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Die Dämonen

Titel: Die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Nichtswürdigkeit, die faulend seine Oberfläche bedeckt ... und sie werden selbst bitten, in die Säue fahren zu dürfen. Ja, vielleicht sind sie schon in diese gefahren! Das sind wir, wir und jene und Peter ...
et les autres avec lui,
und ich bin vielleicht der erste an ihrer Spitze, und wir werden uns sinnlos und rasend vom Felsen ins Meer werfen und alle ertrinken, und das ist auch unser verdientes Los; denn zu etwas anderm sind wir nicht zu gebrauchen. Aber der Kranke wird gesund werden und ›zu den Füßen Jesu sitzen‹ ... und alle werden ihn mit Erstaunen ansehen ... Meine Liebe,
vous comprendrez après;
aber jetzt regt mich das zu sehr auf ...
Vous comprendrez après ... Nous comprendrons ensemble.«
    Er fing an zu phantasieren und verlor schließlich das Bewußtsein. So verging auch der ganze folgende Tag. Sofja Matwejewna saß neben ihm und weinte; sie hatte schon die dritte Nacht fast gar nicht geschlafen und vermied es, sich vor den Wirtsleuten blicken zu lassen, die, wie sie ahnte, bereits etwas ins Werk setzten. Ihre Erlösung erfolgte erst am dritten Tage. Am Morgen kam Stepan Trofimowitsch zu sich, erkannte sie und streckte ihr die Hand hin. Sie bekreuzte sich hoffnungsvoll. Er wollte gern durch das Fenster sehen.
    »Tiens, un lac,«
sagte er. »Ach, mein Gott, ich hatte ihn noch gar nicht gesehen ...«
    In diesem Augenblicke fuhr vor der Tür des Bauernhauses polternd eine Equipage vor, und im Hause entstand ein geschäftiges Hin- und Herlaufen.
     
III.
     
    Das war Warwara Petrowna selbst, die in einem viersitzigen, vierspännigen Wagen mit zwei Dienern und mit Darja Pawlowna angekommen war. Dieses Wunder war auf ganz einfache Weise zustande gekommen. Anisim, der vor Neugier starb, war nach seiner Ankunft in der Stadt gleich am folgenden Tage in Warwara Petrownas Haus gegangen und hatte der Dienerschaft erzählt, er habe Stepan Trofimowitsch allein in einem Dorfe getroffen, nachdem ihn vorher Bauern auf der großen Landstraße allein und zu Fuß gefunden hätten; jetzt sei er in Gesellschaft Sofja Matwejewnas über Ustjewo nach Spasow abgefahren. Da Warwara Petrowna ihrerseits sich bereits furchtbar beunruhigte und, soweit es möglich war, nach ihrem entlaufenen Freunde Nachforschungen hatte anstellen lassen, so wurde ihr sofort über Anisim Meldung gemacht. Nachdem sie ihn angehört und ihn besonders eingehend über die Abfahrt nach Ustjewo in ein und derselben Britschke mit einer gewissen Sofja Matwejewna zusammen hatte berichten lassen, machte sie sich im Handumdrehen fertig und fuhr eilig auf der frischen Fährte selbst nach Ustjewo. Von seiner Krankheit hatte sie noch keine Kenntnis.
    Es erscholl ihre strenge, gebieterische Stimme; selbst die Wirtsleute bekamen Angst. Sie ließ nur anhalten, um zu fragen und sich zu erkundigen, da sie überzeugt war, daß Stepan Trofimowitsch schon längst in Spasow sei; als sie nun erfuhr, daß er noch hier sei und krank liege, kam sie in großer Aufregung ins Haus.
    »Nun, wo ist er denn? Ah, das bist du!« rief sie, als sie Sofja Matwejewna erblickte, die gerade in diesem Augenblicke auf der Schwelle des zweiten Zimmers erschien. »An deinem schamlosen Gesichte habe ich gleich gesehen, daß du das bist. Hinaus, Nichtswürdige! Mach sofort, daß du aus dem Hause kommst! Jagt sie hinaus; sonst werde ich dafür sorgen, meine Werteste, daß man dich lebenslänglich ins Gefängnis sperrt. Einstweilen soll sie in einem andern Hause in Gewahrsam gehalten werden. Sie hat schon einmal in der Stadt im Gefängnis gesessen und wird auch wieder sitzen. Ich ersuche dich, Wirt, niemanden hereinzulassen, solange ich hier bin. Ich bin die Generalin Stawrogina und nehme das ganze Haus für mich in Beschlag. Du aber, meine Verehrteste, wirst mir für alles Rechenschaft ablegen.«
    Die bekannten Töne ließen Stepan Trofimowitsch zusammenfahren. Er fing an zu zittern. Aber schon trat sie zu ihm hinter die Halbwand. Ihre Augen funkelten; sie stieß mit dem Fuße einen Stuhl heran, ließ sich darauf nieder, warf den Kopf gegen die Lehne zurück und rief Dascha zu:
    »Geh vorläufig hinaus und bleib bei den Wirtsleuten! Was ist das für eine Neugier? Und mach die Tür fest hinter dir zu!«
    Eine Zeitlang sah sie ihm schweigend und mit dem Blicke eines Räubers in das erschrockene Gesicht.
    »Nun, wie geht es Ihnen, Stepan Trofimowitsch? Haben Sie einen hübschen Spaziergang gemacht?« sagte sie dann plötzlich mit grimmiger Ironie.
    »Chère,«
stammelte Stepan Trofimowitsch

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