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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Entzücken. »Ich sah die volle Blüte ihrer Schönheit« (nämlich der Schönheit der Brünette); »ich sah sie mit tiefem Schmerze im Herzen, wie sie an mir vorüberging, als schäme sie sich ihrer Schönheit.« (Einmal sagte er: »als schäme sie sich ihrer Fülle«.) Endlich hatte er diesen ganzen zwanzigjährigen fieberhaften Traum von sich geworfen und war davongelaufen.
Vingt ans!
Und da war er jetzt nun auf der Landstraße ... Darauf begann er in einer Art von entzündetem Zustande des Gehirnes seiner Reisegefährtin zu erklären, was ihr heutiges so zufälliges und doch für ihr ganzes Leben so entscheidendes Zusammentreffen zu bedeuten habe. Sofja Matwejewna stand schließlich in schrecklicher Verlegenheit vom Sofa auf; er machte sogar einen Versuch, sich vor ihr auf die Knie niederzulassen, so daß sie zu weinen anfing. Die Dämmerung wurde dunkler: beide hatten in dem geschlossenen Zimmer schon mehrere Stunden verbracht ...
    »Nein, lassen Sie mich jetzt lieber in das andere Zimmer gehen,« stammelte sie; »sonst denken sich die Leute womöglich etwas.«
    Sie riß sich endlich los; er ließ sie gehen, nachdem er ihr sein Wort darauf gegeben hatte, daß er sich sofort schlafen legen werde. Beim Abschiednehmen klagte er darüber, daß ihm der Kopf sehr weh täte. Sofja Matwejewna hatte schon, als sie ins Haus gekommen war, ihren Sack und ihre Sachen im ersten Zimmer gelassen, da sie beabsichtigte, mit den Wirtsleuten zusammen zu schlafen; aber es sollte ihr nicht gelingen, sich zu erholen.
    In der Nacht bekam Stepan Trofimowitsch einen seiner mir und all seinen Freunden so wohlbekannten Cholerineanfälle, der gewöhnliche Ausgang aller nervösen Anspannungen und seelischen Erschütterungen bei ihm. Die arme Sofja Matwejewna kam die ganze Nacht nicht zum Schlafen. Da sie anläßlich der Pflege des Kranken ziemlich oft durch das Zimmer der Wirtsleute aus dem Hause hinausgehen und auf demselben Wege wieder zu dem Kranken zurückkehren mußte, so murrten die dort schlafende Wirtin und die Fremden und fingen sogar schließlich an zu schimpfen, als sie gegen Morgen einen Samowar aufstellen wollte. Stepan Trofimowitsch war während der ganzen Zeit des Anfalls nur bei halbem Bewußtsein; manchmal kam es ihm vor, als werde ein Samowar aufgestellt, als gebe man ihm etwas zu trinken (Himbeerwasser), als wärme man ihm mit etwas den Leib und die Brust. Aber er fühlte fast jeden Augenblick, daß sie neben ihm war, daß sie kam und ging, ihn vom Bette nahm und wieder auf das Bett legte. Um drei Uhr morgens fühlte er sich besser; er richtete sich auf, streckte die Beine aus dem Bette heraus und fiel, ohne sich etwas dabei zu denken, vor ihr auf den Fußboden. Das war nicht die frühere Kniebeugung; er fiel ihr einfach zu Füßen und küßte den Saum ihres Kleides ...
    »Lassen Sie doch; das bin ich ja nicht wert,« flüsterte sie, indem sie sich bemühte, ihn auf das Bett zu heben.
    »Meine Retterin!« sagte er, andächtig vor ihr die Hände faltend. »
Vous êtes noble comme une marquise!
Ich ... ich bin ein Taugenichts! Oh, ich bin mein ganzes Leben lang ein Ehrloser gewesen ...«
    »Beruhigen Sie sich!« bat Sofja Matwejewna.
    »Ich habe Ihnen vorhin alles nur vorgelogen ... aus Prahlerei, zur Ausschmückung, aus Leichtfertigkeit ... alles, alles bis auf das letzte Wort; o ich Taugenichts, ich Taugenichts!«
    Die Cholerine ging auf diese Art in einen anderen Anfall über, in einen Anfall von krankhafter Selbstanklage. Ich habe diese Anfälle bereits erwähnt, als ich von seinen Briefen an Warwara Petrowna sprach. Er erinnerte sich auf einmal an Lisa, an sein Zusammentreffen mit ihr am Morgen des vorhergehenden Tages.
    »Das war so schrecklich, und ... da war gewiß ein Unglück geschehen, und ich habe nicht danach gefragt, mich nicht erkundigt! Ich dachte nur an mich! Oh, was ist mit ihr geschehen? Wissen Sie nicht, was mit ihr geschehen ist?« sagte er in flehendem Tone zu Sofja Matwejewna.
    Dann schwor er, er werde »ihr« nicht untreu werden, er werde zu ihr zurückkehren (er meinte Warwara Petrowna).
    »Wir wollen zu ihrer Haustür gehen« (er meinte sich und Sofja Matwejewna), »jeden Tag, wenn sie in den Wagen steigt, um ihre morgendliche Spazierfahrt zu machen, und wollen sie ganz still ansehen ... Oh, ich will, daß sie mich auch auf die andere Wange schlägt; mit Genuß will ich das. Ich werde ihr meine andere Wange darbieten
comme dans votre livre!
Jetzt, erst jetzt habe ich verstanden, was das heißt: die

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