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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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neugierigen, in allen Ecken herumhuschenden Blicke, da machte mir Stepan Trofimowitsch sofort ein geheimes Zeichen, ich möchte das Zimmer nicht verlassen. Auf diese Weise enthüllten sich mir ihre augenblicklichen Beziehungen; denn diesmal hörte ich das ganze Gespräch mit an.
    Stepan Trofimowitsch saß, halb liegend, auf einer Chaiselongue. Seit jenem Donnerstage war er abgemagert und gelblich geworden. Peter Stepanowitsch setzte sich mit der familiärsten Miene neben ihn, wobei er ungeniert die Beine unter den Leib schlug und auf der Chaiselongue weit mehr Platz einnahm, als sich mit dem Respekt gegen seinen Vater vertrug. Stepan Trofimowitsch rückte schweigend und würdevoll zur Seite.
    Auf dem Tische lag ein aufgeschlagenes Buch. Es war der Roman: »Was ist zu tun?« 1 Leider muß ich hier eine sonderbare Schwäche unseres Freundes bekennen: der Gedanke, daß er aus seiner Vereinsamung heraustreten und die letzte Schlacht liefern müsse, gewann in seiner irregehenden Phantasie immer mehr die Oberhand. Ich erriet, daß er sich diesen Roman einzig und allein zu dem Zwecke beschafft hatte und nun studierte, um bei dem mit Sicherheit erwarteten Zusammenstoße mit den »Schreiern« im voraus ihre Methode und ihre Argumente aus ihrem eigenen Katechismus kennen zu lernen und, so vorbereitet, alle seine Gegner vor den Augen seiner Gönnerin zu widerlegen. Oh, wie quälte ihn dieses Buch! Er warf es manchmal in Verzweiflung hin und ging, von seinem Platze aufspringend, ganz außer sich im Zimmer hin und her.
    »Ich gebe zu, daß der Grundgedanke des Verfassers richtig ist,« sagte er zu mir in fieberhafter Erregung; »aber das ist ja um so schrecklicher! Es ist derselbe Gedanke, den wir ausgesprochen haben, genau unser Gedanke; wir, wir sind die ersten gewesen, die ihn gepflanzt und großgezogen und ausgestaltet haben, – und was könnten sie nach uns noch Neues sagen! Aber, mein Gott, wie haben sie das alles ausgedrückt, entstellt, verdreht!« rief er, mit den Fingern auf das Buch klopfend. »Sind das die Resultate, nach denen wir gestrebt haben? Wer kann da den ursprünglichen Gedanken wiedererkennen?«
    »Du klärst dich wohl auf?« fragte Peter Stepanowitsch, der das Buch vom Tische aufgenommen und den Titel gelesen hatte, lächelnd. »Das hättest du schon längst tun sollen. Ich werde dir noch Besseres bringen, wenn du willst.«
    Stepan Trofimowitsch beobachtete wieder ein würdevolles Stillschweigen. Ich saß in einer Ecke auf dem Sofa.
    Peter Stepanowitsch erklärte schnell den Anlaß seines Besuches. Natürlich war Stepan Trofimowitsch maßlos überrascht und hörte diese Mitteilung mit einem Schrecken an, in den sich ein gut Teil Unwille mischte.
    »Und diese Julija Michailowna rechnet wirklich darauf, daß ich zu ihr hinkomme und etwas vorlese!«
    »Das heißt, eigentlich hat sie dich überhaupt nicht nötig. Sie tut es vielmehr nur, um dir eine Freundlichkeit zu erweisen und sich dadurch bei Warwara Petrowna einzuschmeicheln. Aber selbstverständlich wirst du es nicht wagen, die Vorlesung abzulehnen. Ich glaube auch, du hast selbst große Lust dazu,« fügte er lächelnd hinzu. »Ihr alten Herren habt ja alle einen höllischen Ehrgeiz. Aber hör mal, du darfst es nicht langweilig machen. Du hast wohl etwas fertig, spanische Geschichte, wie? Gib es mir doch auf drei Tage zur Durchsicht; sonst bringst du womöglich die Zuhörer zum Einschlafen.«
    Die unverhüllte Grobheit dieser eilig vorgebrachten Sticheleien war offenbar beabsichtigt. Er tat, als könne man mit Stepan Trofimowitsch überhaupt nicht in feinerer Ausdrucks- und Denkweise reden. Stepan Trofimowitsch beharrte standhaft dabei, die Beleidigung nicht zu bemerken; aber die ihm mitgeteilten Tatsachen versetzten ihn in immer steigende Aufregung.
    »Und sie selbst, sie selbst hat dich beauftragt, mir dies zu bestellen?« fragte er erblassend.
    »Das heißt, siehst du, sie will dir Tag und Ort zu einer gegenseitigen Aussprache bestimmen; das ist noch so ein Überrest von eurer Sentimentalität. Du hast zwanzig Jahre lang mit ihr kokettiert und ihr die lächerlichsten Manieren angewöhnt. Aber beunruhige dich nicht; die Sache liegt jetzt ganz anders; sie sagt selbst alle Augenblicke, sie fange jetzt erst an ›klar zu sehen.‹ Ich habe ihr geradezu auseinandergesetzt, daß eure ganze Freundschaft nur ein wechselseitiges Begießen mit Spülicht war. Sie hat mir vieles erzählt, mein Lieber; pfui, was für eine Bedientenstellung hast du diese ganze

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