Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
hätte sie nicht gerade etwas total Undankbares und Idiotisches gesagt. »Ich freue mich, dass ich helfen konnte.«
Ist dieser Typ echt?
Wenn ja, musste er eine Freundin haben und weitere sechs Mädchen in der Warteschleife.
»Konntest du denn schlafen?«, fragte er.
»Ein wenig. Ich hatte gruselige Träume von Dämonen, die sich wie Engel aufführten. Sehr verwirrend.« Sie dachte einen Moment nach. »Hast du jemals welche gesehen … Engel, meine ich?«
»Ein oder zwei. Sie zeigen sich nur, wenn sie wollen.« Er klang enttäuscht.
»Dad sagte, dass sie von so einem leuchtenden Schimmer umgeben sind, aber für mich sehen sie aus wie ganz gewöhnliche Menschen.«
»Vielleicht werden wir sie eines Tages klar erkennen können«, erwiderte Simon wehmütig. »Das fände ich schön.«
Jemand rief etwas. Es war kurz vor der Dämmerung, so dass es vermutlich jemand vom Friedhof war. Zumindest hoffte Riley das.
Ein Mann trat an die Reihe aus Kerzen heran und grinste breit.
»Guten Morgen. Mein Name ist Rod. Ich bin hier, um die Tagesschicht zu übernehmen. Sind Sie Miss Blackthorne?«
»Hm-hm.«
»Erfreut, Sie kennenzulernen. Keine Angst, ich mache das schon seit Jahren. Unter meiner Obhut ist noch kein Leichnam gestohlen worden.«
»Gut zu hören.«
Wirklich gut zu hören.
Der Freiwillige wartete, bis Simon die Einladung ausgesprochen hatte, dann stieg er über die Kerzen. Sie flackerten kurz auf und brannten dann normal weiter.
Riley stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
Der Neuankömmling pfefferte seinen Mantel zur Seite, unter dem er noch einen dicken Pullover trug. Er stellte einen Campingstuhl auf und ließ einen Beutel mit dem Aufdruck »Alles für die Totenwache« daneben fallen.
»Das ist für heute Abend, wenn Sie den Kreis neu machen.«
»Danke«, sagte sie. So weit hatte sie noch gar nicht gedacht.
Aus seinem Rucksack zog er eine Zeitung, die auf der Seite mit den Sudokus aufgeschlagen war, gefolgt von einem Stift und einer großen grünen Thermoskanne.
Thermoskanne gleich heiße Schokolade.
Sie nahm sich vor, sich auch eine mitzubringen.
Während Rod es sich gemütlich machte, rollte Riley die Schlafsäcke auf, und Simon legte die Decken zusammen. Als sie bereit zum Aufbruch waren, saß der freiwillige Helfer auf seinem Stuhl, die Zeitung im Schoß.
»Und, wer hat sich letzte Nacht alles blicken lassen?«, fragte er gut gelaunt.
»Ein Typ namens Mortimer und ein paar andere, die nicht gesagt haben, wie sie heißen. Sie haben mich ziemlich beschimpft.«
Der Mann lächelte. »Habe mir schon gedacht, dass Mort vorbeischauen würde. Er ist der Beste unter den üblen Typen.«
»Das habe ich auch gemerkt.«
»Seien Sie einfach vor Sonnenuntergang wieder hier. Notfalls rufen Sie im Friedhofsbüro an und sagen Bescheid.«
»Mach ich.«
Riley überquerte vorsichtig den Kreis, und wieder knackte es in den Ohren. Sie bezweifelte, dass sie sich jemals daran gewöhnen würde. Nachdem sie die Schlafsäcke und die Decken im Mausoleum gebunkert hatte, verschloss sie die Tür. Aus reiner Gewohnheit rüttelte sie noch einmal kräftig daran, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich zu war.
Simon ging neben ihr, als sie sich zum Parkplatz aufmachte.
»Glückwunsch. Du hast die erste Nacht überstanden.« Er klang ehrlich stolz auf sie.
»Yeah, das habe ich.« Dann fiel ihr etwas ein. »Hast du einen fahrbaren Untersatz?«
Ein Nicken. »Beck bat mich, dich nach Hause zu fahren. Er meinte, dass er am Morgen zu müde sein würde, um das zu übernehmen.«
Müde? Von wegen. Verkatert trifft es eher. Darauf kannst du wetten.
Nach wenigen Minuten waren sie auf dem Weg zu ihrer Wohnung. Am Rückspiegel des Wagens hing eine St.-Christophorus-Medaille, und auf dem Armaturenbrett stand eine St.-Judas-Thaddäus-Statue. Nachdem Riley ihm erklärt hatte, wie er fahren sollte, schwieg Simon. Mittlerweile hatte sie sich an sein ausgedehntes Schweigen gewöhnt, so dass es ihr nichts mehr ausmachte.
Erst als er auf einem Parkplatz in der Nähe des Mietshauses anhielt, machte er wieder den Mund auf. »Sieht aus wie ein altes Hotel.«
»Das war es auch mal. Vor ein paar Jahren haben sie die Zimmer in Wohnungen umgewandelt. Es ist nichts Besonderes.«
»Zumindest ist es ein Zuhause«, sagte er. »Wenn du heute Nacht Hilfe brauchst, ruf Beck an.«
Es klang, als sei er froh, sie loszuwerden. »Hast du mich schon satt?«, fragte sie verletzt.
»O nein, tut mir leid«, sagte er verlegen. »Das ist falsch
Weitere Kostenlose Bücher