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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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leichenblaß ist er geworden! Sagen Sie nur, Sie lächerlicher, wunderlicher Mensch, was ist Ihnen denn eigentlich? Ist das eine Komödie!«
    Schatow antwortete nicht; er hatte sich dafür entschieden, keine Antworten zu geben.
    »Ich habe ja auch sonst schon in solchen Fällen dumme Väter gesehen, die ebenfalls den Verstand verloren hatten. Aber die waren doch wenigstens ...«
    »Hören Sie auf, oder gehen Sie weg und lassen Sie mich krepieren! Reden Sie kein Wort weiter! Ich will es nicht, ich will es nicht!« schrie Marja.
    »Kein Wort zu reden ist unmöglich; das müssen Sie einsehen, wenn Sie nicht selbst den Verstand verloren haben; aber das scheint mir fast der Fall zu sein. Wenigstens muß ich doch über das Sachliche sprechen: sagen Sie, haben Sie etwas vorbereitet? Antworten Sie, Schatow; Ihrer Frau ist nicht danach zumute.«
    »Sagen Sie, was denn eigentlich erforderlich ist!«
    »Das heißt also, es ist nichts vorbereitet.«
    Sie zählte alles unbedingt Nötige auf, und man muß ihr die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie sich auf das Allernotwendigste beschränkte, was selbst bei Bettlern nicht entbehrt werden kann. Einzelnes fand sich in Schatows Besitz. Marja zog einen Schlüssel heraus und reichte ihn ihm, damit er in ihrer Reisetasche nachsuche. Da ihm die Hände zitterten, so mühte er sich ungebührlich lange mit dem Öffnen des ihm unbekannten Schlosses ab. Marja geriet außer sich; aber als Arina Prochorowna hinzusprang, um ihm den Schlüssel wegzunehmen, erlaubte sie ihr unter keinen Umständen, einen Blick in die Reisetasche zu werfen, und bestand mit eigensinnigem Geschrei und Weinen darauf, nur Schatow solle die Tasche öffnen.
    Nach einigen Sachen mußte bei Kirillow Nachfrage gehalten werden. Aber kaum wendete sich Schatow um, um hinzugehen, als sie ihn sogleich zornig zurückrief und sich erst dann beruhigte, als er schleunigst von der Treppe zurückkehrte und ihr erklärte, er gehe nur für einen Augenblick weg, um das Notwendigste zu holen, und werde sofort wiederkommen.
    »Na, Ihnen etwas recht zu machen ist aber schwer, meine Dame,« bemerkte Arina Prochorowna lachend. »Bald soll er mit dem Gesichte nach der Wand zu stehen und sich nicht erlauben, Sie anzusehen, bald soll er sich nicht einmal auf einen Augenblick entfernen, sonst fangen Sie an zu weinen. Er muß ja dabei schließlich auf eigentümliche Gedanken kommen. Na, na, seien Sie nur nicht eigensinnig, und wischen Sie sich nicht die Augen; ich spaße ja nur.«
    »Er soll überhaupt nichts denken.«
    »Papperlapapp! Wenn er nicht in Sie verliebt wäre wie ein Bock, so wäre er nicht im Galopp durch die Straßen gelaufen und hätte nicht alle Hunde in der Stadt in Aufregung gebracht. Bei mir hat er ein Fenster zerschlagen.«
     
V.
     
    Schatow traf Kirillow, wie er immer noch im Zimmer von einer Ecke nach der andern ging; er war aber dabei so zerstreut, daß er sogar die Ankunft von Schatows Frau vergessen hatte und diesen reden hörte, ohne ihn zu verstehen.
    »Ach ja,« erinnerte er sich auf einmal, wie wenn er sich mit Anstrengung und nur für einen Augenblick aus dem Banne eines ihn völlig beherrschenden Gedankens losrisse; »ja ... eine Alte ... die Frau oder eine Alte? Warten Sie mal: sowohl die Frau als auch eine Alte, nicht wahr? Ich erinnere mich; ich bin hingegangen; eine Alte wird kommen, nur nicht sofort. Da, nehmen Sie das Kissen! Noch etwas? Ja ... Warten Sie mal, Schatow: haben Sie manchmal Augenblicke ewiger Harmonie?«
    »Wissen Sie, Kirillow, das geht nicht länger, daß Sie in der Nacht nicht schlafen.«
    Kirillow kam nun zu sich und redete jetzt sonderbarerweise weit zusammenhängender als sonst je; offenbar hatte er all diese Gedanken schon längst in bestimmte Form gebracht und vielleicht aufgeschrieben:
    »Es gibt Sekunden (es sind ihrer auf einmal immer nur fünf oder sechs), in denen man plötzlich die Gegenwart der vollständig erreichten ewigen Harmonie fühlt. Das ist nichts Irdisches; ich sage nicht, daß es etwas Himmlisches wäre, wohl aber, daß der Mensch in irdischer Gestalt es nicht ertragen kann. Er muß sich physisch umgestalten oder sterben. Dieses Gefühl ist klar und unbestreitbar. Man empfindet gewissermaßen plötzlich die ganze Natur und sagt: ›Ja, das ist recht.‹ Als Gott die Welt schuf, da sagte er am Ende jedes Schöpfungstages: ›Ja, das ist recht, das ist gut.‹ Das ... das ist nicht Rührung, sondern einfach nur Freude. Man verzeiht nichts, weil es nichts zu

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