Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
verbrennen.
Zumindest ist es echtes Weihwasser.
»Das musste sein«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Mach weiter. Den Rest auch noch.«
Vorsichtig nahm Riley seine Hand und behandelte sie. Anschließend tupfte sie sein Gesicht mit Weihwasser ab. Die ganze Zeit über hielt er die Augen geschlossen.
Während sie für sie beide ein Bett im Mausoleum bereitete und der Wärme wegen zwei Schlafsäcke zusammenschloss, hörte sie Beck bei jedem Atemzug stöhnen. Als sie mit den Vorbereitungen fertig war, hatte er sich aufgesetzt und starrte auf das geplünderte Grab. Seine Hände zitterten wie bei einem alten Mann.
»Es
war
Paul«, sagte er.
»Ja. Er war gekommen, um mich zu warnen«, sagte Riley. Beck sah sie merkwürdig an. »Ich weiß, das klingt seltsam, aber er sagte mir, ich solle abhauen, dass
sie
kämen.«
»Woher wusste er das?«
Sie zuckte die Achseln. Beck erschauderte erneut.
Für Simon kann ich nichts tun, aber für dich.
»Komm mit. Es ist zu kalt, um draußen zu bleiben«, sagte sie. Zu ihrer Erleichterung versuchte er, mitzuhelfen, als sie ihn hochzog. Es war eine Heidenarbeit – er wog mehr als sie, und sein Bein war zu taub, um von Nutzen zu sein. Trotzdem schaffte sie es, ihn ins Innere des Gebäudes zu bugsieren. Beck ließ zu, dass sie ihm die Lederjacke auszog und ihn in ein paar Decken wickelte. Riley zündete eine Kerze an und stellte sie auf einen Sims an der Rückseite des Mausoleums. Das matte Licht fiel auf sein geschwärztes Gesicht. Es sah aus, als würden Licht und Schatten einen Tanz aufführen. Sie schloss die schweren Türen, setzte sich neben Beck und wickelte sie beide in den Schlafsack. Als sie ihm etwas Wasser aus der Flasche anbot, trank er es, ohne zum Luftholen abzusetzen. Seine Finger schlossen sich um die Plastikflasche, bis sie knackte.
»Hast du Dad gesehen, nachdem …?«
Beck schüttelte den Kopf.
»Vielleicht ist er nicht rausgekommen.«
»Nein, er ist draußen. Jeder Nekro, der sein Geld wert ist, hätte dafür gesorgt.«
»Wie viele Tote?«, fragte sie.
»Ich bin nicht sicher. Mindestens zehn«, sagte er mit vom Rauch kratziger Stimme.
Sie musste es wissen. »Wer?«
»Morton, Collins, Ethan. Alle tot.«
»Ethan?«, fragte sie und konnte es nicht glauben. Er war einer von Stewarts Lehrlingen und hatte in ein paar Monaten heiraten wollen.
»Bei ihm ging es schnell«, sagte Beck mit belegter Stimme. »Nicht so, wie bei manchen anderen.«
»Was ist mit … Simon?«
Beck wich ihrem Blick aus. »Ich weiß nicht, ob er es schafft. Sie haben versucht, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen.« Dann drehte er sich ganz zu ihr um. »Ich konnte dich nicht finden. Jemand sagte, ein Fünfer hätte dich angegriffen, und ich dachte …«
»Ich bin okay.«
Er zog sie in eine feste Umarmung. Sie spürte Tränen auf ihrer Wange, doch sie stammten nicht von ihr. Er küsste sie auf den Scheitel und murmelte etwas. Sie verstand nicht, was er sagte, aber das spielte keine Rolle. Er lebte.
Riley wollte in seinen Armen liegen bleiben, aber Peter musste mittlerweile vor Angst halb wahnsinnig sein.
Sie befreite sich aus seiner Umarmung. »Funktioniert dein Telefon?«
Beck schüttelte den Kopf. »Das passiert manchmal, wenn man Erdungskugeln einsetzt.«
Mist. Tut mir leid, Peter.
Der verwundete Fänger wickelte sich in den Schlafsack, während Riley ihn mit jeder zusätzlichen Decke zudeckte, die sie hatte. Als sie wieder neben ihn schlüpfte, zog er sie eng an sich, den verletzten Arm schützend um sie gelegt.
»Ich werde am Morgen zurückgehen«, sagte er im Halbschlaf, »und nach Simon und den anderen sehen.«
»Waren das wirklich Engel?«
»Ja. Und jetzt schlaf. Hier bist du sicher. Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendetwas zustößt.«
Und sie wusste, dass es ihm ernst damit war.
*
Als Riley schlief, griff Beck auf das zurück, was ihm vertraut war. Er erinnerte sich daran, wie es direkt nach einer Schlacht gewesen war. Jeder hatte seine eigene Methode, damit umzugehen. Manche Leute tranken, andere setzten sich einen Schuss. Er war stets irgendwo hingegangen, wo er seine Ruhe hatte, und hatte über alles nachgedacht, hatte sich an den Geruch des Krieges erinnert, das Flehen der Sterbenden. In der Einsamkeit des alten steinernen Gebäudes machte er es jetzt genauso.
Am kommenden Morgen würden die Zunftmitglieder einer neuen Realität ins Gesicht blicken müssen. Sie mussten herausfinden, wer mit dem Weihwasser
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