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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Kalbfleisch werden? Wenn sie aufsteht, wird sie vielleicht essen mögen ... Nun, das wollen wir später sehen; Kirillow schläft die ganze Nacht nicht. Ich sollte sie mit etwas zudecken; sie schläft zwar fest; aber es ist ihr gewiß kalt, ach ja, kalt!«
    Er trat noch einmal zu ihr, um sie anzusehen; ihr Kleid hatte sich ein wenig zurückgeschlagen, und das halbe rechte Bein bis zum Knie war entblößt. Er wandte sich plötzlich, beinah erschrocken, ab, zog seinen warmen Überzieher aus, so daß er selbst nur ein altes, dürftiges Röckchen anhatte, und bedeckte die entblößte Stelle, wobei er sich bemühte, sie nicht anzusehen.
    Das Heizen mit Holz, das Gehen auf den Fußspitzen, das Betrachten der Schläferin, die Träumereien in der Ecke und dann wieder das Betrachten der Schläferin, das alles hatte viel Zeit in Anspruch genommen. Es waren darüber zwei bis drei Stunden vergangen. Gerade während dieser Zeit waren Werchowenski und Liputin bei Kirillow gewesen. Endlich schlief auch Schatow in seiner Ecke ein. Da fing sie an zu stöhnen; sie erwachte und rief ihn; er sprang auf wie ein Verbrecher.
    »Marja! Ich war eingeschlafen ... Ach, was bin ich für ein Schuft, Marja!«
    Sie richtete sich auf, sah sich erstaunt um, wie wenn sie nicht begriffe, wo sie sich befinde, und geriet auf einmal in zornige Entrüstung.
    »Ich habe Ihr Bett in Besitz genommen und bin unvermerkt vor Müdigkeit eingeschlafen; warum haben Sie mich nicht geweckt? Wie durften Sie denken, daß ich Ihnen zur Last fallen wolle?«
    »Wie hätte ich dich wecken dürfen, Marja?«
    »Das durften Sie; das mußten Sie! Es ist hier kein anderes Bett für Sie vorhanden, und ich hatte das Ihrige in Besitz genommen. Sie durften mich nicht in eine falsche Lage bringen. Oder meinen Sie, daß ich hergekommen bin, um von Ihnen Wohltaten anzunehmen? Nehmen Sie sofort Ihr Bett in Besitz, und ich werde mich in einer Ecke auf Stühlen lagern ...«
    »Marja, so viele Stühle sind nicht da, und es ist auch nichts da zum Darauflegen.«
    »Nun, dann lege ich mich einfach auf den Fußboden. Sonst müßten Sie sich ja selbst zum Schlafen auf den Fußboden legen. Ich will mich auf den Fußboden legen, sofort, sofort!«
    Sie stand auf und wollte einen Schritt tun; aber plötzlich schien ein sehr starker, krampfartiger Schmerz ihr alle Kraft und alle Entschlossenheit zu nehmen, und sie sank mit einem lauten Stöhnen wieder auf das Bett zurück. Schatow lief hinzu; aber Marja, das Gesicht in die Kissen verbergend, ergriff seine Hand und begann, sie aus aller Kraft in der ihrigen zu drücken und zu pressen. So verging ungefähr eine Minute.
    »Marja, liebste Marja, wenn es nötig ist, hier ist ein Doktor Frenzel, mit dem ich bekannt bin, sehr bekannt ... Ich könnte zu ihm laufen.«
    »Unsinn!«
    »Wieso Unsinn? Sage doch, Marja: was tut dir weh? Sonst könnte ich auch heiße Umschläge ... etwa auf den Leib ... Das kann ich auch ohne Arzt ... Oder ein Senfpflaster ...«
    »Was ist das?« fragte sie seltsamerweise, indem sie den Kopf in die Höhe hob und ihn ängstlich ansah.
    »Was meinst du eigentlich, Marja?« fragte Schatow verständnislos. »Wonach fragst du? O Gott, ich habe ganz den Kopf verloren; verzeih, Marja, daß ich nichts verstehe.«
    »Ach, hören Sie auf; es ist auch nicht Ihre Sache, das zu verstehen. Es würde auch sehr komisch sein ...« fuhr sie, bitter lächelnd, fort. »Reden Sie mit mir von irgend etwas! Gehen Sie im Zimmer umher, und reden Sie! Stehen Sie nicht neben mir, und sehen Sie mich nicht an; darum bitte ich Sie nun schon zum fünfzigstenmal!«
    Schatow fing an, im Zimmer hin und her zu gehen, wobei er auf den Fußboden blickte und sich alle Mühe gab, sie nicht anzusehen.
    »Hier ist (werde nicht böse, Marja; ich bitte dich!), hier ist Kalbfleisch; auch Tee kann ich hier ganz in der Nähe bekommen ... Du hast vorhin so wenig genossen ...«
    Sie winkte ihm mißmutig und ärgerlich ab. Schatow biß sich in seiner Verzweiflung auf die Zunge.
    »Hören Sie, ich beabsichtige, hier eine Buchbinderei zu eröffnen, nach vernünftigen genossenschaftlichen Prinzipien. Da Sie hier wohnen, wie denken Sie darüber? Wird es gelingen oder nicht?«
    »Ach, Marja, bei uns liest man keine Bücher, und es gibt hier auch gar keine. Wie wird er denn da Bücher binden lassen?«
    »Wer ist der Er?«
    »Der hiesige Leser und überhaupt der hiesige Einwohner, Marja.«
    »Na, dann reden Sie doch deutlicher; aber ›er‹ sagen Sie, und wer ›er‹ ist, das weiß

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