Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
hörte sie das Geräusch von fließendem Wasser. Als die Dusche abgestellt wurde, hörte sie tiefe Schluchzer durch die dünne Wand.
Beck.
Ihr Vater war tatsächlich tot.
Später, als sie sich auf dem Bett umdrehte, entdeckte sie Beck auf einem Stuhl neben der Tür. Seine Augen waren verquollen und dunkelrot unterlaufen. Er starrte ins Nichts und schien nicht zu merken, dass aus den Wunden in seinem Gesicht immer noch Blut sickerte. Erst als sie sich am Kopfende aufsetzte, kam Leben in ihn.
Heiser räusperte er sich. »Wir hatten versucht, diesen … Dreier zu fangen. Er ist entwischt. Wir sind … zum Truck gegangen, als …« Er brach ab und richtete den Blick erneut auf den Boden, die Ellenbogen auf die Knie gestützt. Er hatte die Jacke ausgezogen, und auf seiner Brust waren Kratzspuren zu erkennen. »Aus dem Nichts ist plötzlich dieser Fünfer aufgetaucht. Dann kam der Dreier zurück. Sie haben zusammengearbeitet.«
Das war es nicht, was sie wissen wollte. »Wie ist er …?«
»Ein Stück Glas hat den Schutzschild durchbrochen. Der Doc sagt, es hätte sein Herz erwischt.«
Jetzt wusste sie es, aber dadurch wurde es auch nicht besser.
»Wo ist er?«
Er blickte zu ihr auf. »Oakland Friedhof. Keine Leichenhalle will etwas mit einem Dämonenfänger zu tun haben.«
»Ich will ihn sehen«, sagte sie und schob sich mit den Füßen zur Bettkante.
»Nicht vor morgen früh.«
»Ich will nicht, dass er allein ist.« Sie beugte sich vor und suchte ihre Socken.
»Er ist nicht allein. Simon ist bei ihm.«
Sie fuhr fort, ihren Socken nachzujagen.
»Riley, bitte. Simon wird auf ihn aufpassen. Du musst hierbleiben.«
Beck hatte recht, aber es raubte ihr die Möglichkeit, etwas zu tun, während jede Minute nur unerträglichen Schmerz für sie bereithielt.
Riley sank aufs Bett. »Jetzt habe ich niemanden mehr«, sagte sie. »Keinen Menschen.«
»Du hast mich.«
Sie blitzte ihn an. Wie konnte er sich einbilden, er könnte ihren Vater ersetzen? »Ich will dich nicht«, schnauzte sie. »Wenn er dir wirklich wichtig gewesen wäre, würde er noch leben, und du wärst …«
Beck holte scharf Luft, als hätte sie etwas in ihm zerbrochen. Sie drehte ihm den Rücken zu und ließ ihren Tränen freien Lauf. Die Tür wurde geschlossen, dann herrschte Stille.
Kurz darauf berührte etwas Rileys Knie, und sie schreckte auf. Es war Max. Er machte es sich neben ihr gemütlich, schmiegte sich an sie und schnurrte so laut, wie sie es noch nie erlebt hatte. Zuerst störte seine Anwesenheit sie, aber er hörte nicht auf, sich an ihr zu reiben. Schließlich gab sie nach und schloss ihn fest in die Arme. Sein dickes Fell sog ihre Tränen auf.
»Riley? Ich habe dir einen Tee gemacht, Kind«, sagte MrsLitinsky. Riley hob das Gesicht aus dem Fell der Katze. Ihre Nachbarin stand in der Tür, eine Tasse in der Hand. »Nein … danke.«
»Es ist Kamille. Es wird dir helfen, zur Ruhe zu kommen. Das brauchst du jetzt.«
Riley wusste, dass MrsLitinsky sich nicht so leicht abwimmeln lassen würde, also setzte sie sich auf und nahm die Tasse entgegen. Die Kräuter rochen frisch und halfen ihr, die Nase wieder frei zu bekommen.
Die alte Frau setzte sich im Bademantel auf die Bettkante. Das schlohweiße Haar war zu einem Zopf geflochten, der ihr fast bis zu den Hüften reichte. Sie wirkte beinahe ätherisch, wie eine Märchenfee. »Mr Beck ist gegangen. Ich habe ihm gesagt, er soll seine Wunden behandeln lassen. Sie sehen ziemlich schlimm aus.«
Wie sieht dann erst Dad aus?
Bei diesem Gedanken musste Riley fast würgen. Sie zwang sich, an dem Tee zu nippen. Er war heiß und süß, als sei Honig darin. Begleitet vom aufmunternden Nicken der alten Dame nahm sie noch einen tiefen Schluck.
»Ich soll dir von Mr Beck ausrichten, dass er die Dämonen mitgenommen hat.« Sie hatten einen ziemlichen Krach gemacht.
»Was?«
»Die kleinen aus dem Küchenschrank«, erklärte die Frau.
»Oh.« Darum also faulenzte Max lieber auf dem Bett herum, anstatt zu versuchen, die Küche zu zerlegen. Sie streckte die Hand aus und streichelte sein dichtes Fell.
»Er bleibt heute Nacht bei dir und passt auf dich auf«, sagte MrsLitinsky.
Wie albern! Was konnte eine Katze schon ausrichten?
Das Gähnen traf Riley unvorbereitet. Sie leerte die Tasse und reichte sie ihrer Nachbarin.
»Ich schlafe auf der Couch«, verkündete die Frau. »Ruf mich, wenn du mich brauchst.«
Ehe Riley protestieren konnte, schlurfte sie in ihren Pantoffeln davon und
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