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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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... Aber in diesem Augenblicke kam ein ganzer Haufe, etwa sechs Menschen von mehr oder weniger amtlichem Charakter, aus den Kulissen auf die Estrade gestürzt; sie ergriffen den Redner und zogen ihn hinter die Kulissen. Ich begreife nicht, wie er es möglich machte, sich von ihnen wieder loszureißen; aber es gelang ihm; er sprang von neuem bis an den Rand der Estrade vor und schrie noch einmal, so laut er konnte, unter starkem Schwingen der Faust:
    »Aber noch nie ist Rußland zu einem so schmählichen Zustande gelangt ...«
    Aber da zogen sie ihn von neuem fort. Ich sah, wie vielleicht fünfzehn Menschen, um ihn zu befreien, hinter die Kulissen eilten, aber nicht über die Estrade hinweg, sondern seitwärts, wobei sie eine leichte Barriere zerbrachen, so daß diese schließlich auch umfiel ... Ich sah dann (ich traute meinen Augen nicht), daß plötzlich von irgendwoher eine Studentin, die Schwester Wirginskis, auf die Estrade sprang, mit derselben Papierrolle unter dem Arme, ebenso gekleidet, ebenso rot, ebenso wohlgenährt von zwei, drei Frauen und zwei, drei Männern umgeben und in Begleitung ihres Todfeindes, des Gymnasiasten. Ich verstand sogar noch ihre Worte:
    »Meine Herrschaften, ich bin hergekommen, um von den Leiden der unglücklichen Studenten zu sprechen und sie aller Orten zum Protest aufzurufen.«
    Aber ich lief fort. Meine Schleife steckte ich in die Tasche und gelangte durch einen mir bekannten hinteren Ausgang auf die Straße. Vor allem eilte ich natürlich zu Stepan Trofimowitsch.
     
Fußnoten
     
    1 Gemeint ist das in Nowgorod im Jahre 1862 zur Feier des tausendjährigen Bestehens des russischen Reiches errichtete Rurikdenkmal: auf einem runden Sockel ruht ein großer Reichsapfel.
    Anmerkung des Übersetzers.
     
     

Zweites Kapitel.
     
    Der Schluß des Festes.
     
I.
    Er nahm meinen Besuch nicht an. Er hatte sich eingeschlossen und schrieb. Auf mein wiederholtes Klopfen und Rufen antwortete er durch die Tür:
    »Mein Freund, ich habe meine Rechnung ganz abgeschlossen; wer kann noch etwas von mir fordern?«
    »Sie haben keine Rechnung abgeschlossen, sondern nur dazu beigetragen, daß alles zusammengestürzt ist. Um Gottes willen, lassen Sie die witzigen Redensarten, Stepan Trofimowitsch, und machen Sie auf! Wir müssen Maßregeln ergreifen; am Ende kommen Ihre Feinde noch her und beleidigen Sie ...«
    Ich hielt mich für berechtigt, besonders nachdrücklich und sogar gebieterisch zu reden. Ich fürchtete, er werde irgend etwas noch Sinnloseres unternehmen. Aber zu meiner Verwunderung stieß ich bei ihm auf eine ungewöhnliche Festigkeit.
    »Seien Sie nicht der erste, der mich beleidigt! Ich danke Ihnen für alles Frühere; aber ich wiederhole: ich habe meine Rechnung mit den Menschen ganz abgeschlossen, mit den guten und mit den bösen. Ich schreibe einen Brief an Darja Pawlowna, die ich bisher in so unverzeihlicher Weise vergessen habe. Tragen Sie ihn ihr morgen hin, wenn Sie wollen; aber jetzt:
merci!
«
    »Stepan Trofimowitsch, ich versichere Sie: die Sache ist ernster, als Sie meinen. Sie meinen, Sie hätten dort jemanden zermalmt? Sie haben niemanden zermalmt, sondern sind selbst zerschlagen worden wie ein leeres Fläschchen« (oh, ich war grob und unhöflich; ich erinnere mich daran mit Betrübnis!). »An Darja Pawlowna zu schreiben haben Sie schlechterdings keinen Anlaß ... und was werden Sie jetzt ohne meinen Beistand anfangen? Was verstehen Sie vom praktischen Leben? Sie haben gewiß noch irgendwelche besonderen Pläne? Sie werden nur noch einmal Malheur haben, wenn Sie wieder so etwas aushecken..«
    Er stand auf und trat dicht an die Tür heran.
    »Sie haben noch nicht lange mit jenen Menschen verkehrt, haben sich aber doch schon von ihrer Sprache und ihrem Tone anstecken lassen;
Dieu vous pardonne, mon ami, et Dieu vous garde!
Aber ich habe an Ihnen immer einen anständigen Kern bemerkt, und daher werden Sie sich vielleicht noch ändern, –
après le temps
natürlich, wie wir Russen alle. Was Ihre Bemerkung über mein unpraktisches Wesen anlangt, so erinnere ich Sie an einen Gedanken, den ich neulich aussprach: daß bei uns in Rußland eine Unmenge von Menschen ihr Amüsement darin finden, mit besonderem Ingrimm und mit einer Zudringlichkeit, wie Fliegen im Sommer, über das unpraktische Wesen anderer Leute herzufallen und all und jeden dieses Fehlers zu beschuldigen, nur sich selbst nicht.
Cher,
vergessen Sie nicht, daß ich sehr aufgeregt bin, und quälen Sie mich nicht! Noch

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