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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Julija Michailowna wußte absolut nichts davon, daß da auf den Händen gegangen werden würde. »Das hatte man mir verheimlicht, das hatte man mir verheimlicht,« sagte sie später ganz verzweifelt und entrüstet zu mir. Das Gelächter der Menge galt natürlich nicht dem allegorischen Sinne, um den sich niemand kümmerte, sondern einfach dem Gehen auf den Händen in einem Frack mit Schößen. Lembke kochte vor Wut und zitterte am ganzen Leibe.
    »Taugenichts!« schrie er, auf Ljamschin zeigend. »Man fasse den Schurken und drehe ihn um ... um, drehe ihn mit den Beinen um ... mit dem Kopf ... der Kopf soll oben sein ... oben!«
    Ljamschin sprang auf die Füße. Das Gelächter wurde noch stärker.
    »Man jage alle Schurken, die da lachen, hinaus!« befahl Lembke plötzlich.
    Die Menge murrte und lachte.
    »Das geht nicht, Exzellenz.«
    »Das Publikum darf man nicht schimpfen.«
    »Selbst ein Narr!« erscholl eine Stimme aus irgendeiner Ecke.
    »Die Flibustier!« rief jemand von einem andern Ende her.
    Lembke drehte sich auf diesen Ruf schnell um und wurde ganz blaß. Ein stumpfsinniges Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, wie wenn er auf einmal etwas begriffe und sich an etwas erinnerte.
    »Meine Herren,« wandte sich Julija Michailowna an die herandrängende Menge, indem sie gleichzeitig ihren Mann hinter sich herzog, »meine Herren, entschuldigen Sie Andrei Antonowitsch; er ist nicht wohl ... entschuldigen Sie ... verzeihen Sie ihm, meine Herren!«
    Ich hörte genau, daß sie sagte: »Verzeihen Sie.« Die Szene spielte sich sehr schnell ab. Aber ich erinnere mich bestimmt, daß ein Teil des Publikums in diesem Augenblicke schon aus dem Saale hinausstrebte, anscheinend erschrocken, namentlich nach diesen Worten Julija Michailownas. Ich erinnere mich sogar, daß eine Frauenstimme, von Tränen fast erstickt, krampfhaft schrie:
    »Ach, wieder wie am Vormittag!«
    Und plötzlich schlug in dieses schon beginnende Gedränge wieder eine Bombe ein, gerade »wieder wie am Vormittag.«
    »Feuer! Die ganze jenseitige Stadt brennt!«
    Ich erinnere mich nur nicht, wo dieser schreckliche Ruf zuerst erscholl: ob in den Sälen, oder ob jemand, wie es scheint, mit diesem Rufe von der Treppe und aus dem Vorzimmer hereingelaufen kam; aber unmittelbar darauf trat ein solcher Wirrwarr ein, daß ich es nicht unternehme, ihn zu schildern. Mehr als die Hälfte des auf dem Balle anwesenden Publikums war aus dem jenseitigen Stadtteile und besaß dort Holzhäuser oder wohnte in solchen zur Miete. Sie stürzten zu den Fenstern; im Nu waren die Gardinen auseinandergezogen, die Rouleaus zerrissen. Der jenseitige Stadtteil brannte. Allerdings war die Feuersbrunst erst im Entstehen; aber es brannte an drei ganz verschiedenen Stellen; gerade das war es, was Schrecken erregte.
    »Brandstiftung! Die Schpigulinschen!« wurde in der Menge gerufen.
    Ich erinnere mich an einige sehr charakteristische Ausrufe.
    »Das habe ich doch geahnt, daß sie Feuer anlegen werden; all diese Tage her habe ich es geahnt!«
    »Die Schpigulinschen die Schpigulinschen; kein anderer!«
    »Man hat uns hier absichtlich versammelt, um dort Feuer anzulegen!«
    Dieser letzte, wunderlichste, unwillkürliche Ausruf rührte von einer Frau her, die ihr Haus ebenfalls gefährdet wußte. Alles strömte dem Ausgange zu. Ich versuche nicht zu schildern, welches Gedränge im Vorzimmer beim Suchen nach den Pelzen, Tüchern und Pelerinen herrschte, wie erschrockene Frauen kreischten und junge Mädchen weinten. Diebstähle sind wohl kaum vorgekommen; aber es ist kein Wunder, daß bei solcher Unordnung manche Leute ohne ihre warmen Überkleider wegfuhren, da sie das Ihrige nicht hatten finden können; darüber kursierten nachher in der Stadt viele Erzählungen mit legendenhaften Ausschmückungen. Lembke und Julija Michailowna wurden von der Menge in der Tür beinahe erdrückt.
    »Alle zurückhalten! Niemanden hinauslassen!« schrie Lembke und streckte den Drängenden drohend die Hand entgegen. »Alle sollen Mann für Mann aufs strengste visitiert werden, sofort!«
    Aus dem Saale antwortete ein Hagel kräftiger Schimpfworte.
    »Andrei Antonowitsch! Andrei Antonowitsch!« rief Julija Michailowna in heller Verzweiflung.
    »Die soll zuerst verhaftet werden!« schrie dieser und wies drohend mit dem Finger auf sie. »Die soll zuerst visitiert werden. Der Ball ist zum Zwecke der Brandstiftung arrangiert worden ...«
    Sie schrie auf und fiel in Ohnmacht (oh, natürlich in eine wirkliche

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