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Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle

Titel: Die Dämonenfängerin. Aller Anfang ist Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Anzeige auf dem Display erschien. »40,1 °C. Ich hatte höchstens mit 39,5 gerechnet. Da steckt noch mehr dahinter.«
    Carmela ergriff Rileys Knöchel und hob vorsichtig das Bein an. Das Mädchen stöhnte. »Leg eine Schicht Plastik aus, und dann ein paar von den Einmalhandtüchern da. Wenn wir fertig sind, wird es hier aussehen wie nach einer Ölkatastrophe.«
    Beck tat wie geheißen und versuchte, nicht jedes Mal zusammenzuzucken, sobald Riley stöhnte.
    »Was ist passiert?«, fragte die Ärztin.
    »Sie ist allein auf die Jagd gegangen.«
    »Warum zum Teufel hat sie es nicht behandelt?«
    Er hatte keine Antwort parat.
    »Beck?« Sie drehten sich um und entdeckten Vater Harrison in der Tür. Er trug seinen üblichen schwarzen Anzug und Priesterkragen, dazu einen riesigen Rucksack in der Hand.
    »Vater«, sagte Beck. »Danke, dass Sie so schnell gekommen sind.«
    Er merkte genau, wann der Blick des Priesters auf Riley fiel: Harrisons Gesicht wurde ernst, und er machte ein Kreuzzeichen. »Wie viel braucht ihr?«, fragte der Priester.
    »Für den Anfang mindestens zwei Liter«, antwortete Carmela mit dem Rücken zu ihm.
    Erst beim dritten Versuch fand die Ärztin eine geeignete Vene in Rileys rechtem Arm. Sobald sie den venösen Zugang gelegt und die Infusionslösung angehängt hatte, öffnete sie das Ventil und legte einen ordentlichen Verband an. »Vielleicht wird sie das davon abhalten, das Ding wieder rauszureißen. Es wird hart werden.«
    »Ja.« Je frischer das Weihwasser, desto stärker der Schmerz, wenn es in Kontakt mit irgendetwas Dämonischem kam. Die Behandlung würde das Mädchen schier zerreißen.
    Carmela musterte ihn. »Ich weiß, was du denkst. Vertrau mir, es ist besser als tot zu sein.«
    »Vielleicht ist es das, was sie wollte«, sagte er.
    »Ein ziemlich ekliger Weg, um das zu erreichen.«
    Beck nahm den Unterton in ihrer Stimme wahr. »Du glaubst nicht, dass sie es schafft, oder?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Das Einzige, was für sie spricht, ist ihr Alter.«
    »Und Gott«, fügte Vater Harrison von seinem Posten in der Nähe der Tür hinzu. Er hielt zwei Literkrüge in der Hand.
    »Der auch«, erwiderte Carmela. Sie nahm Harrison die Krüge ab und reichte ihm stattdessen ein Paar Handschuhe. Auf den fragenden Blick des Priesters hin, erklärte sie: »Halten Sie ihre Beine fest. Den, versuch du, sie im Bett zu halten. Ich übernehme den Rest.«
    Als er sich über Riley beugte, um ihre Schultern nach unten zu drücken, flüsterte Beck ihr ins Ohr: »Tut mir leid, Kleine. Das wird saumäßig wehtun.«
    Vater Harrison schloss die Augen und begann zu beten. Seine feste Stimme erfüllte den Raum mit hoffnungsvollen Worten. Beck fragte sich, ob das ausreichen würde.
    Er hörte die Ärztin etwas murmeln, während sie die erste Wunde weit aufspreizte. Der Priester veränderte seinen Tonfall und betete lauter.
    »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, wir flehen dich demütig an, deine Dienerin zu heilen, die tapfer gegen die Legionen der Dunkelheit gekämpft hat. Treib das Gift aus, das ihrem Körper zusetzt, und reinige ihre Seele …«
    Beck schluckte hart, als die geweihte Flüssigkeit in der Wunde verschwand.
    Die Reaktion setzte unmittelbar ein. Rileys gellender Schrei machte ihn fast taub, als sie sich auf der Matratze aufbäumte. Er drückte sie mit aller Kraft nach unten, während sie schrie und brüllte und ihre Fingernägel in seine beiden Arme bohrte. Er zuckte vor Schmerz zusammen, als sie seine abheilenden Wunden traf. Egal, wie heftig es wehtat, es war nichts im Vergleich zu dem, was sie durchmachte.
    Komm schon Kleines, fall in Ohnmacht, bitte!
    Doch sie fiel nicht, sondern fuhr fort, ihn zu zerfetzen. Carmela wandte sich der nächsten Wunde zu und dann der dritten. Das Weihwasser blubberte und zischte, stieg in dichtem Dampf auf, der einen Moment in der Luft hing, ehe er sich auflöste.
    Vater Harrison betete weiter. Sein Gesicht war ebenso weiß wie sein Kragen.
    »Nein! Nein!«, brüllte Riley. Als sie sich wand und schrie, wusste Beck genau, wie es sich anfühlte – als würden ihre Knochen von innen nach außen verbrennen.
    »Da haben wir das Problem«, sagte Carmela und klang erleichtert. »Eine abgebrochene Kralle. Kein Wunder, dass es ihr so schlechtgeht.« Die Ärztin holte einen Satz Pinzetten aus ihrem Koffer und wandte die Aufmerksamkeit erneut der Wunde zu.
    Als sie die festgehakte Kralle entfernte, erfüllte Rileys ohrenbetäubender Schrei den Raum.

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