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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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immer gegruselt. Ihr Dad sagte, dass sie über die Toten wachten.
    Jetzt passen sie auf dich auf.
    Als sie klein war, hatte die ganze Familie oft das Mausoleum besucht. Ihre Mom hatte die Buntglasfenster saubergemacht und den Boden gewischt. Ihr Vater hatte ihr Geschichten von einigen der Menschen erzählt, die hier begraben lagen. Dann hatten sie auf dem Rasen gepicknickt, genau wie ihre viktorianischen Vorfahren, die diesen Friedhof erbaut hatten.
    Als sie jetzt ins Innere des Bauwerks spähte, fielen gerade die letzten Sonnenstrahlen durch zwei der Buntglasfenster und warfen ein Mosaik aus Primärfarben auf den Steinfußboden. Riley schloss die Türen auf und zog sie mit einem lauten Schrammen auf. Als sie hineinging, strich sie mit der Hand über eines der Grabgewölbe.
    John Harvey Blackthorne
    geboren am 17. August 1823
    gestorben am 4. Januar 1888
     
    Ich lass nicht ab vom geist’gen Streit,
    nicht ruh das Schwert mir in der Hand.
    Ihre Mom hatte Riley erzählt, dass die Zeilen aus einem alten Gedicht stammten. Es kam ihr merkwürdig vor, sie auf dem Grabstein eines Bankiers zu finden. An der Rückseite des Gebäudes befand sich eine erhöhte Plattform mit dünner Steinverblendung, in der sich unauffällig ein Vorratskasten verbarg. Mit einiger Anstrengung hebelte Riley den Deckel auf. Eine winzige Spinne wurde aufgeschreckt, krabbelte heraus und verschwand an der Seite.
    Im Inneren sah es genauso aus, wie ihr Vater es wenige Wochen zuvor zurückgelassen hatte. Sie holte die Schlafsäcke aus den Hüllen und schüttelte sie nacheinander aus. Sie würde sie heute Nacht brauchen.
    »Ein guter Platz für einen Schlupfwinkel«, stellte Beck von der Tür aus fest.
    Dämonenfänger hatten unterschiedliche Namen dafür – Schlupfwinkel, Heiligtum, Bunker. Die meisten von ihnen hatten einen, für den Fall, dass es zu einem Aufruhr unter den Dämonen kam. Sie lagen stets auf geweihtem Boden und verfügten über ein Versteck für Trockennahrung, Ersatzkleidung, Wasser und Verbandsmaterial. Manche hatten auch Waffen dort gebunkert. Ihr Vater hatte Riley und ihre Mom angewiesen, was zu tun sei, falls die Dämonen jemals wagen sollten, einen Krieg anzuzetteln. Nun lag es an ihr, dafür zu sorgen, dass das Vorratslager stets gut gefüllt und bereit war.
    »Meiner ist im Keller einer Kirche«, fügte Beck hinzu. Als sie nichts sagte, fuhr er bemüht fort: »Hier ist es ruhig. Das gefällt mir. Bei mir ist das anders. Mein Schlupfwinkel liegt direkt neben dem Heizungskeller.«
    Es war klar, dass er weiterplappern würde, egal was. Vielleicht war es einfach nur die Nervosität. Was immer der Grund war, es nervte sie.
    »Zu schade, dass dein Daddy nicht hier ist«, sagte Beck. »Es wäre viel einfacher, Totenwache zu halten.«
    Sie stopfte ihm die Schlafsäcke und zusätzliche Decken in die Arme. »Ich will mich jetzt umziehen. Also raus mit dir.«
    »Oh, tut mir leid.«
    Riley ließ die Bronzetür hinter ihm zuschwingen und schlüpfte aus ihrem Kleid und den Stiefeln. Die nackten Steine unter ihren Füßen waren kalt. Sie zog die Bluejeans an, behielt jedoch die Strümpfe darunter an, damit sie es wärmer hatte, und schlüpfte dann in einen dicken Sweater. Es folgten die Stiefel, wobei sie von einem Bein aufs andere hüpfte, um die Reißverschlüsse zuzuziehen. Zum Schluss nahm sie noch einen dicken Mantel, weil der von ihrer Mom nicht warm genug war.
    Als sie ins Freie trat, beleuchtete die Sonne die goldene Kuppel des State Capitols von hinten.
    »Es ist so weit«, rief Simon ihr zu. Er hatte sich ebenfalls umgezogen und steckte jetzt in Jeans und Sweater. Er stand innerhalb eines großen Kreises aus Kerzen, der sowohl das Grab ihrer Mutter als auch das ihres Vaters einschloss. Jede Kerze stand etwa dreißig Zentimeter von der nächsten entfernt.
    Als Riley näher kam, blickten die beiden Männer zu ihr hinüber. Becks Gesicht zeigte einen entschlossenen Ausdruck. Simons Miene war voller Mitgefühl.
    »Glaubt ihr wirklich, dass sie hinter ihm her sind?«, fragte sie.
    »Sie lesen die Zeitung, genau wie jeder andere auch«, erwiderte Beck.
    Daran hatte sie gar nicht gedacht. Wie groß war wohl der Artikel über ihren Dad geworden? War er auf der Titelseite gelandet?
Nie im Leben.
Irgendwo auf den Innenseiten, wahrscheinlich versteckt zwischen den Suchanzeigen für vermisste Haustiere. Dämonenfänger schafften es nur auf die Titelseite, wenn sie Universitätsbibliotheken zerlegten.
    Etwas verspätet begann Riley sich

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