Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
Aufprall, doch plötzlich verschwand die Woge. Der Dämon brüllte erneut und schüttelte die Fäuste wie ein wütendes Wickelkind. In der Ferne hörte Riley eine Kirchenglocke läuten.
»Später, Dämon. Wir sehen uns wieder.« Ori zupfte sie am Ärmel. »Wird Zeit, dass wir gehen.«
»Aber …« Sie sah sich nach Harper um. Er wurde von ein paar Fängern in Richtung Straße getragen. Blieb also nur noch Beck, doch sie sah keine Spur von ihm. Das Gebäude stand inzwischen vollkommen in Flammen. Wenn er immer noch da drin war …
Trotz ihres heftigen Protests drängte Ori sie weiter. Der Fünfer fuhr fort, einen Mahlstrom aus Trümmern zu produzieren, und näherte sich den verbliebenen Männern. Ihm folgten weitere Dämonen, die für den letzten Angriff Schlange standen.
»Ich muss bleiben«, sagte sie und versuchte, sich Oris Griff zu entwinden.
»Wenn du bleibst, stirbst du. Das wird heute Nacht nicht passieren.«
Sie hatten gerade ihr Auto erreicht, als Ori unvermittelt stehen blieb. Stirnrunzelnd drehte er sich zum Feuer um. »Na, wenn das keine Überraschung ist.«
Es dauerte eine Weile, bis Rileys Verstand die Szene richtig deutete. Die Fänger kauerten in einem Haufen zusammen. Diejenigen, die noch in der Lage waren zu kämpfen, bildeten einen Schutzring um die Verwundeten. Doch direkt oberhalb ihres Rings schwebte ein zweiter. Er leuchtete in reinem Weiß, doch anders als der Schutzkreis auf dem Friedhof war jede gleißende Spitze mindestens zwei Meter fünfzig hoch und hielt ein flammendes Schwert.
»Engel«, rief sie erstaunt. »O Gott, das sind Engel!«
*
»Ich will verdammt sein«, sagte Beck und schützte seine rußverschmierten Augen vor dem hellen Licht. Die leuchtenden Gestalten berührten einander an den Flügelspitzen und bildeten eine himmlische Barriere zwischen den Dämonen und den Überlebenden. Als ein Dreier ihnen zu nahe kam, kreischte er und ging in Flammen auf wie eine Petroleumfackel.
Vor Wut und Frustration laut heulend, begannen sich die Dämonen zurückzuziehen. Einer nach dem anderen verschwand in den dunklen Gassen rings um das brennende Gebäude. Schließlich war nur noch der Fünfer übrig, und mit einem überirdischen Brüllen verschwand auch er in einem Wirbel aus schwarzem Staub und Nebel.
Ein paar der Männer stießen heisere Beifallsrufe aus. Andere gafften die Wächter des Himmels an.
»Wo zum Teufel … waren sie … als es losging?«, grollte Harper, das verschwitzte Gesicht schmerzverzerrt. Er saß vornübergebeugt da, jeder Atemzug bereitete ihm Mühe.
»Ist doch egal«, sagte Beck und kniete sich neben den verletzten Meister. »Sie sind jetzt hier, und das allein zählt.«
37. Kapitel
Riley fand sich am Eingangstor des Friedhofs wieder, ohne zu wissen, wie sie hierher gekommen war. Sie hielt ihre Autoschlüssel in der Hand, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, gefahren zu sein. Ori war verschwunden. War sie allein hierher gekommen?
Alle paar Sekunden erschauderte sie von Kopf bis Fuß, als hätte sie eine Grippe. Sie wühlte in ihrer Botentasche nach einer Flasche Wasser und leerte sie. Dann runzelte sie die Stirn. Woher kam die Tasche? Sie konnte sich nicht daran erinnern, sie aufgesammelt zu haben. Eine rasche Überprüfung ergab, dass Becks Geschenk noch unter ihrem Pullover steckte.
Das habe ich zumindest nicht verloren.
Sie fühlte sich noch immer benommen. Wie waren die Dämonen durch den Schutzkreis aus Weihwasser gelangt?
Ich hätte ihn mit der Kralle überprüfen sollen. Was, wenn ich mich geirrt habe und es gefälschtes Zeug war?
Ein heftiger Schauder erfasste sie.
Wo war Ori hergekommen?
Egal. Er hat mir das Leben gerettet.
Womit sie beim größten Rätsel von allen war. War ihr Dad noch in seinem Grab? Es gab nur einen Weg, die Wahrheit herauszufinden.
Riley rannte den asphaltierten Pfad entlang auf das Mausoleum zu. Die ganze Zeit schlug ihre Tasche gegen die Seite. Sie war noch nicht weit gekommen, als ihr Schenkel sich verkrampfte und sie gezwungen war, weiterzuhumpeln. Ihre Lungen brannten mit jedem Atemzug. Sie hustete heftig und schmeckte Ruß in ihrem Mund.
Er ist da. Ich weiß, dass er da ist.
Als sie sich dem Mausoleum näherte, sah sie Kerzenschimmer. Riley weinte vor Erleichterung. Es war nur das kranke Spiel irgendeines Nekros gewesen.
Der Kreis war anders als sonst. Größer. Er umschloss nicht länger nur das Grab, sondern das ganze Mausoleum. Martha saß in ihrem Stuhl, mit dem Gesicht Richtung Westen, als
Weitere Kostenlose Bücher