Die Dämonenfalle
Flotten von Bots, besonders die für den zivilen Einsatz, brachen zusammen; es gab einfach zu wenige Service- und Reparaturwerkstätten. Das öffentliche Verkehrsnetz wurde löchrig; man musste Prioritäten setzen und gab den strategischen Knotenpunkten den Vorzug. Auch für die Autos und Lastwagen fehlten Mechaniker, doch andererseits gab es auf Merioneth genug zurückgelassene Fahrzeuge, die man ausschlachten konnte. Auf der absolutenHabenseite war zu verbuchen, dass die Ernte diese Sommers Überschüsse produzierte – niemand würde Hunger leiden müssen. Auch die Wasser- und Gezeitenkraftwerke funktionierten tadellos, und die planeteneigene Währung begann, sich nach Monaten einer schlimmen Inflation zu stabilisieren. Die Menschen fingen an, sich an ihr neues Leben anzupassen.
Paula startete eine Recherche zu Svein Moalem. Er war noch immer Premierminister; seine Nationalistische Partei hielt zwei Drittel der Sitze im Parlament. In zwei Jahren sollte es Wahlen geben, nachdem die neuen Wahlkreise festgelegt worden waren. Die Partei hatte seit der Isolation Monate damit zugebracht, eine wahre Flut an Commonwealth-Gesetzen zu widerrufen; die Mehrheit betraf Vorschriften hinsichtlich Genveränderungen und Klonen. Praktischerweise hatte Moalems Büro ein Art Tagebuch veröffentlich, in dem alle Ereignisse aufgelistet waren, an denen der Premier teilzunehmen gedachte.
Am nächsten Tag begann Paula damit, Moalems Bewegungen durch die Stadt zu beobachten. Das Profil war typisch für das eines hochrangigen Politikers. Reden an die Bürger und Gemeindevertreter; Treffen mit Parteifunktionären; parlamentarische Debatten; öffentlichkeitswirksame Besuche in Schulen, Krankenhäusern und ausgewählten Firmen; Reisen in die Provinz.
Er hatte natürlich Bodyguards, und ganz offenbar ziemlich gute. Wenn eine Veranstaltung anstand, wurde die Besuchermenge mittels Gesichtserkennung gescannt, um regelmäßige Teilnehmer auszufiltern. Das Verkehrsnetz wurde daraufhin analysiert, ob verdächtige Fahrzeuge in seiner Nachbarschaft auftauchten. Wenn er mit dem Zug oder per Flugzeug reiste, wurden die Passagierlisten ausgewertet. Alles in allem ein gut organisiertes Protokoll der mittleren Sicherheitsstufe.
Infolgedessen hielt Paula Abstand, und beschloss, seinen Wegen nur mithilfe einer sehr ausgeklügelten Software zu folgen, die ihr e-Butler in der planetaren Cybersphäre manipuliert hatte.
Nach einer Woche hatte sie herausgefunden, dass Moalem seine offizielle Residenz in der Nähe des Parlamentsgebäudes oft zugunsten eines großen Privathauses in Baranslys exklusivstem Viertel Lake Hill verließ. Dort residierten die letzten Multimillionäre von Merioneth, und es schien der perfekte Ort, von dem sein Nest aus operieren konnte.
In der achten Nacht, nachdem ihre Monitorroutinen ihr bestätigt hatten, dass Moalem an einer spätabendlichen Kabinettssitzung teilnahm, brach Paula bei ihm ein.
Die Perimeter-Alarmsysteme und Sensoren waren schlicht unwirksam gegen ihre überragende Software und den aktiv geschalteten Tarnmodus, der ihren leichten Gefechtsanzug verbarg.
Sie durchschritt das großzügige Grundstück, registrierte die Wachhunde, die hier überall herumliefen. Das Unterholz der einheimischen Bäume bot ihr einen ausgezeichneten Schutz. Das Haus war auf einem Hügel errichtet, in den hohe Terrassen geschnitten worden waren. Aus Paulas Sicht war der Hügel perfekt dazu geeignet, einen unterirdischen Komplex zu tarnen.
Sie erklomm die Trockenmauer der letzten Terrasse. Direkt vor ihr erhob sich das Haus – ein dreistöckiges Gebäude aus dunkelgrauem Stein mit einem Laternenturm. Der Rasen zwischen ihr und der Hauswand bot kein bisschen Schutz und war gespickt mit Sensoren. Mithilfe ihrer Inserts konnte sie diejenigen, die auf ihrem Weg lagen, neutralisieren. Ihr e-Butler teilte ihr mit, dass auf dem Dachvorsprung verschiedene Bewegungsmelder aktiv schalteten, als sie weiter vordrang. Der Datenstrom in und außerhalb des Hauses verstärkte sich.
Paula huschte hinauf zu den bodenlangen Flügeltüren und schnitt mithilfe einer kompakten Powerklinge ein kreisrundes Loch in die Scheibe. Sie fand sich in einer großen Halle wieder, die dem architektonischen Konzept der Hochrenaissance nachempfunden war: eckige Säulen und eine gewölbte Decke mit dekorierten Paneelen. Die Lichter flammten auf, als sie schonhalb die geschwungene Treppe am Ende hinauf war. Fünf Sicherheitsleute mit erhobenen Masergewehren standen in einer
Weitere Kostenlose Bücher