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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Baransly präsentierte sich im Sommer eindeutig freundlicher. Ein warmer Stern der G-Klasse schien am meerblauen Himmel auf den Planeten hinab. Zerbrechlich wirkende Wolken verzierten den vor ihr liegenden Horizont, als Paula über den schmalen Feldweg marschierte, der durch die riesigen Anbauflächen schnitt, während sie ihr ultraleichtes p-Bike über den holprigen Untergrund schob. Die Luft war dicht und warm und schwer vom süßen Duft der Feuerblütenrebe. Deren Namen kannte sie nun. Sie war das Haupterzeugnis in diesem Distrikt. In der Wärme und Feuchtigkeit des Sommers hatten sich die berankten Spaliere zu langen Ehrengassen aus purpurfarbenen Blumen mit dicken gelben Staubgefäßen verwandelt. Die Blütenblätter wurden bereits schrumpelig und begannen, sich an den Spitzen schon braun zu verfärben – der Mittsommer nahte. In einem weiteren Monatwären die Früchte zu faustgroßen, dunkelvioletten Kugeln gereift. Das Fruchtfleisch war ein lokales Grundnahrungsmittel; das Äquivalent zu Kartoffel-Pie, nur dass man aus ihm auch noch Öl gewann.
    Sie erreicht die asphaltierte Straße am Ende des Pfads und stieg wieder aufs Bike. Es gab keinen Verkehr hier. Sie gab Gas und fuhr auf Baranslys Außenbezirke zu, die fünf Meilen entfernt lagen.
    Das Verkehrsleitsystem der Stadt reichte bis hierher. Es hatte ihr p-Bike registriert, als sie die Stadtgrenze erreicht hatte. Jetzt befand sie sich auf Route 2, einer der Hauptschnellstraßen der Stadt, auf der sich um sie herum der Nachmittagsverkehr sammelte. Sie teilte dem Netzwerk mit, dass sie zur Lislie Road wollte, und erhielt eine Durchfahrtserlaubnis. Ihre Fahrzeuglizenz war ebenfalls als gültig akzeptiert worden.
    Die Lislie Road befand sich inmitten eines ansprechenden Vororts mit kleinen Häusern. Die waren aus Aircorals gewachsen und trugen allesamt Kuppeldächer. Paula fuhr von der von Bäumen beschatteten Straße auf den breiten Bürgersteig, stellte den Motor ab und ging dazu über, selbst in die Pedale zu treten. Auf diese Weise wurde sie von der Verkehrsüberwachung nicht mehr erfasst. Vor Hausnummer 62 hielt sie an und rollte das Bike bis zur Eingangstür. Die akzeptierte den Code, den sie eingab, und schwang auf.
    Nelson Sheldon hatte Terrie Ority, dem Vorbesitzer, ein stattliches Sümmchen für seine Codes bezahlt, so wie er einem anderen Merioneth-Flüchtling die Bike-Lizenz abgekauft hatte. Die Vorbereitungen hatten über einen Monat in Anspruch genommen. Paula und Nelson hatten die Operation zusammen auf Augusta ausgeheckt, einer Industriewelt der Sheldon-Dynastie. Es war das erste Mal seit neun Jahrzehnten, dass Paula vom Direktorat freigenommen hatte. Sie hatte inzwischen acht Jahre Urlaub angesammelt. Die Personalabteilung war darüber erfreut gewesen, ihr Vorgesetzter neugierig.
    In Haus Nummer 62 war die Luft feucht und muffig. TerrieOrity war ein pingeliger Zeitgenosse; er hatte vor seiner Abreise überall den Strom abgestellt. Auch hatte er das meiste Mobiliar zurückgelassen. Paula schaltete die Klimaanlage wieder ein, und drehte die Wasserhähne auf, um die Rohrleitungen durchzuspülen. Einige alte Maidbots standen voll aufgeladen in ihren Nischen, also befahl sie ihnen, das Haus sauberzumachen.
    Den Rest des Nachmittags verbrachte sie damit, ihre angenommene Identität ins zivile und geschäftliche System einzuspeisen. Ihr Bankkonto war eröffnet und über eine Karte aufgefüllt worden. Sie registrierte sich bei einigen ortsansässigen Geschäften und organisierte eine Lebensmittellieferung. Dann setzte sich sie zurück, griff auf die planetare Cybersphäre zu und ließ ihre e-Butler eine Newsübersicht zusammenstellen. Sie wollte sich ein Bild davon machen, was auf Merioneth passiert war, seit vor fünf Monaten das Wurmloch geschlossen worden war.
    Es war, als hätte man einen kurzen, wenngleich brutalen Krieg verloren. Nachdem die halbe Bevölkerung den Planeten verlassen hatte, waren ganze Städte aufgegeben worden. Neue Konsumartikel waren schwer zu bekommen; auch wenn das nicht groß ins Gewicht fiel: Die Menschen nahmen sich einfach die zurückgelassenen Dinge aus den leerstehenden Häusern. Nahrungsmittel mussten im Winter zwar nicht rationiert werden, aber viele Lieblingsartikel waren nun nicht mehr auf dem Markt. Mit Interesse las Paula, dass medizinische Dienstleistungen, einschließlich der Rejuvenationskliniken, vorübergehend verstaatlicht worden waren, so dass sie auf gerechterer Basis neu organisiert werden konnten. Ganze

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