Die Dämonenfalle
glaube, genau darum hat die gute Bethany ihn so sehr geliebt. Dieser Spruch aus der Ersten Epoche: ›Gegensätze ziehen sich an‹. Vollkommener Quatsch. Sie lässt sich ebenfalls nichts sagen. Wie soll eine starke Persönlichkeit sich jemals zu einer schwachen hingezogen fühlen – sagen Sie mir das. Sie waren so glücklich, dass sie einander gefunden hatten. Niemand sonst konnte ihr Herz gewinnen. Nicht, dass es keiner versucht hätte, wenn Sie verstehen.«
»Ach wirklich?« Gareth Alan Pitchford konnte das Interesse in seiner Stimme nicht verbergen. »Sie hatte Verehrer?«
»Sie haben sie doch gesehen. Sie ist einfach umwerfend. Eine junge, bezaubernd hübsche Frau, die noch dazu alles andere als auf den Kopf gefallen ist. Natürlich hat sie Verehrer, und das nicht zu knapp.«
»Können Sie mir Namen nennen?«
»Wenn wir zusammen aus waren, haben die Typen praktisch Schlange gestanden, um ihr einen Drink auszugeben. Aberwenn Sie ständige Verehrer meinen, Jungs, die sie kannte … Alexander und Carter sind beide eifersüchtig auf Justin gewesen. Sie waren einer wie der andere hinter ihr her, bevor sie mit Justin zusammengekommen ist. Es hat mich immer gewundert, wie sie es geschafft haben, Freunde zu bleiben. Mit dem Ego eines Mannes ist das so eine Sache, finden Sie nicht auch?«
»Gewiss. Hielt diese Eifersucht an? Hat einer der beiden sich immer noch an sie heranzumachen versucht?«
»Nicht aktiv. Schließlich waren wir alle Freunde. Und nichts von dem, was ich gesehen habe – keine sehnsüchtigen Blicke, kein Herzschmerz – könnte so eine abscheuliche Tat provozieren. Ich kenne meine Freunde, Detective Pitchford, und sie wären zu einem Mord niemals fähig. Schon gar nicht zu so einem.«
»Wer dann?«
»Fragen Sie mich etwas Leichteres. Irgendjemand aus der Ersten Imperialen Epoche? Wäre ja möglich, dass von denen noch jemand lebt.«
»Falls dem so sein sollte, wäre es mir allerdings neu. Aber ich werde dem nachgehen. Wissen Sie, ob Justin sich irgendjemanden zum Feind gemacht hat? Nicht unbedingt in der letzten Zeit«, fügte er hinzu, »aber möglicherweise irgendwann einmal, seit Sie ihn kannten.«
»Sein Selbstbewusstsein ist so manchem auf die Nerven gegangen. Aber andererseits ist das eine Charaktereigenschaft, die wir mehr oder weniger alle besitzen. Kein Wesenszug jedenfalls, der jemanden zum Mord treiben würde.«
»Mr Kenyon behauptet, er sei nach dem Abendessen im Orange Grove mit Ihnen zusammen gewesen. Trifft das zu?«
»Voll und ganz. Wir sind zurück zu meinem Apartment gegangen. Es war schon nach zehn, und Babysitter sind in dieser Stadt sündhaft teuer.«
»Der Babysitter kann das bestätigen?«
»Ihre Beamten haben sie bereits befragt. Wir kamen etwa Viertel nach zehn wieder dort an.«
»Und danach? Haben Sie den Rest des Abends gemeinsam verbracht?«
»Bis Carter den Anruf erhalten hat, ja. Wir haben ein Gläschen Wein getrunken, und ich hab ihm mein neuestes Werk gezeigt. Haben geredet. Nicht lange allerdings. Wir waren noch nicht einmal zu Bett gegangen, bevor er losgerannt ist.« Sie strich mit den Fingern über den Ledereinband des Buches vor ihr auf dem Tisch. »Was für ein schrecklicher, schrecklicher Tag.«
Nachdem Christine das Zimmer verlassen hatte, schaute Gareth Alan Pitchford uns mit sorgenschwerem Gesichtsausdruck an. Es schien, als wollte er unsere Erlaubnis einholen für die Vernehmung, die sich, wie wir alle wussten, nicht vermeiden ließ. Schließlich neigte Neill Heller Caesar kaum merklich den Kopf.
Bethany Maria Caesar hatte, seit ich sie in Justins Quartier gesehen hatte, ihre Fassung ein wenig wiedererlangt. Jedenfalls weinte sie nicht mehr, und ihr Haar war wieder in Ordnung gebracht. An ihrer Blässe war nichts zu machen, und auch nicht an ihren wie vernichtet herabhängenden Schultern. Ein trauriger Anblick bei einem so jungen und vor Leben sprühenden Menschen.
Neill Heller Caesar kam mir zuvor und bot ihr eilig einen Stuhl an. Sie bedankte sich mit einem zaghaften Lächeln und nahm leicht unbeholfen darauf Platz, als wöge ihr Körper mehr als sonst.
»Ich bitte um Entschuldigung, dass wir Sie hierherbringen mussten, Miss Caesar«, begann der Detective. »Ich werde es so kurz wie möglich machen. Wir haben nur ein paar Fragen. Reine Formalitäten.«
»Ich verstehe.« Sie lächelte tapfer.
»Wo waren Sie um zehn Uhr dreißig an diesem Abend?«
»Ich bin nach dem Essen zurück in mein Quartier am Uffington gegangen. Ich musste noch
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