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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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schloss die Tür hinter sich. Riley tastete nach dem kleinen Foto auf dem Nachttisch. Die Aufnahme vom letzten Sommer zeigte sie und ihren Dad und steckte in einem Bilderrahmen, den sie in einem Ein-Dollar-Laden gekauft hatten. Orangefarbene Kätzchen liefen um den Rand herum. Total bescheuert, aber preisgünstig.
    An jenem Tag hatten sie ein Picknick gemacht, nur sie beide. Riley hatte Sandwiches, Muffins und Limonade vorbereitet. Sie meinte fast, wieder die frischen Zitronen zu riechen und den blauen Himmel zu sehen, der sich wie ein Baldachin über ihnen ausgebreitet hatte. Das Foto hatte ein junger Mann geschossen, der kurz nach der Hochzeit mit seiner Frau unterwegs gewesen war. Die beiden hatten die ganze Zeit rumgeknutscht. Ihrem Dad war das total peinlich gewesen, aber sie fand es irgendwie süß.
    Auf dem Bild sah ihr Vater jünger aus, zufrieden, als würden all die Rechnungen und Sorgen nicht existieren. Sie presste den Bilderrahmen eng an sich und wünschte, die Zeit wäre an jenem Tag im Park stehengeblieben. Dann wären sie und ihr Dad bis in alle Ewigkeit zusammen.
    Max kam näher an sie heran, schob sich auf ihren Schoß, bis sein tiefes Schnurren ihren Bauch zum Vibrieren brachte. Sie rollte sich um ihn herum zusammen und umklammerte das Bild. Das Letzte, was sie mitbekam, war, dass der Kater ihre Hand leckte sowie die beruhigende Stimme ihres Vaters, der sagte, dass alles gut werden würde.

8. Kapitel

    Riley wurde von Hausarbeitsgeräuschen geweckt. Töpfe klapperten, und Wasser lief ins Spülbecken. Ihr Dad machte Frühstück für sie. Das tat er oft, obwohl er müde war, weil er die ganze Nacht wach gewesen war.
    Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen, verwirrt, warum sie so müde war. Etwas fiel mit einem Rums auf den Boden. Sie beugte sich vor und erblickte das gerahmte Bild. Sie starrte es an, und ihr Herz zog sich zusammen.
    »Dad?«, rief sie laut. »Dad?«
    Der Lärm in der Küche erstarb, es folgten schwere Schritte im Flur, dasselbe feste
Bong Bong
, das die Arbeitsstiefel ihres Vaters auf den Holzdielen machten.
    »Es war ein Albtraum«, flüsterte sie. Und zwar einer von der ganz üblen Sorte.
Aber wie konnte er sich so echt anfühlen?
    Als Becks unrasiertes und zerkratztes Gesicht in der Schlafzimmertür auftauchte, richtete Riley sich im Bett auf und unterdrückte einen Schluchzer.
    Ohne ein Wort kehrte er in die Küche zurück. Sie schlug eine Hand vor den Mund und spürte, wie die Tränen auf der Wange prickelten. Es war kein Albtraum, sonst wäre Beck nicht hier. Ihr Vater war tot.
    Riley brach in Tränen aus. Sie schienen ihre Kehle zu versengen, verstopften ihre Nase und benässten ihren Hals. Als sie sich schließlich ins Badezimmer schleppte, erblickte sie im Badezimmerspiegel das Gesicht einer Fremden. Verquollene, rotgeränderte Augen starrten ihr entgegen. Sie bespritzte ihr Gesicht mit kaltem Wasser, putzte sich die Nase und bändigte ihr Haar mit einer Spange. Sie zerrte frische Unterwäsche und ihre letzte saubere Jeans hervor und durchwühlte den Korb mit den sauberen Klamotten, bis sie ein T-Shirt gefunden hatte. Auf der Vorderseite war es mit einem Grabstein bedruckt.
    Mit einem schrillen Aufschrei schleuderte sie es angewidert weg. Sie wühlte weiter in dem Korb, bis sie schließlich ein einfarbiges T-Shirt zutage förderte. Es hatte ihrem Dad gehört. Sie schlüpfte hinein, und der dünne Baumwollstoff strich wie ein Windhauch über ihre Haut.
    Jetzt kamen die
ersten Male
. Der erste Morgen ohne ihren Vater. Das erste Frühstück, der erste Tag, die erste Woche, der erste Monat. Sie hatte diese schmerzliche Rechnung schon einmal aufgestellt, nachdem ihre Mutter gestorben war. Nach ein paar Monaten hatte sie nicht mehr ständig im Kopf mitgezählt, aber an diesem Morgen gab es keine Möglichkeit, es auszuschalten.
    Ihr Besucher hatte ihr den Rücken zugekehrt. Er hatte sich in der Küche breit gemacht und kochte trotz seiner bandagierten Hand etwas auf dem Gasherd. Einen Moment lang wollte sie glauben, es sei ihr Vater, obwohl er nicht so groß war und sein Haar die falsche Farbe hatte.
    Beck schaute über die Schulter und raubte ihr die Illusion. »Ich hab dir was zum Frühstück gemacht.«
    »Du bist nicht mein Dad«, sagte sie trotzig.
    »Das könnte ich nicht einmal sein, wenn ich es versuchen würde.« Er deutete auf den Tisch. Als sie sich nicht rührte, schüttete er die Haferflocken in eine Schale und stellte sie hin, zusammen mit einem Teller Rührei und ein

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