Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
prasselten aus allen Richtungen darauf ein. Es klang wie ein Hagelsturm, der an dem magischen Schutzschild rüttelte. Während der Sturm heftiger wurde, kroch die magische Energie wellenförmig wie lange blaue Tentakel dem Geo-Dämon entgegen. Er kämpfte gegen die Erdung und schleuderte Wind, Schnee und Blitze gegen sie wie ein rachsüchtiger Gott.
Der weiße Schutzschild brach zusammen. Mit einem Aufschrei krachte Paul gegen Becks Rücken, so dass der junge Fänger taumelnd zu Boden ging. Er rollte sich zur Seite ab, sprang auf die Füße und duckte sich kampfbereit. Mit jedem stakkatohaften Herzschlag wurde Adrenalin durch seinen Körper gepumpt. Sein Blick wurde klarer, die Atemzüge tiefer. Er fühlte sich lebendig.
Ein letzter Klagelaut ertönte, als der Geo-Dämon hinter ihnen in der Erde versank. Die Erdungskugeln hatten sie gerettet. Als der Wind erstarb, fielen die Trümmer mit einem sanften Prasseln zu Boden.
»Meine Fresse«, murmelte Beck. Sein Atem war nur noch ein scharfes Keuchen. Vorsichtig beugte er sich zur Seite, nahm das Stahlrohr in seine schweißnasse Hand und ließ das Kantholz fallen. Er behielt den Dreier im Auge, während er Schritt für Schritt rückwärts ging, bis er auf einer Höhe mit seinem Freund war. Sein Kollege kniete zusammengekauert auf dem Boden, vornübergebeugt wie zum Gebet.
»Paul?« Keine Antwort. »Alles okay?«
Langsam hob sein Mentor den Kopf. Das Gesicht war bläulich grau. Im schwächer werdenden Licht der Erdungskugel sah Beck einen münzgroßen Blutfleck über seiner linken Brust.
Paul atmete einmal tief ein, als wollte er die Luft einsaugen, bis sein Körper erbebte. »Lügen …« Bodenlose Furcht lag in seinem Blick. »Riley … O Gott, Riley …«
Als sein Mentor in Becks Armen zusammensackte, griff der übriggebliebene Dämon an.
7. Kapitel
Langsam machte Beck sich an den Aufstieg. Rechtes Bein. Linkes Bein. Rechts. Links. Er konzentrierte sich auf die Bewegungen, die ihn zwei Treppen hinaufführten, sechzehn Stufen insgesamt bis zum zweiten Stock und in die Wohnung, in der Riley Blackthorne schlief. Eine Stufe für jedes Jahr seines Lebens, bevor der Vater des Mädchens es für immer verändert hatte.
Von den ersten beiden Jahren wusste Beck nicht mehr viel – was vermutlich das Beste war. Ab dem dritten Jahr erinnerte er sich an viel zu viel. Einsame Nächte in kalten Zimmern, wenn seine Mom unterwegs war. Kam sie nach Hause, war sie zu betrunken, um zu wissen, wer er war. Kein Essen, nicht einmal eine Umarmung. Nacht für Nacht hatte er sich auf dem Boden in einem behelfsmäßigen Bett aus schmutzigen Kleidern zusammengerollt und geglaubt, er hätte irgendetwas angestellt, dessentwegen sie ihn so hasste. An seinem fünften Geburtstag hatte seine Mutter besinnungslos auf dem abgewetzten karierten Sofa im Wohnzimmer gelegen, und der Mann, der mit ihr nach Hause gekommen war, hatte den Reißverschluss seiner Hose geöffnet. Als Beck ihm sagte, es sei sein Geburtstag, lachte der Typ, zerzauste ihm das Haar und gab ihm einen Dollar. In jener Nacht weinte Beck sich in den Schlaf. Warum hatte er keine richtigen Geschenke bekommen, so wie die anderen Kinder?
Mit zehn wusste er, dass sein Vater ein Phantom war, jemand, der in der Nacht, in der er gezeugt wurde, Sadies Zeche gezahlt hatte. Wahrscheinlich war es auf dem verdammten karierten Sofa passiert. Er wusste auch, was seine Mutter war – eine versoffene Hure. Nein, das war nicht richtig. Huren verkauften sich, um über die Runden zu kommen. Seine Mutter betrank sich einfach und scherte sich anschließend nicht mehr darum, wer sie vögelte.
Mit elf wusste Beck, dass sie wünschte, er würde weglaufen und verschwinden. Er weigerte sich. So leicht käme sie nicht davon. Als er die dreizehnte Stufe erreichte, fielen ihm die Schläge ein. Einer der Männer, die bei ihnen eingezogen waren, hatte ihm beigebracht, was für großartige Waffen Fäuste waren. Beck hatte die Lektion gut gelernt und benutzte sie fortan gegen die anderen Kids. Bei jedem, der ihn herausforderte. Die nächsten zwei Geburtstage verbrachte er im Jugendarrest.
Mit sechzehn lernte er Paul Blackthorne kennen. Der Geschichtslehrer hatte ihn nicht wie die anderen an der Schule behandelt. Hatte ihm nicht erklärt, er sei ein Loser, der nur im Knast oder früh unter der Erde landen würde. Stattdessen hatte Blackthorne über die Zukunft geredet. Auf seine eigene Weise hatte Paul in Beck den Keim der Sehnsucht nach Rache gesät –
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