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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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sich als einen Ehrenmann und wird sich der gemeinsamen Sache nicht entziehen,« erwiderte der Lahme ausweichend; »aber ...«
    »Nein, hier gilt kein Aber,« unterbrach ihn Werchowenski herrisch und schroff. »Ich erkläre, meine Herren, daß ich eine offene Antwort haben muß. Ich weiß sehr wohl, daß ich, da ich Sie alle zusammengerufen habe und selbst hierhergekommen bin, Ihnen Aufklärungen schulde« (wieder eine unerwartete Offenherzigkeit); »aber ich kann Ihnen keine Aufklärungen geben, ehe ich nicht Ihre Gesinnung kennen gelernt habe. Unter Vermeidung von Gesprächen (denn wir wollen nicht wieder dreißig Jahre lang schwatzen, wie man bisher dreißig Jahre lang geschwatzt hat) frage ich Sie: was ist Ihnen lieber: der langsame Weg, der darin besteht, daß man sozialistische Romane schreibt und die Schicksale der Menschheit für tausend Jahre in kanzleimäßiger Art auf dem Papier im voraus bestimmt, während unterdes der Despotismus die Bratenstücke verschluckt, die Ihnen von selbst an den Mund fliegen, die Sie aber an Ihrem Munde vorbeilassen; oder halten Sie es mit der schnellen Entscheidung, sie bestehe, worin sie wolle, die aber endlich die Hände freimachen und der Menschheit die Möglichkeit geben wird, sich nach Bequemlichkeit selbst in sozialistischer Form einzurichten, und zwar nun in Wirklichkeit und nicht mehr bloß auf dem Papier? Da schreit man nun: ›Hundert Millionen Köpfe!‹ Das ist vielleicht überhaupt nur ein vager Ausdruck; aber selbst wörtlich genommen, was ist dabei Fürchterliches, wenn doch bei den langsamen, schreibseligen Träumereien der Despotismus in hundert Jahren nicht hundert, sondern fünfhundert Millionen Köpfe frißt? Beachten Sie auch, daß ein unheilbarer Kranker doch nicht geheilt wird, was für papierne Rezepte auch immer für ihn geschrieben werden, sondern vielmehr, wenn es lange dauert, dermaßen in Fäulnis übergeht, daß er auch uns ansteckt und alle frischen Kräfte verdirbt, auf die man jetzt noch rechnen kann, so daß wir schließlich alle zugrunde gehen. Ich gebe völlig zu, daß schönklingende liberale Reden zu führen sehr vergnüglich, zu handeln dagegen etwas kitzlig ist ... Na, ich verstehe mich übrigens nicht darauf, zu reden; ich bin mit gewissen Mitteilungen hergekommen, und daher bitte ich die ganze verehrte Gesellschaft, nicht abzustimmen, sondern schlicht und einfach zu erklären, was Ihnen mehr Vergnügen macht: der Schildkrötengang im Sumpfe oder die Fahrt mit Volldampf durch den Sumpf hindurch?«
    »Ich bin entschieden für die Fahrt mit Volldampf!« rief der Gymnasiast entzückt.
    »Ich auch,« schloß sich Ljamschin an.
    »Was man zu wählen hat, kann natürlich nicht zweifelhaft sein,« murmelte ein Offizier, nach ihm ein anderer, nach diesem noch jemand.
    Besonders überraschte es alle, daß Werchowenski »Mitteilungen« machen wollte und selbst in Aussicht gestellt hatte, sofort zu reden.
    »Meine Herren, ich sehe, daß fast alle sich im Sinne der Proklamationen entscheiden,« sagte er, indem er seine Augen über die Anwesenden hinschweifen ließ.
    »Alle, alle!« rief die Mehrzahl.
    »Ich muß gestehen, ich stehe mehr auf Seiten der humanen Lösung,« sagte der Major; »aber da alle der andern Ansicht sind, so will ich mich ihnen anschließen.«
    »Also auch Sie erheben keinen Widerspruch?« wandte sich Werchowenski an den Lahmen.
    »Ich kann eigentlich nicht sagen, daß ich..« erwiderte dieser, ein wenig errötend; »aber wenn ich jetzt der Meinung aller beitrete, so tue ich es einzig und allein, um nicht ein störendes Element zu sein ...«
    »Sehen Sie wohl, so sind Sie alle! Sie, mein Herr, sind bereit, ein halbes Jahr lang als liberaler Schönredner zu debattieren; aber schließlich stimmen Sie doch mit allen! Meine Herren, überlegen Sie es sich: ist es wahr, daß Sie alle bereit sind?«
    (Wozu bereit? Die Frage war unbestimmt, aber sehr verführerisch.)
    »Gewiß, alle ...« wurde von vielen geantwortet.
    Übrigens blickten alle einander an.
    »Aber vielleicht werden Sie es nachher bereuen, so schnell zugestimmt zu haben? So geht es ja bei Ihnen fast immer.«
    Der Anwesenden bemächtigte sich eine Erregung, eine Erregung in verschiedenem Sinne, aber eine starke Erregung. Der Lahme eilte auf Werchowenski zu.
    »Gestatten Sie mir aber doch die Bemerkung, daß Antworten auf solche Fragen nur bedingungsweise gegeben werden. Wenn wir auch Ja gesagt haben, so vergessen Sie doch, bitte, nicht, daß eine in so seltsamer Art

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