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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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habe das ja nie gesagt, ha-ha!«
    »Das tut nichts.
Se non è vero ...
«
    »Nun, ich danke Ihnen, ich danke Ihnen aufrichtig.«
    »Noch eins; wissen Sie, was Karmasinow sagte? In der Hauptsache sei unsere Lehre eine Verneinung der Ehre, und mit dem offen verkündeten Recht auf Ehrlosigkeit könne man den Russen am leichtesten anlocken und mit sich ziehen.«
    »Ein vorzüglicher Gedanke! Ein goldener Gedanke!« rief Stawrogin. »Da hat er den Nagel auf den Kopf getroffen! Das Recht auf Ehrlosigkeit, – ja, dann werden alle zu uns gelaufen kommen, und kein einziger wird auf der anderen Seite bleiben! Aber hören Sie mal, Werchowenski, gehören Sie auch nicht zur Geheimpolizei, was?«
    »Aber wem solche Fragen im Kopfe herumgehen, der spricht sie doch nicht aus.«
    »Ich verstehe; aber wir sind ja unter uns.«
    »Nein, vorläufig gehöre ich noch nicht zur Geheimpolizei. Aber nun genug; wir sind am Ziele. Machen Sie Ihr Gesicht zurecht, Stawrogin; ich tue das auch immer, wenn ich zu ihnen hineingehe. Recht viel finsteren Ernst; weiter ist nichts nötig; es ist kein Kunststück.«
     

Siebentes Kapitel.
     
    Bei den Unsrigen.
     
I.
    Wirginski wohnte in einem eigenen Hause, das heißt in dem Hause seiner Frau, in der Murawjinaja-Straße. Es war ein einstöckiges Haus, das sonst keine Bewohner hatte. Unter dem Vorwande, den Namenstag des Hausherrn zu feiern, hatten sich etwa fünfzehn Gäste versammelt; aber diese Abendgesellschaft hatte ganz und gar keine Ähnlichkeit mit solchen, wie sie in der Provinz an Namenstagen üblich sind. Gleich beim Beginn ihres Zusammenlebens hatten die Wirginskischen Eheleute sich ein für allemal darüber geeinigt, daß es ganz dumm sei, zum Namenstage Gäste einzuladen, und daß dieser Tag überhaupt keinen Anlaß zur Freude biete. In einigen Jahren hatten sie sich bereits vollständig von der Gesellschaft zurückgezogen. Obgleich er nicht ohne Fähigkeiten und durchaus kein »armseliger Tropf« war, galt er doch allen als ein wunderlicher Kauz, der die Einsamkeit liebe und überdies eine hochmütige Sprache führe. Madame Wirginskaja selbst, die den Hebammenberuf ausübte, stand schon allein deswegen auf der gesellschaftlichen Stufenleiter besonders tief, tiefer sogar als die Frau des Popen, trotzdem ihr Mann Offiziersrang besaß. Von einer ihrem Berufe entsprechenden Demut war an ihr allerdings nichts zu bemerken. Und nach der überaus dummen und unverzeihlich offenkundigen Liäson, die sie um des Prinzips willen mit einem Lumpen, dem Hauptmann Lebjadkin, eingegangen war, hatten sich sogar unsere nachsichtigsten Damen mit deutlich bemerkbarer Geringschätzung von ihr zurückgezogen. Aber Madame Wirginskaja nahm das alles so hin, als ob sie es gerade so wünschte. Merkwürdigerweise wandten sich gerade jene besonders strengen Damen, wenn sie sich in interessanten Umständen befanden, mit Übergehung der drei anderen Hebammen unserer Stadt, nach Möglichkeit an Arina Prochorowna (das heißt an Frau Wirginskaja). Sogar zu den Gutsbesitzerfrauen im Kreise wurde sie gerufen; ein solches Zutrauen hatten alle zu ihren Kenntnissen, zu ihrem Glücke und zu ihrer Geschicklichkeit in kritischen Fällen. Schließlich praktizierte sie nur noch in den reichsten Häusern; das Geld aber liebte sie mit einer wahren Gier. Im vollen Bewußtsein ihrer Macht legte sie sich zuletzt in ihrem Benehmen keinerlei Zwang mehr auf. Bei Ausübung ihres Berufes in den vornehmsten Häusern erschreckte sie, vielleicht sogar absichtlich, nervenschwache Gebärerinnen durch irgendwelche unerhörte nihilistische Vernachlässigung der Anstandsregeln oder sogar durch Spöttereien über »alles Heilige«, und zwar gerade in den Augenblicken, wo das »Heilige« am ehesten hätte nützen können. Aber unser Stabsarzt Rosanow, der ebenfalls Geburtshelfer war, bezeugte mit aller Bestimmtheit, daß einmal, als die Gebärerin in ihren Qualen schrie und den Namen des allmächtigen Gottes anrief, gerade eine solche plötzliche freidenkerische Äußerung Arina Prochorownas die Kranke »wie ein Pistolenschuß« erschreckt und die schnellste Befreiung von der Leibesfrucht herbeigeführt habe. Aber obwohl sie eine Nihilistin war, hielt Arina Prochorowna in geeigneten Fällen nicht nur an den in der vornehmen Welt üblichen, sondern auch an veralteten und abergläubischen Gebräuchen fest, wenn diese ihr Nutzen bringen konnten. Um keinen Preis wäre sie zum Beispiel von der Taufe eines von ihr zur Welt beförderten Kindes fortgeblieben;

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