetzt uneröffnet umher; ich werde ihn dir morgen zuschicken. Aber dieser, dieser dein letzter Brief, das war das Nonplusultra! Wie habe ich gelacht, wie habe ich gelacht!«
    »Du Unmensch, du Unmensch!« jammerte Stepan Trofimowitsch.
    »Pfui Teufel, aber mit dir kann man auch gar nicht reden! Hör mal, du fühlst dich wohl wieder beleidigt wie vorigen Donnerstag?«
    Stepan Trofimowitsch richtete sich drohend auf.
    »Wie kannst du es wagen, mir gegenüber eine solche Sprache zu führen?«
    »Was denn für eine Sprache? Ich rede schlicht und deutlich.«
    »Aber sage mir doch endlich, du Unmensch, bist du mein Sohn oder nicht?«
    »Das mußt du besser wissen als ich. Allerdings neigt jeder Vater in diesem Punkte zur Selbstverblendung ...«
    »Schweig, schweig!« rief Stepan Trofimowitsch, am ganzen Leibe zitternd.
    »Siehst du, du schreist und schimpfst gerade wie vorigen Donnerstag, wo du sogar den Stock gegen mich erheben wolltest; ich suchte damals ein Dokument. Aus Neugier kramte ich den ganzen Abend über in deinem Koffer umher. Allerdings habe ich nichts Zuverlässiges gefunden; du kannst dich trösten. Es war nur ein Briefchen meiner Mutter an jenen

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