Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
rübergekommen. Ich muss heute mit Meister Harper losziehen, also hat Beck sich bereit erklärt, dir zu helfen.«
Dieser Dorftrottel? Nie im Leben.
»Ich komme schon allein zurecht. Danke, dass du mir gezeigt hast, wie es geht.«
Sie kletterte aus dem Wagen, was ziemlich anstrengend war. Auf dem Boden zu schlafen war eindeutig nur etwas für kleine Kinder.
Simon kurbelte das Fenster herunter. »Hör bloß nicht auf die Nekros. Sie sind genauso schlimm wie Dämonen.«
Sie legte die Hand auf seinen Arm. »Danke für alles. Es ist mir ernst damit.«
»Kein Problem.«
Kurz bevor er auf der Straße wendete, winkte er ihr noch einmal zu. Sie winkte zurück.
Was für ein cooler Typ.
Riley schleppte sich über den Parkplatz und die Treppe hoch. Sie konnte sich noch gut an den Umzug hierher erinnern. Es war einer dieser glühendheißen Tage gewesen, wie sie für Atlanta so typisch waren. Als sie fertig waren, waren sie Eis essen gegangen. Ihr Dad hatte ihr einen Eisbecher spendiert und gelacht, als etwas davon auf ihrer Nase gelandet war.
Als Riley ihre Etage erreichte, zitterte ihre Hand, so dass der Schlüssel im Schloss klapperte. Ein letztes Mal konnte sie fast glauben, dass alles in Ordnung war. Ihr Dad würde auf der Couch sitzen und seine Papiere sortieren, eine Tasse Kaffee in der Hand. Er würde aufblicken und sie anlächeln, wenn sie hereinkäme. Er würde ein Stück zur Seite rutschen und sie fragen, wie ihr Tag gelaufen sei. Das hatte er immer getan. Hatte sich immer Zeit für sie genommen. Hatte sie immer geliebt.
Die Tür in den rostigen Angeln schwang auf. Die Couch war leer. Sie konnte das leise
Pling, Pling
hören, mit dem das Wasser in die Haferflockenschüssel vom gestrigen Frühstück tropfte. Der Kühlschrank summte leise. Eine Flocke von Max’ Fell lag unter dem Küchentisch. Das Licht am Anrufbeantworter blinkte hektisch. Wahrscheinlich Nekromanten, die zu faul waren, um zum Friedhof zu laufen.
Ihr Dad hatte gesagt, dass er Glück habe, weil Riley da war, zu der er nach Hause kommen konnte, und dass manche Leute niemanden hätten.
So wie ich.
Riley schloss die Tür und verriegelte methodisch alle Schlösser. Sie sperrte die Welt aus, die sie zu einer Waise gemacht hatte.
»Es ist nicht fair«, zischte sie und hieb mit der Faust gegen die Wand. »Warum alle beide? Du hast doch schon Mom genommen. Hat das nicht gereicht?«
Keine Antwort. Kein kosmisches »Tut mir leid«. Nur Leere. Wieder kamen die Tränen, und sie ließ sie fließen.
Nachdem sie sich ausgeweint und die Nase geputzt hatte, nahm Riley einen Filzstift und suchte das Datum des nächsten Vollmonds im Kalender. Sie kreiste den Tag ein und markierte es mit einem großen
D
. Das war der Tag, an dem ihr Dad wirklich frei sein würde.
Ich werde nicht zulassen, dass sie dich bekommen. Ich schwöre es.
12. Kapitel
Angestrengt hielt Beck die Augen offen und sondierte aufmerksam die Gegend. Der Parkplatz war verlassen, bis auf ein paar rostige Einkaufswagen und einen Haufen alter Reifen. Ein ruhiger, offener Platz. So mochte er es. Wobei er kaum irgendwo anders parken könnte: Die beiden Dämonen auf der Ladefläche des Trucks schränkten seine Möglichkeiten erheblich ein.
Der Morgen war nicht gerade Becks liebste Tageszeit, besonders, wenn sein Kopf sich anfühlte, als würde er von tollwütigen Wieseln in Stücke gerissen. Energydrinks und Alkohol waren eine giftige Kombination, zumindest für ihn. Sobald er nüchtern genug gewesen war, um auf die Jagd zu gehen, hatte er sich den ersten Dreier geschnappt, den er finden konnte. Das war nicht weiter schwer gewesen, da das Ding am Müllcontainer hinter einer Schlachterei herumschnüffelte. Zu beschäftigt damit, weggeworfene Fettbrocken und ranziges Rindfleisch zu erbeuten, hatte er den näher kommenden Fänger gar nicht bemerkt, bis Beck das Vieh mir nichts, dir nichts eingesackt hatte. Aber es hatte nichts über den Fünfer ausgeplaudert, der Paul getötet hatte. Stinksauer hatte Beck weiter gesucht, bis er einen weiteren Dreier gefunden hatte. Dieselbe Geschichte – jede Menge Flucherei, jede Menge Drohungen, Hackfleisch aus ihm zu machen, aber keine Informationen.
»Dämonen mit Ehrgefühl«, grummelte er. »Wie bescheuert ist das denn?« Zumindest boten die Dreier keine Gefälligkeiten im Tausch gegen die Freiheit. Dann könnten sie sich kaum weigern, ihm bei der Suche nach Pauls Mörder zu helfen.
Sein dröhnender Kopf ließ ihn aufstöhnen. Er stellte das Radio aus,
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