Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
oder?« Riley nickte. »Gut. Hiermit erkläre ich dies zu einer Zeremonie, und darum darfst du ganz legal trinken.«
Riley runzelte die Stirn. »Von dem Gesetz habe ich noch nie gehört. Das hast du dir ausgedacht.«
Die Hexe hob ihre rechte Hand. »Ich schwöre, dass es stimmt. Die Gesetzesvorlage hat sich in der letzten Legislaturperiode irgendwie durchs Parlament gemogelt. Ich glaube, die Politiker haben versucht, den Heiden einen Knochen hinzuwerfen. Wir werden langsam zu einer großen Wählergruppe.«
Riley merkte sich das, um später einmal darauf zurückgreifen zu können, während Ayden ihnen je ein Glas einschenkte. Die Hexe hob ihres zum Himmel.
»Auf den Gott und die Göttin. Wacht über uns in dieser Nacht und helft Riley Blackthorne, Weisheit zu finden.«
Das war nicht ganz das, was Riley im Sinn hatte, trotzdem nahm sie einen großen Schluck von dem Wein. Er schmeckte echt lecker, eine Mischung aus Kirschen und Trauben und einigen anderen Früchten, die sie nicht einordnen konnte. Sie stellte fest, dass die Flasche kein Etikett hatte.
Auf der Stelle begann ihr der Kopf zu schwirren.
Eindeutig selbstgekeltert.
»Also, erzähl mal, was du vorhast«, sagte Ayden und lehnte sich auf den Ellenbogen zurück. Mit dem langen Rock, dem lockigen Haar und der wohlgerundeten Figur sah sie aus wie eines dieser Ölgemälde, die in irgendwelchen alten, verstaubten Galerien rumhingen.
Riley richtete sich auf. Sie war bereits beschwipst. »Ich will diesen Zicken einen Denkzettel verpassen. Du weißt schon – machen, dass ihnen die Haare ausfallen oder dass sie einen Monat lang ihre Tage haben oder so.«
Ayden hob die Brauen. »Und das würde dich glücklich machen?«
»Es würde sie abschrecken.«
»Aber was würde es mit dir machen? Würdest du dich besser fühlen?«
Riley stöhnte. »Nein«, gab sie zu. »Aber ich bin es so leid, dass die Leute mich blöd anmachen.«
Ayden beugte sich vor und schenkte Riley Wein nach.
»Göttin, du hörst dich genau so an wie ich in dem Alter. Ich verrate dir, was ich gelernt habe: Du kannst sie nicht dazu bringen, dich zu mögen. Alles, was du tun kannst, ist, stärker zu sein als sie.«
»Du meinst, ich soll an
ihren
Autos rumbasteln?«
Ayden verdrehte die Augen. »Nein! Du hast schon genug Probleme, auch ohne noch mehr Gegenreaktionen zu provozieren.«
Riley rutschte auf der Decke hin und her. Der Tonfall der Hexe war ihr nicht ganz geheuer.
»Was kann ich dann tun?«, fragte sie.
»Du wirst deine innere Stärke entwickeln.«
Riley stöhnte erneut. Sie hatte auf einen anständigen Zauberfluch gehofft, mit dem sie den Zicken so richtig in den Hintern treten konnte, doch stattdessen mimte Ayden hier den weiblichen Yoda.
»Brauchst du ein Beispiel?« Riley nickte. »Okay, nehmen wir ein paar Leute, die du kennst. Simon zum Beispiel. Seine Stärke ist sein Glaube.«
»Das weiß ich.« Das brachte doch nichts.
»Und was ist mit Beck? Was ist seine Stärke?«, wollte Ayden wissen.
»Der Dorftrottel hat eine Stärke?«, grinste Riley. »Bier auf ex trinken? Dass er ein Kontrollfreak ist? Gott spielen?«
»Wow, die Dinge laufen gerade nicht besonders gut zwischen euch, was?«
»Es ist super, solange ich tue, was immer er befiehlt, aber wenn ich ihm sage, er soll sich verpissen, wird’s eklig.«
»Okkkaaay.« Ayden holte tief Luft. »Die Frage bleibt die gleiche: Worin besteht Becks Stärke?«
»Dass er aus der tiefsten Provinz kommt.«
»Bist du dir sicher?«
»Er wurde in der Nähe vom Okefenoker Moor geboren. Noch provinzieller geht’s nicht.«
»Beck spielt diese Rolle aus einem ganz bestimmten Grund. Klar, er kommt aus South Georgia, aber er ist gut darin, das zu sein, was jeder von ihm erwartet. Dadurch, dass man nicht viel erwartet, kann er eine Menge erreichen.«
Riley kaufte ihr das nicht ab, aber sie hatte nicht vor, mit ihr zu streiten. »Ich verstehe nicht, was das mit mir zu tun hat.«
»Beck hat seine Stärke entdeckt, und er setzt sie ein. Genau wie Simon. Du musst deine Stärke finden. Was ist es, das Riley zu etwas Besonderem macht? Für was stehst du? Willst du tatsächlich Magie gegen diese albernen Mädchen einsetzen? Bist du bereit, die Konsequenzen zu tragen, wenn du sie mit einem Bann belegst? Denn glaub mir, Rache mit Hilfe von Zauberei hat immer ihren Preis.«
Verdammt.
»Nein«, gab Riley zu. »Ich will einfach nur, dass sie mich korrekt behandeln.«
»Das kann passieren oder auch nicht. Manchmal fangen sie auch an, dich zu
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