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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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auch er einen Anzug.
    Nach einem raschen Blick auf die anderen Zunftmitglieder, fast als wollte er ihre Erlaubnis einholen, trat er vor. »Riley«, sagte er leise. Ohne Zögern umarmte er sie. Es fühlte sich gut an.
    »Danke, dass du auf meinen Dad aufgepasst hast«, murmelte sie. Sie spürte sein Nicken an ihrer Wange.
    »Er ist hier unten«, sagte Beck und deutete auf eine Treppe, die zu einem tiefer gelegenen Raum führte. Nachdem sie tief Luft geholt hatte, folgte Riley ihm, die Hände um einen Packen Taschentücher verkrampft, die sie aus der Manteltasche gezogen hatte.
    Der Gestank von Osterlilien schlug ihr entgegen, sobald sie die Tür erreichte. Im Raum stand eine große Vase davon. Sie hasste sie. Für manche Menschen waren sie ein Symbol der Wiederauferstehung. Für sie bedeuteten sie nichts als Verlust und Trauer.
    Am anderen Ende des Raums stand auf einem erhöhten Podest ein einfacher Kiefernsarg. Der Deckel war geschlossen.
    Dad.
    Wie angewurzelt blieb sie stehen. Bis sie ihn im Sarg liegen sehen würde, konnte sie sich selbst belügen. Doch dann würden all diese Lügen sich in Luft auflösen.
    Beck räusperte sich. »Riley?«
    »Gib mir eine Minute«, sagte sie, obwohl keine Zeit der Welt das, was vor ihr lag, erträglich machen würde.
    »Es wird nicht leichter werden.«
    Sie blickte zu ihm hinüber, überrascht, wie bewegt seine Stimme klang.
    »Ich erinnere mich immer noch an die Beerdigung von meinem Granddaddy«, sagte er. »Ich war zehn, und mein Onkel kam nach Waycross, um mich abzuholen. Er hat mich den ganzen Weg bis nach North Georgia gefahren, damit ich dabei sein konnte. Ich hab geheult wie ein Baby.«
    »Wie war dein Granddad?«, fragte sie neugierig. Beck sprach nie über seine Familie.
    Er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Elmore war ein nörgeliger alter Kauz. Lebte oben in den Bergen und brannte schwarz Schnaps.« Er schaute zu ihr hinüber. »Er brachte mir bei, wie man Eichhörnchen fängt und Zigaretten dreht.«
    »Fähigkeiten, die jeder Zehnjährige beherrschen sollte.«
    Er zuckte die Achseln. »Manche sehen es nicht so, aber er war ein guter Mann. Er hat immer zu mir gesagt, dass ich alles sein kann, was ich will.« Er blickte zum Sarg. »Genau wie dein Daddy.«
    Der pochende Schmerz in ihrem Herzen wurde stärker. »Dad … hat dich echt gemocht.«
    Beck bekam feuchte Augen. Er wischte die Tränen fort, als seien sie ein Zeichen der Schwäche. »Ich wollte immer nur, dass er stolz auf mich ist.«
    Ohne nachzudenken, ergriff sie seine Hand und drückte sie, wegen seiner Verletzungen nur vorsichtig.
    »Hat er … irgendwas gesagt, als er …«
    »Deinen Namen.«
    O Gott.
Rileys Schultern zuckten, und die Schluchzer brachen aus ihr hervor, ehe sie es verhindern konnte. Tränen folgten. Beck ließ ihre Hand los, legte ihr einen Arm um die Schulter und hielt sie fest. Ihre Tränen durchnässten sein Jackett.
    Als sie sich schließlich losmachte, gingen sie langsam auf den Sarg zu. Die Wände des Raums schienen auf sie zuzukommen, und vom Gestank dieser verdammten Lilien musste sie würgen. Sie presste sich das Taschentuch vor die Nase.
    Auf dem Sargdeckel war eine Messingplatte befestigt. Die Schrift war ausgefallener, als sie erwartet hätte, aber leicht zu entziffern.
    Paul A. Blackthorne
    Meisterfänger der Zunft zu Atlanta
    Er war mehr als das, aber der Platz auf diesem Stück Metall reichte nicht aus, um der Welt zu erzählen, was er alles gewesen war.
    »Bereit?«, fragte Beck.
    Nein. Niemals.
Trotzdem nickte sie, und langsam öffnete er den Deckel.
    Jetzt wusste sie, warum Beck im Schrank herumgewühlt hatte, als sie im Badezimmer gewesen war. Er hatte Kleidung herausgesucht. Ihr Vater trug seinen besten Anzug und seine rote Lieblingskrawatte, diejenige, die sie ihm vor ein paar Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte. Er sah aus, als würde er schlafen, genau wie Carmela gesagt hatte.
    Riley beugte sich vor und küsste die bleiche Wange. Sie war so kalt, dass es war, als küsste sie einen Stein. Sie strich eine Locke seines braunen Haars zurück.
    »Jetzt ist er bei Mom«, sagte sie. Brennende Tränen liefen ihr über die Wangen. »Zieht sie wegen ihrer Kochkünste auf, und wegen dieser dummen Seifenopern, die sie sich immer anschaut.«
Die Dad ebenfalls gefallen haben, auch wenn er das niemals zugegeben hat.
    Beck holte schluchzend Luft. Er hatte die Augen geschlossen, und seine Wangen waren nass. Er bebte am ganzen Körper.
    Egal, was sie von ihm halten mochte, ihr

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