Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle
größte Angst an. Der einzige Weg, Riley zu schützen, bestand darin, den Dämon zu töten und Luzifer eine Nachricht zukommen zu lassen, sie in Ruhe zu lassen. Das wollte er mehr als alles andere in der Welt, sogar noch mehr, als mit seiner Lieblings-Countrysängerin zu schlafen.
Er stand auf und machte ein paar zögerliche Schritte auf den leuchtenden Kreis zu.
Die Gestalt schwieg, um ihn näher heranzulocken. Langsam drehte Beck sich um und sah auf den Erdhügel. Was würde Paul von ihm halten, wenn er seine Ruhe störte? Was würde Riley sagen, wenn sie wüsste, dass er sie verraten hatte?
»Es dient einem guten Zweck«, drängte der Nekromant. »Du musst sie beschützen. Sie hat einen eigenen Kopf, und der hat sie heute Nacht in Gefahr gebracht.«
Beck wirbelte herum. »Was willste damit sagen?«
»Sie ist in Five Points auf die Jagd gegangen. Allein. Wie ich hörte, ist die Sache böse ausgegangen.«
»Du lügst«, gab Beck zurück.
»Und wenn nicht?« Der Tonfall des Nekromanten war zu sicher für Becks Geschmack. »Was, wenn sie in diesem Moment stirbt? Was für einen Sinn hätte es dann noch, dieses Grab zu bewachen, wenn sie schon auf dem Weg in ihr eigenes ist?«
»Sie würde nie allein nach Five Points gehen.« Kaum hatte Beck die Worte ausgesprochen, wusste er, dass er sich irrte.
Verdammtes Blag, das würdest du doch nicht wagen.
Er runzelte die Stirn, als er die Wahrheit erkannte. Sie traf ihn wie ein harter Schlag in die Magengrube.
Doch, das würdest du, nur um mich zu ärgern.
Zuerst hatte der Nekro gesagt, der Dämon könnte sie verletzen. Jetzt behauptete er, sie sei bereits verletzt, liege vielleicht sogar im Sterben.
Lügen.
Beck zwang sich, zurück zur Decke zu gehen. »Das kaufe ich dir nicht ab.«
Der Mantel hob sich in einer Geste, die als Achselzucken durchgehen konnte. »Das liegt ganz bei dir«, erwiderte der Totenbeschwörer, ohne eine Spur Enttäuschung in der Stimme. »Noch vor Vollmond wird der Leichnam dieses Mannes mir gehören. Zweifle lieber nicht daran.«
Die Gestalt verwandelte sich wieder in Blätter und verschwand mit einem leichten Wind.
Riley ging nicht an ihr Handy, ein ums andere Mal erreichte er nur die Mailbox. Als der freiwillige Friedhofshelfer wenige Minuten später auftauchte, stürzte Beck zu seinem Truck.
*
Mühsam öffnete Riley die Augen und stellte fest, dass das Sonnenlicht an der Zimmerdecke des Schlafzimmers flimmerte wie bei einem Kaleidoskop. Alle möglichen Farben waren vertreten. Es war richtig hübsch. Mit beträchtlicher Mühe setzte sie sich im Bett auf und überlegte, wie spät es wohl sein mochte. Sie bekam einen Schluckauf und begann erneut zu zittern, als ihr Fieber wieder stieg.
Der linke Oberschenkel war das Problem. Er war geschwollen und der Jeansstoff mit etwas Braunem durchnässt. Bei jedem Herzschlag pochte das ganze Bein.
Das Weihwasser hätte das Gift neutralisieren sollen.
»Hat nicht viel genützt«, sagte sie und fiel zurück ins Kissen. Die Zeit schien stillzustehen.
Riley wusste, was geschah. Sie hatte ihren Dad mit ihrer Mom darüber sprechen hören, als er glaubte, sie würde nicht zuhören. In ein paar Stunden würde ihr Bein sich entzünden, und das Gift würde sich im ganzen Körper ausbreiten. Es würde sie töten.
Vielleicht ist es das Beste.
Sie könnte bei ihren Eltern sein. Das machen, was Engel den ganzen Tag trieben, was immer das auch sein mochte. Keine Sorgen mehr um Geld oder Schule oder Dämonen.
Ein widerliches Geräusch riss sie aus ihren Fieberphantasien. Es kam von ihrem Handy. Sie wurde ohnmächtig, bis das Ding erneut anfing, Krach zu machen. Mit schweißnassen Händen klappte Riley es auf. Jemand rief mit verzweifelter Stimme: »Riley? Bist du okay?«
»Krank …«
»Was ist passiert?«, fragte die Stimme.
»Sie … haben ihn geklaut.«
»Was geklaut?«
»Dämon hat mich erwischt … Tut mir leid. Du … hattest recht.«
Sie klappte das Handy zu und ließ es neben sich aufs Bett fallen. Beck würde ihren Leichnam finden und ihn neben ihren Eltern begraben.
Ich brauche keine Totenwache.
*
Auf dem Weg zu Rileys Wohnung übertrat Beck so ziemlich sämtliche Verkehrsregeln. Gleichzeitig bearbeitete er sein Handy und forderte Verstärkung an. Er begann mit Carmela, holte die Ärztin aus dem Bett und wurde erst einmal heruntergeputzt, bis er die Situation erklärt hatte. Dann rief er den Priester der Zunft an. Vater Harrison war gerade erst aus der Dusche gestiegen, doch er
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