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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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gewidmetes Leben führen könnten.«
    »So kann nur ein Hansnarr sprechen!« fuhr die Studentin auf.
    »Ein Hansnarr ist er, aber ein nützlicher,« flüsterte ihr Madame Wirginskaja zu.
    »Und vielleicht wäre das die beste Lösung der Aufgabe!« wandte sich Schigalew eifrig an Ljamschin. »Sie wissen natürlich gar nicht, was für einen tiefen Gedanken auszusprechen Ihnen gelungen ist, Sie lustiger Herr! Aber da Ihr Gedanke nahezu undurchführbar ist, so müssen wir uns auf das irdische Paradies beschränken, wenn es nun einmal so genannt worden ist.«
    »Aber das ist ja der reine Unsinn!« rief Werchowenski, als ob ihm dieser Ausruf unwillkürlich entführe. Übrigens war er immer noch, ohne irgendwelche Teilnahme zu bekunden und ohne die Augen in die Höhe zu heben, damit beschäftigt, sich die Nägel zu schneiden.
    »Warum soll es denn Unsinn sein?« fiel der Lahme sofort ein, wie wenn er nur auf das erste Wort von jenem gewartet hätte, um daran anzuknüpfen. »Warum denn Unsinn? Herr Schigalew ist teilweise ein Fanatiker der Menschenliebe; aber vergessen Sie nicht, daß sich bei Fourier, besonders bei Cabet und sogar bei Proudhon selbst eine Menge der despotischsten, phantastischsten Lösungsversuche für diese Frage finden. Herr Schigalew behandelt die Frage sogar vielleicht weit nüchterner, als es jene Männer tun. Ich versichere Sie, wenn man sein Buch liest, ist es beinahe unmöglich, in einigen Punkten anderer Meinung zu sein. Er hat sich vielleicht weniger als alle anderen vom Realismus entfernt, und sein irdisches Paradies ist fast das wirkliche, eben jenes, über dessen Verlust die Menschheit seufzt, wenn anders es wirklich einmal existiert hat.«
    »Na, das hatte ich mir doch gedacht, daß ich da übel ankommen würde,« murmelte Werchowenski wieder.
    »Erlauben Sie,« fuhr der Lahme, immer hitziger werdend, fort, »über die künftige soziale Einrichtung zu urteilen und zu sprechen, das ist für alle denkenden Menschen der Jetztzeit geradezu ein Ding der Notwendigkeit. Herzen hat sich sein ganzes Leben lang ausschließlich mit diesem Gegenstande beschäftigt; Bjelinski hat, wie mir glaubwürdig bekannt geworden ist, ganze Abende mit seinen Freunden damit verbracht, sogar über die unbedeutendsten Details, sozusagen über die Küchenfragen in der künftigen sozialen Einrichtung, zu debattieren und im voraus Festsetzungen zu treffen.«
    »Manche verlieren dabei sogar den Verstand,« bemerkte auf einmal der Major.
    »Man könnte doch wenigstens etwas sagen, statt diktatorhaft dazusitzen und zu schweigen,« äußerte Liputin boshaft, als wenn er endlich Mut gefaßt hätte, den Angriff zu beginnen.
    »Ich habe nicht von Schigalew gesagt, daß sein System Unsinn sei,« murmelte Werchowenski. »Sehen Sie, meine Herren,« (hier hob er einen Moment die Augen in die Höhe), »meiner Ansicht nach sind alle diese Bücher von Fourier, von Cabet, dieses ganze Recht auf Arbeit, der Schigalewismus, sämtlich eine Art von Romanen, deren man hunderttausend schreiben könnte. Ein ästhetischer Zeitvertreib. Ich verstehe es, daß Sie sich hier in der kleinen Stadt langweilen und sich auf das Schreibpapier stürzen.«
    »Erlauben Sie,« erwiderte der Lahme, auf seinem Stuhle hin und her zuckend, »wenn wir auch Provinzialen und somit gewiß bedauernswerte Menschen sind, so wissen wir doch, daß auf der Welt einstweilen noch nichts Neues von solcher Art geschehen ist, daß wir darüber weinen müßten, es verpaßt zu haben. Da wird uns nun in allerlei heimlich verbreiteten Blättchen ausländischen Fabrikats vorgeschlagen, wir möchten uns zusammentun und Klubs bilden ausschließlich zum Zwecke allgemeiner Zerstörung, mit der Begründung, wie man auch an der Welt herumkurieren möge, ganz gesund werde man sie doch nie machen können; wenn man aber durch ein radikales Verfahren hundert Millionen Köpfe abschneiden und sich dadurch eine Erleichterung verschaffe, so könne man besser über den Graben springen. Ohne Zweifel ein schöner Gedanke, der aber mindestens ebenso unvereinbar mit der Wirklichkeit ist wie der ›Schigalewismus‹, über den Sie sich soeben so geringschätzig geäußert haben.«
    »Na, ich bin nicht hergekommen, um zu debattieren,« entfuhr es Werchowenski unversehens, und als ob er den von ihm geschossenen Bock gar nicht bemerkte, rückte er sich ein Licht näher heran, um für seine Beschäftigung mehr Helligkeit zu haben.
    »Schade, sehr schade, daß Sie nicht hergekommen sind, um zu debattieren,

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