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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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stimmen.
    Schatow hatte sich nicht geirrt; als er zurückkehrte, fand er Arina Prochorowna bereits bei Marja. Sowie sie gekommen war, hatte sie den unten an der Treppe stehenden Kirillow verächtlich fortgejagt; schnell hatte sie sich dann mit Marja bekannt gemacht, von der sie nicht als frühere Bekannte anerkannt wurde; sie fand sie »in sehr widerwärtiger Stimmung«, das heißt ärgerlich, aufgeregt und »in ganz kleinmütiger Verzweiflung«, und schlug in etwa fünf Minuten alle Entgegnungen derselben siegreich aus dem Felde.
    »Warum reden Sie denn immer, daß Sie keine teure Hebamme haben wollen?« sagte sie gerade in dem Augenblicke, als Schatow hereinkam. »Das ist der reine Unsinn, ein ganz falscher Gedanke, der durch Ihren nicht normalen Zustand hervorgerufen ist. Wenn Sie nur eine einfache alte Frau aus dem gewöhnlichen Volke zur Hilfe haben, so haben Sie fünfzig Chancen dafür, daß die Sache einen schlechten Ausgang nimmt; und dabei haben Sie doch mehr Umstände und Ausgaben als bei einer teueren Hebamme. Und woher wissen Sie denn, daß ich eine teuere Hebamme bin? Sie können mich später bezahlen; ich werde Ihnen nicht zuviel abnehmen, und für den Erfolg garantiere ich; bei mir werden Sie nicht sterben; das ist bei mir noch nicht dagewesen. Und das Kind werde ich Ihnen gleich morgen in das Kinderasyl bringen, und später aufs Land zum Aufziehen, und damit ist dann die Sache erledigt. Und Sie selbst werden sich wieder erholen und sich an eine vernünftige Arbeit machen und in sehr kurzer Zeit Schatow für die Unterkunft und die Auslagen entschädigen, die überhaupt nicht so bedeutend sein werden ...«
    »Das ist es gar nicht, was mir Sorge macht ... Ich habe kein Recht, ihn zu belästigen ...«
    »Das ist eine rationelle, einer Bürgerin wohlanstehende Anschauungsweise; aber seien Sie überzeugt, daß Schatow so gut wie keine Ausgaben haben wird, wenn er sich nur ein klein wenig aus einem phantastischen Herrn in einen vernünftig denkenden Menschen verwandeln wollte. Es ist nur nötig, daß er keine Dummheiten begeht, nicht einen Heidenlärm macht und nicht atemlos durch die Stadt galoppiert. Wenn man ihn nicht an der Hand festhält, wird er bis zum Morgen womöglich alle hiesigen Ärzte in Bewegung setzen; alle Hunde hat er in meiner Straße schon in Aufregung gebracht. Ärzte sind gar nicht nötig; ich habe schon gesagt, daß ich für alles garantiere. Eine alte Frau kann meinetwegen noch zur Bedienung angenommen werden; das kostet kaum etwas. Übrigens kann er auch selbst zu dieser oder jener Dienstleistung herangezogen werden; er braucht ja doch nicht bloß Dummheiten zu machen. Er hat Hände und Füße; da kann er nach der Apotheke laufen, ohne daß Ihre Gefühle durch eine Wohltat verletzt werden. Und zum Teufel, wie kann da überhaupt von Wohltat die Rede sein? Hat er Sie nicht in diese Lage gebracht? Hat er Sie nicht mit jener Familie entzweit, wo Sie als Gouvernante in Stellung waren, mit der egoistischen Absicht, Sie zu heiraten? Das haben wir ja gehört ... Übrigens ist er doch auch selbst vorhin zu mir gerannt gekommen und hat ein Geschrei gemacht, daß man es durch die ganze Straße hörte. Ich dränge mich niemandem auf und bin einzig und allein Ihretwegen gekommen, aus Prinzip, weil wir Gesinnungsgenossen alle solidarisch miteinander verbunden sind; ich habe ihm das erklärt, noch ehe ich das Haus verließ. Wenn ich Ihrer Ansicht nach hier überflüssig bin, so leben Sie wohl; ich wünsche nur, daß kein Unglück daraus entsteht, das doch so leicht zu verhüten wäre.«
    Sie stand sogar vom Stuhle auf.
    Marja war so hilflos, litt so schwer und, um die Wahrheit zu sagen, fürchtete sich so sehr vor dem, was ihr bevorstand, daß sie nicht wagte, die Hebamme fortzuschicken. Aber diese Frau war ihr auf einmal verhaßt geworden: sie sprach ja von ganz fremdartigen Dingen, gar nicht von dem, was Marjas Seele erfüllte! Aber die Prophezeiung von einem möglichen Tode unter den Händen einer unerfahrenen Helferin besiegte den Widerwillen. Dafür wurde sie gegen Schatow von diesem Augenblicke an noch anspruchsvoller, noch schonungsloser. Es ging schließlich so weit, daß sie ihm nicht nur verbot, sie anzusehen, sondern sogar, mit dem Gesichte nach ihr hin dazustehen. Die Schmerzen wurden heftiger. Die Verwünschungen und Scheltworte wurden immer grimmiger.
    »Ach was, wir wollen ihn hinausschicken,« entschied Arina Prochorowna kurz. »Er sieht ja ganz entstellt aus und erschreckt Sie nur;

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