Die Dämonen
ihm Peter Stepanowitsch dies schließlich mit einem Schimpfworte zu. Dieses Zuschreien war ein plötzliches und vereinzeltes; dann trugen sie alle wieder schweigend, und erst dicht am Teiche rief Wirginski, der unter der Last gebeugt ging und von ihrem Gewichte matt geworden zu sein schien, auf einmal wieder mit ebenso lauter, weinerlicher Stimme wie vorher:
»Das ist nicht das Richtige, nein, nein, das ist gar nicht das Richtige!«
Der Ort, wo dieser dritte, ziemlich große Teich von Skworeschniki endete, und nach dem sie den Ermordeten hintrugen, war eine der ödesten und am wenigsten besuchten Stellen des Parkes, besonders in dieser späten Jahreszeit. Der Teich war an diesem Ende beim Ufer mit Gras durchwachsen. Die Laternen wurden hingestellt, der Leichnam geschwenkt und ins Wasser geworfen. Es erscholl ein dumpfer, lange nachhallender Ton. Peter Stepanowitsch hob eine Laterne in die Höhe; hinter ihm standen die andern, und alle spähten mit gespanntem Interesse, wie der Tote versinken würde; aber es war nichts mehr zu sehen: der Körper mit den beiden Steinen war sogleich untergegangen. Die starken Streifen, die über die Oberfläche des Wassers hinliefen, erstarben bald. Die Sache war beendet.
»Meine Herren,« wandte sich Peter Stepanowitsch an alle, »jetzt werden wir uns trennen. Ohne Zweifel empfinden Sie jenen freien Stolz, der mit der Erfüllung einer freien Pflicht verknüpft ist. Sollten Sie aber jetzt zu meinem Bedauern für solche Gefühle zu aufgeregt sein, so werden Sie das ohne Zweifel morgen empfinden, wo es schon eine Schande sein würde, es nicht zu empfinden. Ljamschins schmähliche Aufregung bin ich bereit als Fieberwahn anzusehen, um so mehr da er, wie ich höre, wirklich schon am Vormittag krank gewesen ist. Ihnen aber, Wirginski, wird ein Augenblick unbefangenen Nachdenkens zeigen, daß, wo das Interesse der gemeinsamen Sache in Frage kommt, man nicht im Vertrauen auf ein Ehrenwort handeln darf, sondern genau so handeln muß, wie wir es getan haben. Die Folgezeit wird Ihnen zeigen, daß eine Denunziation wirklich vorgelegen hat. Ich bin bereit, Ihre Äußerungen von vorhin zu vergessen. Was Gefahr anlangt, so ist eine solche aller Voraussicht nach nicht vorhanden. Niemandem wird es in den Sinn kommen, einen von Ihnen zu verdächtigen, besonders wenn Sie selbst es verstehen werden, sich richtig zu benehmen; so wird die Hauptsache von Ihnen selbst abhängen und von Ihrer vollständigen Überzeugung, daß wir recht getan haben, einer Überzeugung, in der Sie sich, wie ich hoffe, schon morgen befestigen werden. Eben darum unter anderm haben Sie sich ja zu einer besonderen, wohlorganisierten freien Vereinigung von Gesinnungsgenossen zusammengeschlossen, um zum Besten der gemeinsamen Sache im gegebenen Augenblick einer dem andern seine Energie mitzuteilen und, wenn es nötig sein sollte, einer den andern zu beobachten und zu kontrollieren. Jeder von Ihnen ist zu genauester Rechenschaft verpflichtet. Sie sind dazu berufen, altersschwache, durch langen Stillstand verfaulte Einrichtungen zu erneuern; halten Sie sich das immer zur Belebung Ihres Mutes vor Augen. Jede Ihrer Handlungen hat vorläufig zum Ziele, daß alles zusammenstürzt: sowohl der Staat als auch seine Moral. Nur wir werden übrigbleiben, die wir uns von vornherein zur Übernahme der Gewalt bestimmt haben: die Verständigen werden wir auf unsere Seite herüberziehen, und auf den Dummen werden wir herumreiten. Darüber müssen Sie sich klar sein. Wir müssen die jetzige Generation durch Erziehung umbilden, um sie der Freiheit würdig zu machen. Wir organisieren uns, um die Leitung zu übernehmen; wir müßten uns schämen, wenn wir nicht mit starker Hand nach alledem greifen wollten, was untätig daliegt und uns von selbst mit aufgesperrtem Maule dazu einladet. Ich werde sogleich zu Kirillow gehen, und morgen früh werde ich von ihm jenes Schriftstück erhalten, in welchem er kurz vor seinem Tode in Gestalt einer an die Regierung gerichteten Erklärung alles auf sich nimmt. Nichts kann wahrscheinlicher sein als eine solche Kombination. Erstens war er mit Schatow verfeindet; sie hatten zusammen in Amerika gelebt, also Zeit gehabt, sich miteinander zu zanken. Es ist notorisch, daß Schatow seinen früheren Anschauungen untreu geworden war; also beruhte ihre Feindschaft auf Verschiedenheit der Anschauungen und auf Furcht vor Denunziation, war somit die unversöhnlichste, die es überhaupt gibt. All das wird in dieser Weise
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