Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
schüttete sich drei weitere Aspirin in die Hand und spülte sie mit etwas Wasser hinunter. Die letzte Dosis hatte so gut wie keine Wirkung gezeigt, also nahm er an, dass es dieses Mal auch nicht anders sein würde.
Schlafen.
Das war es, was er brauchte, aber das dürfte schwierig werden mit dem ganzen Koffein, das sich in seinem Körper angesammelt hatte. Wenn er Glück hatte, könnte er irgendwann am Nachmittag ein wenig ratzen. Wenn nicht, könnte es gut noch bis morgen dauern.
Sein Telefon klingelte, und er kramte es aus der Tasche.
»Beck.«
»Simon. Sie ist sicher zu Hause.«
Er seufzte erleichtert. »Danke, Mann. Du hast was gut bei mir.«
»Ich habe es gern gemacht.«
Beck klappte das Handy zu und runzelte die Stirn. »Das glaub ich dir sofort.«
Er war sich nicht ganz sicher, was er von Simon Adler halten sollte. Nur weil er religiös war, bedeutete es nicht, dass er nicht auf Riley abfahren konnte. Jeder Kerl würde das. Sie war echt richtig hübsch. Diese Tatsache ließ sich nicht leugnen.
Wenn die Dinge anders lägen, würde ich sie selbst fragen, ob sie mal mit mir ausgeht. Aber jetzt nicht.
Beck ließ sich in seinem Sitz zurücksinken und schloss die Augen, und sei es nur, um sich gegen das heller werdende Sonnenlicht zu schützen. In der Ferne hörte er einen Müllwagen, der einen dieser großen Container anhob und donnernd den Dreck rausschüttelte. Nach einem ausgiebigen Gähnen beobachtete er die Umgebung erneut. Dieses Mal war der Parkplatz nicht mehr leer.
»Knallköpfe auf zehn Uhr«, sagte er und wechselte seine Position. Er zog das Stahlrohr näher zu sich heran, ebenso seine SIG 9 mm. Das Rohr war die erste Wahl, die Pistole die allerletzte.
Er befand sich in einem Teil der Stadt, in dem es zwei Sorten Menschen gab – Räuber und Beute. Er wusste, wo er stand, aber manche der Leute hier hatten das vielleicht nicht mitbekommen. Wie die drei Gangstas, die gerade auf den Truck zuschlenderten. »Stadtjugend« hatte Paul sie genannt. Sie könnten glatt einer Plakatwerbung für das multiethnische Atlanta entsprungen sein: Ein Weißer, ein Schwarzer, ein Brauner.
Und allesamt Idioten.
Er brauchte sich bloß anzusehen, wie sie daherstolzierten. Der neuesten Mode entsprechend hatten sie die Jeans über ihre High Top Sneakers gezogen, deren lange rote Senkel bis unter die Knie geschnürt und dort zusammengebunden waren. Die Farbe der Schnürsenkel verriet angeblich, zu welcher Gang man gehörte. Beck war das egal. Für ihn waren das alles Loser.
Sie begannen zu lachen und in seine Richtung zu deuten. Wahrscheinlich nahmen sie an, er sei betrunken und würde seinen Rausch ausschlafen. Die glaubten wohl, sie könnten etwas Kohle und den Truck einsacken und ihm einfach nur so zum Spaß ein bisschen die Fresse polieren.
»Die merken echt nichts«, sagte er kopfschüttelnd.
Als sie weniger als zehn Meter entfernt waren, sprang er aus dem Truck, ließ das Stahlrohr jedoch auf dem Sitz direkt hinter sich liegen. Wenn er Glück hatte, würde er den Jungs nicht allzu hart an die Eier gehen müssen.
»Morgen«, rief er.
Einer von ihnen zeigte ihm den Stinkefinger. Becks Finger schlossen sich um das Stahlrohr. Er vergewisserte sich, dass es richtig in der Hand lag, hielt es jedoch noch hinter der Tür versteckt.
»Das ist aber echt nicht höflich. Hat deine Mama dir keine Manieren beigebracht?«
»Was willste hier, Arschloch?«, wollte der Junge wissen. Er zog ein Messer, und die anderen folgten seinem Beispiel.
»Ich warte aufs Frühstück. Habt ihr was dabei?«
Der Junge grinste höhnisch. »Wir sind doch kein verdammtes McDonald’s.« Sie begannen auszuschwärmen, stellten sich in Position und warteten auf eine Gelegenheit, sich auf ihn zu stürzen.
»Das Frühstück ist nicht für mich, du Blödmann. Ist für die hier.« Beck hämmerte mit der Faust gegen die Seite des Trucks. »Gibt was zu futtern, Jungs.«
Die Dämonen fingen an zu fauchen und randalierten in ihren Stahlnetzen herum. In der stillen Morgenluft war der Lärm ziemlich beeindruckend. Einer der Dämonen zog sich gerade hoch genug, damit die Loser ihn sehen konnten, samt seiner Krallen und allem.
»O Scheiße, Mann, das sind …«
»Dämonen«, sagte Beck. »Und weißte was, Junge? Die haben Hunger. Könnt ihr nicht alle ein Stückchen näher kommen, um’s ihnen leichter zu machen?«, fragte er ganz ernsthaft.
In wilder Panik trat das Trio den Rückzug an. Einer stürzte, überschlug sich und war wieder auf den
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