Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
neunzehnten Jahrhundert draufgebaut worden und senkte sich seit zehn Jahren kontinuierlich ab. Über den alten Heizungskellern hatten sich Löcher gebildet. Dann waren die Löcher größer geworden. Und noch größer. Den letzten Einsturz hatte es in der Nähe der U-Bahn-Station Five Points gegeben. Da die Stadt bankrott war, wuchsen die Löcher ungehindert weiter. Allein die Dämonen freuten sich über diesen Zustand.
Beck hob den Blick und sah zu dem von Kämpfen in Mitleidenschaft gezogenen Müllcontainer in fünf Metern Entfernung hinüber. Selbst im trüben Licht der einsamen Straßenlaterne erkannte er die gelassene Miene, die Paul stets zeigte, wenn sie auf der Jagd waren. Wie er das schaffte, hatte Beck noch nie begriffen. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, dass sein Partner eine Begegnung mit einem Erzdämon überlebt hatte.
Ich werde es todsicher nicht so weit bringen.
Aus einem der Löcher ertönte ein Geräusch, als ein Dreier aus dem herauskroch, was auch immer sich darunter befinden mochte.
»Dämon auf ein Uhr«, flüsterte Beck. Paul nickte, sagte aber nichts.
Das Biest hätte tiefschwarz sein sollen, aber dieses hier hatte große weiße Flecken, wie eine todbringende Holsteiner Milchkuh. Wiederholter Kontakt mit Weihwasser konnte einen Dreier derart zurichten, bis er aussah, als hätte man ihn schlampig gebleicht. Obwohl dieser hier eine Menge davon abbekommen hatte, war er immer noch stark und kräftig.
Die geifernde Bestie kauerte sich neben den Kanincheninnereien auf den Boden und schlang die Opfergabe mit einem Haps hinunter. Dann blickte sie auf und suchte mit laserroten Augen das Terrain nach dem wahren Köder ab – Beck.
»Fängerrr«, fauchte sie.
»Dääämonnn«, knurrte Beck zurück. Er wartete auf den Angriff. Sie griffen immer an, heulend und die säbelscharfen Krallen schwingend. Doch statt loszustürmen, schloss das Wesen die Klaue um eine Bierflasche und bewaffnete sich damit. Das war eine neue Taktik. Gewöhnlich stürzten sie sich auf einen und hackten auf einen ein, bis man am Boden lag.
»Na, komm schon!«, höhnte Beck. Er duckte sich, als die Flasche auf ihn zuflog. »Ha! Mit so einem Wurf könntest du nicht mal deine fettärschige Mama treffen!«
»Reißßßß dir de Knochen rrrraus!«, schrie der Dämon und hob den pelzigen Arm über seinen Kopf wie ein wahnsinniger Orang-Utan.
Beck machte die Geste nach und spottete: »Wenn du das Beste bist, was die Hölle zu bieten hat, ist es kein Wunder, dass sie deinen Boss aus dem Himmel geschmissen haben!«
»Sach’ nicht Sein’n Namen!«, schrie der Dämon und erschauderte.
Das war ein wunder Punkt bei allen, die in Luzifers Diensten standen, und es gefiel ihnen nicht, daran erinnert zu werden. Beck hatte eine Idee.
»Wie war noch mal sein Name?« Nachdenklich rieb er sich die Stirn. »Ach ja, ich hab’s!« Er grinste und begann zu singen. »Gib mir ein L.L! Gib mir ein U.U. Gib mir ein Z …«
Außer sich vor Wut feuerte der Dämon eine ganze Salve Bierflaschen in seine Richtung. Nur eine kam auch nur in die Nähe. Beck gähnte übertrieben, was den Dämon nur noch weiter anstachelte. Beck spürte Pauls Missbilligung aus Richtung des Müllcontainers. Der Meisterfänger hieß es niemals gut, wenn sein ehemaliger Schüler eine Show abzog, wie er es nannte.
Aber verdammt, es macht einfach Spaß.
Das verräterische Kratzen der Krallen auf dem geborstenen Gehweg brachte Beck zurück in die Gegenwart. Er behielt das Biest im Auge, als es auf ihn zukroch. Sechs Meter. Vier Meter. Drei. Auf seiner Stirn sammelte sich Schweiß. Beck dachte an das Gefühl, wenn sich die Krallen ins Fleisch gruben. An den Geruch ranzigen Atems im Gesicht. Das Klappern der Reißzähne, die auf seinen Hals zielten.
»Jetzt!«, rief er und schwang das Stahlrohr.
Eine durchsichtige Kugel flog im hohen Bogen durch die Luft und schlug genau auf dem Kopf der Kreatur auf. Glas splitterte, und Weihwasser durchnässte das pelzige Gesicht des Dreiers. Der Dämon begann herumzutanzen, als stünde er in Flammen, und schlug auf unsichtbare Feinde ein. Dann sackte er zusammen.
Paul trat hinter dem Container hervor, musterte das Monster aus respektvoller Entfernung, eine weitere Kugel wurfbereit in der Hand.
»Verdammt, du bist gut«, sagte Beck und ging langsam näher ran. »Ich treffe sie nie, wenn sie so rennen.«
»Es braucht etwas Übung. Sei vorsichtig!«, warnte sein Mentor.
»Kein Problem. Ich habe meine Lektion gelernt, was diese
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